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Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Titel: Finn und der Kristall der Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Konrad
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dazu“, strahlte er. Auch Finn lächelte.
    Der besorgte Ausdruck auf Antons Gesicht entging ihm. Auch Paul, der Milchmann, schien sich nicht mit ihnen freuen zu können.
    „Kinder“, sagte er leise, „ich will euch nicht den Mut nehmen, aber denkt immer daran – es könnte sein, dass euer Bruder, wenn er es denn ist, ganz anders ist als ihr.“
     
    Die Kinder beschlossen, für heute nach Hause zu gehen und früh am nächsten Morgen zu jener Gegend am Stadtrand aufzubrechen, die Anton ihnen genannt hatte als vermutliches Zuhause ihres Bruders. Es hatte wenig Sinn, fanden sie, ohne den dritten Teil des Steins das geheime Schloss zu suchen.
    Paul konnte sie am nächsten Tag nicht begleiten, da er seine Milch ausfahren musste, und auch Anton erklärte, dass er keine Zeit habe. Andererseits, so sagte er, konnten die Schmidts unmöglich wissen, dass es noch einen dritten Bruder gab, da sie doch von dem zweiten schon nichts gewusst hatten, und es war ausgesprochen unwahrscheinlich, dass sie sich ohne besonderen Grund in jenen Vorort begeben sollten.
    Trotzdem mussten die Kinder versprechen, keine Dummheiten zu begehen und, bevor sie etwas wegen des Grafen und der Burgruine unternehmen würden, noch mit einem der beiden Erwachsenen zu sprechen.
    Vor der Schlachterei verabschiedeten sich die Kinder von den beiden Männern. Finn bemerkte, dass es Lucy und Tom erleichterte, den beiden nicht den genauen Ort ihres Unterschlupfes nennen zu müssen. Bisher hatte noch nie ein Erwachsener von ihrem Haus erfahren, und anscheinend wollten sie es dabei belassen. Finn hatte Verständnis dafür, obwohl er selber mit durchaus vertrauenswürdigen Erwachsenen aufgewachsen war und keinerlei Probleme damit gehabt hätte, einem Erwachsenen auch ein wichtiges Geheimnis anzuvertrauen.
    Keines der Kinder bemerkte die dunkle Gestalt, die vorsichtig und ungesehen hinter ihnen her schlüpfte, jeden Schatten sorgfältig ausnutzend, und die sie beobachtete, bis sie sicher im Haus angekommen waren.
     
    Finn erwachte sehr früh am nächsten Morgen. Am Abend zuvor war er noch so müde gewesen, dass er geglaubt hatte, er würde vielleicht nicht freiwillig aus dem Bett kommen, aber bei dem Gedanken, womöglich noch einen weiteren Bruder zu finden,  konnte er nicht mehr einschlafen.
    Er sah zu Tom hinüber und bemerkte, dass auch er schon wach war.
    Leise, um die anderen nicht zu stören, schlichen sie sich aus dem Zimmer, liefen fröstelnd durch den verwilderten Garten auf die Toilette, wuschen sich hastig mit dem eisigen Brunnenwasser und schlüpften wieder ins Haus. In der Küche war es klirrend kalt. Lucy schlief noch, unter einem Berg von alten Kleidungsstücken und Decken kaum zu erkennen. Leise holten sich die Kinder ein wenig Brot und etwas von der Wurst, die Anton ihnen am Tag zuvor geschenkt hatte.
    Dann verschwanden sie schnell aus der Küche, schnappten sich ohne Worte ihre Jacken und liefen nach draußen.
    Erst als sie auf der Straße standen, sprachen sie.
    „Meinst du nicht, Lucy wird wütend sein, wenn wir sie einfach hier lassen?“, fragte Finn beklommen.
    „Ach“, sagte Tom unbekümmert, „lassen wir sie doch schlafen.“
    Er biss in seine Wurst. „Ich denke, wir schaffen das auch alleine, oder?“
    „Klar schaffen wir das“, antwortete Finn. „Aber es kann doch sein, dass sie gerne dabei wäre, und dann wird sie vermutlich drei Tage lang nicht mit uns sprechen.“
    „Könnte sein“, gab Tom ein wenig unbehaglich zu. „Aber eigentlich ist sie nie sehr lange böse auf einen.“
    Eine Weile gingen sie schweigend dahin.
    „Wie wollen wir den Jungen eigentlich finden?“, fragte Finn schließlich. „Wir können ja wohl kaum überall klingeln und fragen, ob sie ein Kind haben, das vor neun Jahren auf den Treppen einer Kirche gefunden wurde.“
    „Meinst du, der Junge sieht uns ähnlich?“, sagte Tom, ohne auf Finns Frage einzugehen.
    „Wenn er wirklich unser Bruder ist, wird er das wohl“, antwortete Finn. „Aber vielleicht sieht er uns nicht so ähnlich, wie wir beiden uns ähnlich sehen. Paul meinte, wir wären vielleicht enttäuscht.“
    „Er muss uns ja nicht so ähnlich sehen. Wenn er unser Bruder ist, werden wir ihn auch mögen, wenn er ganz anders aussieht.“
    „Aber wie sollen wir ihn erkennen?“
    Tief in Gedanken versunken gingen sie weiter. Allmählich ging die Sonne auf; es versprach, ein schöner Tag zu werden. Eigentlich, dachte Finn, müsste er jetzt in der Schule sitzen und könnte den schönen Tag

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