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Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Titel: Finn und der Kristall der Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Konrad
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satt und zufrieden am Tisch. Finn merkte kaum, dass ihm langsam die Augen zufielen. Die vierundzwanzig Stunden ohne zu schlafen forderten ihren Tribut.
     
    Als Finn aufwachte, wusste er zunächst nicht, wo er war. Das Zimmer, in dem er sich befand, sah ungewohnt aus, obwohl er auf den ersten Blick nicht genau sagen konnte, was so anders war. Müde setzte er sich auf und rieb sich die Augen. Er stellte fest, dass er auf einer schmalen Matratze geschlafen hatte, die auf dem Boden lag. Neben ihm lag sein Bruder Tom, und an der Kopfseite der beiden Schlafstätten war eine weitere Matratze quer gelegt worden, auf der Jacob lag und ebenfalls schlief.
    Es beruhigte Finn, dass seine Brüder bei ihm waren. Obwohl sie ja, genau genommen, nicht seine Brüder waren. Aber was waren sie dann? Finn rieb sich nachdenklich den zerzausten Schopf.
    In der letzten Nacht erst hatten sie erfahren, dass sie alle drei ursprünglich nur ein Kind gewesen waren. In der alten Burgruine von Burgfeld hatten sie die Schmidts belauscht – wenn denn Schmidt überhaupt ihr richtiger Name war, dachte Finn wütend – und dabei gehört, dass sie als Kind – als ein Kind! – aus der Zukunft in die Vergangenheit geschickt worden waren. Aber etwas war schief gegangen. Der Kristall, der diese Zeitreisen anscheinend erst ermöglichte, war in drei Teile zerbrochen, und sie selber – oder besser gesagt, der eine Junge, der er einmal gewesen war – hatte sich verdreifacht.
    Mit schiefem Grinsen dachte Finn, dass das zumindest besser war als anders herum. Sonst hätten auf den Treppenstufen von St. Bonifaz vielleicht nur die Beine gelegen, vor dem kleinen Kirchlein St. Servatius in Hohenstadt, wo man Tom gefunden hatte, hätte ein Kopf gelegen, und den Bauch hätte man bei St. Pankraz gefunden, was dem armen Ehepaar, das Jacob gefunden und später adoptiert hatte, sicher einen heillosen Schrecken eingejagt hätte.
    Finn streckte sich und warf einen Blick aus dem Fenster. Er hätte nicht sagen können, wie spät es war, aber er hielt es für eine gute Idee, seine Brüder zu wecken.
    Doch, dachte er, es waren seine Brüder. Wie auch immer es hatte passieren können, dass aus einem Jungen drei geworden waren, jetzt gab es sie nun einmal alle drei. Und das würde, dachte er zufrieden, auch so bleiben.
    „Aufstehen!“, rief Finn und schüttelte Tom an der Schulter. Und dann gleich noch einmal: „Aufstehen!“
    Verschlafen öffnete Tom ein Auge. Dann das zweite. Und schien schlagartig aufzuwachen, als er bemerkte, wo er sich befand. Auch Jacob fuhr mit einem Ruck von seiner Schlafstatt hoch.
    „Himmel, wir sind im Jahr 2005!“, rief er.
    „Ja“, antwortete Finn, „und hier gibt es Kühlschränke und solche Wellendinger“
    „Mikrowellen“, nickte Jacob. „Mikrowellen und warmes Wasser aus der Wand! Und ich dachte, unser Badeofen zuhause sei schon großartig.“
    Einen Moment schwieg er. „Was meint ihr“, fragte er dann leise, „ob wir irgendwann auch wieder zurück kommen? Bestimmt vermissen mich meine Eltern. Oder zumindest haben sie mich vermisst. Inzwischen sind sie sicher…“
    Er sprach es nicht aus. Der Gedanke, dass seine Eltern nach so vielen Jahren schon lange tot waren, schnürte ihm den Hals zu.
    „Ich glaube, wir sind in jede Richtung einmal gereist“, sagte Tom energisch. „Als Babys in die Vergangenheit und gestern zurück in die Zukunft. Also müssten wir auch wieder in die Vergangenheit reisen können.“
    „Wieso denkst du, dass wir als Babys in die Vergangenheit gereist sind?“,  fragte Finn interessiert. „Wir könnten ebenso gut achtzig Jahre aus der Vergangenheit gekommen sein. Aus dem Jahr…“ – er rechnete kurz nach – „achtzehnhundertfünfundvierzig!“
    „Ich glaube nicht“, sagte Tom nachdenklich. „Wegen der Decke, wisst ihr?“
    „Welche Decke?“, fragte Finn verblüfft. Jacobs Gesicht hellte sich auf.
    „Stimmt, meine Decke“, rief er. Eifrig wandte er sich an Finn. „Du erinnerst dich doch, wie meine Babydecke aussah und sich angefühlt hat. Wir dachten, dass sie bestimmt unheimlich teuer gewesen sein musste, aber tatsächlich kann ich mich nicht erinnern, jemals so eine Decke gesehen zu haben. Ich glaube eher, dass die Decke aus dieser Zeit hier kommt als aus irgendeiner Vergangenheit.“ Mit einer Hand wies er auf eine der Decken, die Richard ihnen zum Schlafen gegeben hatte. Am Morgen waren sie so übermüdet gewesen, dass er nichts mehr richtig wahrgenommen hatte, aber jetzt bei Tageslicht

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