Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)
verbringen.“
„Na dann!“
Lucy lachte fröhlich.
„Auf zum Bonbonladen!“
Der Weg durch die Straßen der Stadt kam Finn nun, da er nicht mehr alleine war, viel kürzer vor. Er unterhielt sich mit Tom und Lucy und achtete kaum auf die Umgebung. Am liebsten hätte er Tom gefragt, bei wem er aufgewachsen war und was so schlimm an seinem Zuhause gewesen war, dass er es vorgezogen hatte, fort zu laufen und alleine zu leben. Ein bisschen eigenartig war ihm bei dem Gedanken zumute. Wie mochte es wohl sein, nicht zur Schule zu gehen? Ihm, Finn, machte die Schule eigentlich Spaß, wenn ihn auch die Hausaufgaben oft störten. Aber trotzdem hatte er eingesehen, dass man lernen musste, um Erfolg im Leben zu haben. Nur – wie war das mit Tom? Würde er niemals Erfolg im Leben haben können, da er zu wenig gelernt hatte? Sicher würde er als erwachsener Mann nicht mehr in einer Hausruine wohnen können, mehr schlecht als recht umsorgt von freundlichen Ladenbesitzern, die Mitleid mit ihm hatten.
So sehr ihn all das interessierte, so sicher war er sich doch auch, dass es noch zu früh für ihn sei, diese Fragen zu stellen. Bestimmt würde Tom ihm irgendwann seine Geschichte erzählen. Wenn er soweit war.
Stattdessen unterhielten sie sich über alles Mögliche, stellten Vermutungen an, um was es sich bei dem geheimnisvollen „Etwas“, das die Schmidts unbedingt haben wollten, wohl handeln mochte, und versuchten zu planen, wie sie die beiden wohl belauschen konnten.
Vor dem Bonbonladen stand wie beim letzten Mal wieder eine kleine Traube Kinder, die sich die Nasen vor dem Schaufenster platt drückten.
Finn fiel wieder das Geld in seiner Hosentasche ein, aber wieder erschien ihm der Zeitpunkt nicht geeignet.
Jetzt mussten sie zuerst einmal das Wirtshaus finden.
Den Weg zu finden gelang Finn schneller, als er erwartet hatte. Er erkannte einige der Straßen und auch viele der Geschäfte wieder. An der Bäckerei, die um die Ecke des Wirtshauses lag, hielt er an und zog Lucy und Tom in einen Hauseingang.
„Da vorne links ist es“, sagte er. „Lasst uns zuerst einmal gucken, ob die beiden überhaupt da sind.“
Vorsichtig lugten die drei um die Ecke. Doch, das große, schöne Auto stand dort, direkt vor dem Eingang des Wirtshauses.
Tom und Lucy staunten.
„So reiche Leute wollten deine Eltern werden?“, fragte Lucy fassungslos.
„So reiche Leute taten so, als wollten sie meine Eltern werden“, verbesserte Finn. „Ich glaube, ich hätte lieber ärmere und dafür ehrliche Eltern gehabt.“
Lucy verzog das Gesicht.
„Stimmt auch wieder“, sagte sie, „aber das Auto ist wirklich toll!“
Dann holte sie tief Luft.
„Ich gehe dann mal“, verkündete sie, und wie sie es abgesprochen hatten, verschwand sie alleine in Richtung des Wirtshauses.
Tom und Finn dagegen zogen sich außer Sichtweite in einen kleinen Hinterhof zurück und setzten sich neben eine Kellertreppe.
Es entstand eine merkwürdige Stille, geradeso, als wüssten sich die beiden ohne Lucys fröhliche Gegenwart nicht mehr viel zu sagen. Finn sah verlegen zu Boden, blickte dann aber doch auf und bemerkte, dass Tom ihn musterte.
„Schon komisch“, sagte Tom, „Dich anzugucken und mein eigenes Gesicht zu sehen. Ich glaube bestimmt, dass wir Brüder sind. Ich wüsste gerne, wer unsere Eltern waren.“
„Und warum sie uns ausgesetzt haben.“
Nachdenklich starrte Finn vor sich hin.
„Vielleicht waren sie furchtbar arm und konnten uns nicht ernähren?“
„Aber warum haben sie uns nicht zusammen ausgesetzt? Warum in zwei unterschiedlichen Städten?“, grübelte Finn.
„Und warum haben sie uns beiden denselben Namen gegeben?“, wollte Tom wissen.
„Vielleicht finden wir es heraus“, antwortete Finn. „Das, was die Schmidts von mir wollten, muss etwas mit unserer Geburt zu tun gehabt haben. Denn eins ist sicher – im Kinderheim besaß ich nichts, was irgendwer hätte gebrauchen können!“
„Gar nichts?“, fragte Tom neugierig.
„Na ja, einen kaputten Spielzeuglaster“, kicherte Finn, „aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die zwei nun den unbedingt haben wollten!“
„Liegt der eigentlich noch im Wirtshaus?“, wollte Tom wissen.
„Ja, ich bin fortgelaufen, ohne noch einmal in mein Zimmer zu gehen. Eigentlich hätte ich meine Sachen ganz gerne wieder. Den Laster hat mir Rosie geschenkt, und in meiner Tasche sind auch zwei Briefe von ihr!“
„Wer ist denn Rosie?“, fragte Tom neugierig. Finn erklärte
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