Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)
besser, wenn ein Erwachsener auf sie achtgab.
Die Kinder allerdings freuten sich. Auch ihnen war schon der Gedanke gekommen, dass so eine Suche mit einem Erwachsenen als Helfer vielleicht weniger gefährlich sein mochte.
Und so machten sich die vier auf den Weg. Jeder der Brüder hielt eines der Kristallstücke wohl verborgen in der Jackentasche, nur die beiden ehemals zerknüllten Zettel trug Paul, der Milchmann, nun sorgfältig glatt gestrichen, in seinem Mantel.
„Übrigens haben wir es geschafft, Mark vor dem Polizisten zu retten“, berichtete Lucy Finn auf dem Weg zum Fleischer. Sie gingen über kleine Seitenstraßen und mieden die hellen Gaslaternen, aber trotzdem war ihnen bei jedem der wenigen Autos, welche auf der Straße fuhren, ein wenig unwohl zumute.
„Nachdem der Polizist zu Mark gegangen war, sind wir anderen wieder zurück geschlichen. Wir haben überlegt, was wir tun sollten. Schließlich hatte Rudolf eine tolle Idee. An einer Straßenkreuzung ganz nahe bei den anderen stand ein zweiter Polizist. Rudolf ist zu ihm gelaufen und hat ganz aufgeregt getan. Er sagte, jemand habe seine Geldbörse gestohlen. Zum Glück sieht Rudolf erwachsen und vernünftig genug aus, dass der Polizist ihm das geglaubt hat, wenn er auch nicht so phantastisch Theater spielen kann wie unser Mark. Jedenfalls hat der Polizist sofort die Verfolgung aufgenommen, und dabei hat er in seine Trillerpfeife geblasen, um Verstärkung anzufordern. Ja, und der erste Polizist hat zu Mark gesagt, er käme gleich wieder und Mark solle sich keine Sorgen machen, er würde ihm schon helfen und bald ginge es ihm besser. Und dann ist der Polizist gerannt. Natürlich hat sich Mark keine Sorgen mehr gemacht – jetzt nicht mehr.“
Sie kicherte. Auch Tom und Finn mussten lachen. Lediglich Paul betrachtete die Kinder nachdenklich.
Nach kurzer Zeit kamen sie bei der Schlachterei an. Das Geschäft hatte schon geschlossen, aber hinter der Schaufensterscheibe war noch ein Mensch zu sehen, der gerade sauber machte.
Paul klopfte energisch an die Tür.
Der Mensch hinter der Schaufensterscheibe kam überrascht näher. Es war Anton, der, als er die Kinder entdeckte, zu lächeln begann und die Tür öffnete.
„Was führt euch zu mir, meine Herrschaften?“, fragte er fröhlich. „Die guten Würste oder doch wieder ein neues Abenteuer?“
„Eher das Abenteuer“, gestand Tom, „obwohl ich natürlich zu einer Wurst auch nicht nein sagen würde.“
„Na, dann kommt mal herein“, lachte Anton und ließ die kleine Gruppe in den Laden. Die beiden Männer machten sich miteinander bekannt, lediglich Lucy brachte kein Wort heraus. Bei all den feinen Düften im Laden hatte es ihr wohl die Sprache verschlagen.
Schließlich erbarmte sich Finn und stellte die Freundin vor.
„Gut, dass mein Vater schon zu Hause ist“, sagte Anton. „Leider sind hier nur zwei Stühle zum Sitzen – für müde Hausfrauen, die nicht so lange anstehen können. Oder für Kinder, die von ihren Abenteuern berichten wollen!“
Schließlich wurde beschlossen, dass die Männer die Stühle benutzen sollten, während die Kinder sich auf den Boden hockten. Jedes der Kinder bekam ein großes Stück Wurst in die Hand gedrückt, und auch der Milchmann bekam seine Portion ab.
Kauend berichteten die vier dem Fleischer, was sich in der Zwischenzeit zugetragen hatte, lediglich Lucy war immer noch ungewohnt still und warf kaum mal ein Wort in das Gespräch ein.
„Darf ich die geheimnisvollen Steine mal sehen?“, fragte Anton höflich, als sie geendet hatten. Sofort holten die Jungen ihre Steine aus der Tasche und schoben sie zusammen, so dass man das fehlende Stück gut sehen konnte. Anton betrachtete die Stücke nachdenklich. Dann warf er einen kurzen Blick auf die Jungen, bevor er sich wieder ihnen die Steine zurück reichte.
„Der Wächter Sohn Dreieinigkeit“, wiederholte er den Vers, den die Kinder ihm aufgesagt hatten. „Es heilet den Kristall der Zeit…“
Er warf dem Milchmann einen Blick zu.
„Es sind nur zwei Jungen“, sagte er zu Paul.
„Und es fehlt ziemlich genau ein Drittel des Steines“, antwortete der Milchmann.
Die Jungen vergaßen zu kauen und wagten kaum, Luft zu holen.
„Dreieinigkeit“, wiederholte Anton und nickte. „Und der Stein soll hinterher geheilt sein.“
Plötzlich wandte er sich den Jungen zu.
„Erzählt ihr mir, wann und wo genau ihr gefunden worden seid?“
Finn wollte sprechen, aber seine Stimme versagte ihm. Er musste
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