Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Titel: Finn und der Kristall der Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Konrad
Vom Netzwerk:
gar nicht genießen.
    In diesem Moment hatte er eine Idee.
     
    Gut zwei  Stunden später hatten die beiden Jungen den Stadtrand erreicht. Finn hatte noch nie eine Gegend wie diese gesehen. Die Grundstücke waren  groß, die Gärten gepflegt, und jedes einzelne Haus war so geräumig wie das Kinderheim, in dem er aufgewachsen war, nur dass anscheinend jedes von ihnen nur einer einzigen Familie gehörte. Die Straßen waren sauber und in regelmäßigen Abständen gab es Gaslaternen, die nachts sicherlich ausreichend Licht spendeten.
    Vor einigen der Häuser standen Autos.
    „Wir müssen jemanden fragen“, stellte Tom fest.
    „Ich trau mich nicht“, sagte Finn zaghaft. „Was, wenn die wieder auf die Idee kommen, dass wir in der Schule sein sollten?“
    Tom sah sich suchend um. Es waren kaum Menschen auf der Straße. Hier und da sah man ein paar Leute eilig vorbei huschen. Tom lächelte. In einem der Gärten arbeitete ein alter Mann. Tom zog seinen Bruder zu diesem Garten hin.
    „Entschuldigen Sie“, begann er höflich. Der Gärtner beachtete ihn nicht. „Entschuldigen Sie“, versuchte er es lauter. Jetzt sah der alte Mann von seiner Arbeit auf. „Könnten Sie uns bitte sagen, wo die Schule ist?“
    „Die was?“, krächzte der alte Mann.
    „Schule“, rief Tom nun ziemlich laut. „Die Schule!“
    „Man sollte meinen, ihr wisst, wo die Schule ist. Immerhin solltet ihr da jetzt gerade sein!“
    Finn verdrehte die Augen und wollte sich schon abwenden, als Gärtner die Straße hinunter zeigte.
    „Zweite Straße rechts, könnt ihr nicht verfehlen!“
    „Dankeschön“, rief Tom laut zurück, und auch Finn bedankte sich, obwohl er nicht sicher war, dass der alte Mann ihn verstehen konnte. Aber vielleicht hatte er ja an seinen Lippen ablesen können, dass er sich bedankt hatte.
    „Und dann?“, fragte Tom. „Einfach in die Schule hinein und gucken, ob da jemand ist, der uns ähnlich sieht?“
    „Wir sollten vielleicht lieber bis zur Pause warten“, schlug Finn vor. „Wenn die Kinder draußen spielen, sehen wir ja vielleicht selber, ob da jemand ist. Und wenn nicht – dann können wir immer noch fragen. Oder wir müssen eine andere Schule suchen. Möglicherweise gibt es mehrere.“
     
    Durch die Fenster konnten die Jungen die Kinder sehen, die eifrig über ihre Tische gebeugt saßen.
    „Ich wäre vielleicht im nächsten Jahr zu Ostern auf die höhere Schule gekommen“, sagte Finn leise. In diesem Moment hatte er schmerzliche Sehnsucht nach Fräulein Winter, nach dem Waisenhaus und sogar nach seiner Schule.
    „Wenn das hier vorbei ist, kannst du immer noch auf die höhere Schule gehen“, sagte Tom nachdenklich.
    „Ich weiß nicht einmal, ob Fräulein Winter das genehmigt bekommen hätte. Das Waisenhaus hat nicht so viel Geld. Und so ein Schulbesuch kostet nun einmal Geld. Aber ich denke, meine Zensuren waren wohl…“
    „Und was“, sagte eine raue Stimme hinter ihnen, „machen die Herren wohl außerhalb der Schulmauern?“
    Erschrocken fuhren die Jungen herum. Ein großer, breitschultriger Mann stand vor ihnen, der sie streng musterte. Dann runzelte er plötzlich die Stirn, beugte sich zu den Brüdern hinab und betrachtete sich genauer, erst den einen, dann den anderen.
    Schließlich schüttelte er verwirrt den Kopf.
    „Wir suchen jemanden“, sagte Finn schüchtern. „Wir dachten, dass er vielleicht…“
    „…hier in die Schule geht? Nun, ich denke, da kann ich euch helfen.“ Der große Mann richtete sich wieder auf und fuhr sich durch die Haare.
    „Kommt mit“, befahl er schließlich den Kindern. Eingeschüchtert folgten Tom und Finn den großen Mann. Dieser betrat forsch das Schulgebäude, ging durch einen kleinen Flur und öffnete eine Tür.
    „Jacob, komm bitte einmal her“, rief er in die Klasse. Aus dem Klassenraum war ein leises Raunen zu hören, dann kamen Schritte näher.
    Und plötzlich stand ein Junge im Flur, mit rotblondem Schopf und blauen Augen. Er glich Tom und Finn aufs Haar.
     
    Verwirrt starrte der Junge Tom und Finn an. Die beiden wagten kaum zu atmen.
    „Klärt bitte, was ihr zu klären habt, und dann kommt Jacob wieder hinein“, sagte der große Mann streng.
    „Jawohl, Herr Olsen“, antwortete der Junge namens Jacob leise, und der Lehrer verschwand im Klassenraum und schloss die Tür hinter sich.
    Tom und Finn sahen sich erstaunt an. Dieser Jacob hatte sogar die gleiche Stimme wie sie.
    Der Junge zog die Stirn in Falten. Sein eben noch höflicher

Weitere Kostenlose Bücher