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Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Titel: Finn und der Kristall der Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Konrad
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die Decke und döste schließlich ein.
     
    Finn erwachte davon, dass jemand die Hintertür mit einem Krach zuschlug. Lautes Stimmengewirr erklang im Flur.
    Erschrocken sprang Finn auf die Beine, aber das Mädchen – Lucy – öffnete nur langsam die Augen.
    „Da sind sie ja endlich!“, sagte sie zufrieden. Dann setzte sie sich hin, streckte sich und stand langsam auf.
    „Wir sind in der Küche!“, rief sie.
    In der Türöffnung erschien eine kleine Schar Kinder, deren fröhliche Stimmen bei seinem Anblick abrupt erstarben.
    „Das gibt’s doch nicht“, sagte ein kleiner, blonder Junge und starrte Finn von der Türöffnung aus an.
    „Nun geht doch mal weiter“, sagte eine andere Stimme. Jemand schien dem blonden Jungen von hinten einen Schubs gegeben zu haben, denn er stolperte nach vorne und ein anderes Kind, bepackt mit einem alten, vielfach geflickten Korb, erschien in der Küche.
    Finn starrte den Jungen an wie eine Erscheinung. Der Junge ließ seinen Korb fallen. Brötchen, Brote und einige Äpfel kullerten durch den Raum. Die beiden Jungen bemerkten es nicht. Sie blickten einander an und hatten das Gefühl, in einen Spiegel zu sehen. Bis auf die Kleidung glichen sie einander bis aufs Haar.
    „Siehst du“, ertönte plötzlich Lucys fröhliche Stimme in das fassungslose Schweigen hinein, „ich habe dir doch gesagt, dass er absolut genauso aussieht wie du!“
     
     
     
    „Wer bist du?“, fragte Finn, als er das Gefühl hatte, seiner Stimme wieder trauen zu können.
    „Ich heiße Tom“, sagte der andere Junge, „und du?“
    „Ich bin Finn!“
    Der andere Junge wurde noch eine blasser.
    „Finn, ja?“
    Er musterte Finns Gesicht, als wolle er irgendeinen Unterschied zu seinem eigenen Gesicht entdecken, und auch Finn konnte seinen Blick nicht von seinem Ebenbild wenden. Soweit er es sehen konnte, gab es da keinen Unterschied. Vielleicht waren die Haare des anderen Jungen einen Tick länger, und natürlich trugen sie nicht dieselbe Kleidung. Finn hatte nach wie vor eine teure Hose und sein neues Hemd an, wenn auch beides inzwischen einige Flecken abbekommen hatte, wohl vom Übernachten im Freien und dem Aufenthalt in dem schmutzigen Keller. Der andere Junge dagegen trug alte Kleidung, ein Hemd, das ihm viel zu groß war und eine vielfach geflickte kurze Hose. Die Gesichter aber glichen sich auf geradezu unheimliche Weise.
    Plötzlich seufzte der andere Junge.
    „Ich glaube, wir werden uns viel zu erzählen haben“, sagte er. „Aber lass uns zuerst mal etwas essen!“
    Jetzt erst erinnerte sich Finn der anderen Kinder. Der kleine blonde Junge schien ebenso erstarrt zu sein wie der Junge namens Tom und er selber. Ein größerer, braunhaariger Junge blickte verwirrt von einem zum anderen, sagte aber keinen Ton.
    Ein weiterer, ziemlich dicker Junge, hatte unterdessen begonnen, das heruntergefallene Essen aufzusammeln und wortlos zurück in den Korb zu legen.
    Nur Lucy schien vergnügt wie zuvor zu sein.
    „Gute Idee!“, sagte sie, nahm dem dicken Jungen den Korb aus der Hand und stellte ihn auf den Boden. „Guten Appetit!“
    Die Kinder setzten sich im Kreis um den Korb herum, und jeder griff hinein und nahm sich ein Stück Brot oder ein Brötchen, wobei sie Finn weiterhin unsichere Blicke zuwarfen.
    Finn hätte gerne etwas gegessen, wagte aber nicht, einfach so, wie die anderen, in den Korb zu greifen. Schließlich war er ein Eindringling, gehörte nicht zu ihrer Gemeinschaft.
    Lucy schien das zu spüren. Freundlich reichte sie ihm ein Stück Brot. Finn bemerkte, dass es ein wenig altbacken war, aber in seinem Hunger hätte ihm auch ein steinhartes Brot geschmeckt.
    Bald saß er zufrieden zwischen den anderen, lauschte ihren langsam wieder einsetzenden Unterhaltungen und begann, sich wohler zu fühlen. Nur hin und wieder warf er verstohlene Blicke zu dem Jungen, der ihm so merkwürdig glich.
    Einige Male fing er ebenso verstohlene Blicke des anderen Jungen – Tom, wie er sich erinnerte – auf.
    Ja, sie würden wohl einiges zu erzählen haben.
     
     
     
     
    „Ich wurde als Baby auf den Treppenstufen einer Kirche gefunden“, berichtete Finn.
    „Ich war in eine alte Decke eingewickelt, und hatte einen Zettel bei mir, auf dem mein Name stand.“
    Die Kinder hatten einiges von den Broten und auch die Äpfel gegessen, und auf Toms Geheiß hin hatten sie sich auf dem Fußboden im Kreis gesetzt, wo Finn begonnen hatte, seine Geschichte zu erzählen.
    Die anderen Kinder sahen ihn mit großen

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