Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)
Lusche im Laufen. Wir sind nicht mehr eine Person. Wir sind drei!“
„Ja, aber“ Finn war nicht überzeugt. „Wir wollten doch versuchen, das Geheimnis dieses Steines herauszufinden. Irgendwie kann man damit reisen und irgendwie hat es mit unseren richtigen Eltern zu tun. Wenn wir jetzt aber versuchen, mit diesem Stein zu reisen, dann…“ Er stockte. „Könnte es nicht sein, dass wir dann wieder zu einer Person werden?“
Tom sah ihn unglücklich an. „Ich will euch nicht verlieren“, sagte er leise. Jacob schüttelte den Kopf.
„Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das gehen soll“, sagte er nachdenklich. „Wir sind doch in all den Jahren so unterschiedlich geworden – wie sollen wir wieder zu einer Person werden? Eine Person, die gleichzeitig lesen kann und es nicht kann?“
„Ja, und die eine Lusche im Laufen ist und gleichzeitig richtig schnell flitzen kann!“, lächelte Finn.
„Und die die Schmidts kennt und sie gleichzeitig noch nie gesehen hat“, sagte Tom zaghaft.
Jacob nickte energisch. „Genau“, sagte er.
„Vielleicht sollten wir zuerst einmal versuchen, herauszufinden, wie man mit dem Stein überhaupt reist?“, schlug Finn zaghaft vor. „Danach müssen wir ohnehin noch überlegen, wie wir in diesen Keller unter der Kapelle kommen, ohne dass die Schmidts uns erwischen.“
„Ist euch übrigens aufgefallen, dass die beiden immer noch nicht wissen, dass wir zu dritt sind?“, fragte Tom und wühlte in seiner Tasche nach seinem Teil des Steins. Auch Finn zog seinen Stück des Kristalls heraus. Jacob hatte sein Kristallstück schon in der Hand und strich nun das Papier glatt, in dem es eingewickelt gewickelt war und auf dem der merkwürdige Vers stand, der irgendwie mit dem Stein zusammen hängen sollte und den noch keiner von ihnen gelesen hatte.
Langsam und beinahe unmerklich war es im Osten heller geworden, aber zum größten Teil lagen die Stufen der Kirchentreppe immer noch im Schatten. Lediglich ganz am Anfang der Treppe trafen ein paar Sonnenstrahlen die kalten Steine. Wortlos rutschten die Jungen auf die unterste Stufe und legten den Zettel zwischen sich.
„Wir sollten versuchen, das Gedicht auswendig zu lernen“, schlug Tom vor. „Dann müssen wir zurück zur Burgruine, die Schmidts da irgendwie weglocken und dann so schnell wie möglich den Stein zusammen halten und das Gedicht aufsagen und gucken, was passiert.“
„Und wenn nichts passiert?“, fragte Finn.
„Die Schmidts glauben, dass der Stein noch funktioniert, wenn man alle Teile hat“, sagte Jacob. „Zumindest haben sie das vorhin gesagt.“
„Also machen wir jetzt so eine Art Probe, und wenn alles gut klappt, dann versuchen wir, richtig mit dem Stein zu reisen?“, fragte Finn.
„Und wenn wir nun doch wieder zu einer Person werden?“, warf Tom unglücklich ein.
Eine Weile schwiegen die Kinder, dann sagte Finn: „Wir versuchen zuerst einmal, den Text zu lesen. Wenn wir das hinbekommen haben, können wir uns immer noch überlegen, was wir tun wollen. Aber eins sage ich euch – selbst wenn wir nicht mit diesem Stein reisen – den Schmidts gebe ich den Stein nicht. Auf die bin ich wütend!“
Jacob lachte. „Na, dann versuchen wir mal, herauszufinden, was hier steht“, sagte er.
Es war schwierig, die verblasste Schrift in dem schwachen Licht der gerade aufgehenden Frühlingssonne zu lesen. Finn und Jacob hatten ihre liebe Mühe damit. Dazu war das Gedicht auch noch in einer merkwürdigen steifen Schrift geschrieben, die den Zeichen, die sie in der Schule lernten, nur entfernt ähnlich sah.
Tom sah ihnen von Zeit zu Zeit über die Schulter, zog aber immer schnell den Kopf wieder zurück. Schließlich holte er die drei Kristallteile aus seiner Jackentasche und beschäftigte sich damit, den Stein vorsichtig zusammen zu setzen. Die Bruchkanten der drei Stücke passten so perfekt ineinander, dass man kaum sehen konnte, wo der Stein zerbrochen war. Tom hielt den Kristall ins Licht. Obwohl er durchsichtig war, konnte man auch im Gegenlicht nicht erkennen, dass er eigentlich aus drei Teilen bestand.
„Ich glaube, wir haben es!“, rief Jacob endlich.
Tom hielt den Stein vorsichtig in beiden Händen und drängte sich zwischen Jacob und Finn.
„Ich lese es dir vor“, sagte Jacob zu Tom, „und du versuchst, es dir zu merken!“ Jacob hob das Blatt hoch. Als müsse er in der Schule ein Gedicht aufsagen, sprach er langsam und deutlich:
Nach vorn durch Raum und Zeit
Mit allem was ich
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