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Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Titel: Finn und der Kristall der Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Konrad
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stellte er fest, dass diese Decken tatsächlich viel weicher waren als die rauen Wolldecken, die er vom Kinderheim her gewohnt war. Sie waren den weichen Fasern von Jacobs Babydecke wirklich sehr ähnlich.
    „Gut, vielleicht kamen wir wirklich aus der Zukunft“, gab er zu. „Aber wer sagt uns, aus welcher Zukunft? Wir sind dieses Mal achtzig Jahre gereist. Aber könnte es nicht sein, dass es letztes Mal nur fünfzig Jahre waren? Oder vielleicht auch hundert?“
    Jacob verzog die Stirn in angestrengte Falten.
    „Wenn wir als Kinder hundert Jahre zurück gereist wären, dann zehn Jahre älter geworden und danach wieder achtzig Jahre in die Zukunft, dann wären unsere Eltern hier in dieser Zeit auf jeden Fall am Leben, oder?“
    „Oh je“, stöhnte Finn. „Aber dann hätten sie uns noch gar nicht bekommen. Vielleicht wären sie sogar selber noch Kinder.“
    Tom schüttelte den Kopf. „Das ist mir zu kompliziert“, sagte er.
    „Das ist nur Mathematik“, erklärte Finn geduldig. „Wir sind als Babys im Jahr 1915 angekommen, wissen aber nicht genau, von wo wir losgeschickt worden sind. Also, von wann, meine ich. Wenn wir hundert Jahre aus der Zukunft gekommen wären, dann wären wir im Jahr 2015 geboren. Und das wäre in zehn Jahren.“
„Wenn unsere Eltern zwanzig Jahre alt waren, als sie uns bekamen“, ergänzte Jacob, „dann sind sie jetzt zehn.“
„Na prima“, grummelte Tom. „Dann sind unsere eigenen Eltern jetzt genauso alt wie wir.“
„Ja, oder sie sind inzwischen uralt. Oder selber noch nicht geboren“, bestätigte Jacob.
    „Vielleicht haben wir ja auch Glück“, sagte Finn.
    „Und wie wollen wir das herausfinden?“, fragte Tom.
    „Vielleicht sollten wir zuerst einmal versuchen, so viel über diese Zeit herauszufinden, wie möglich“, schlug Finn vor. „Richard hilft uns sicher dabei. Vielleicht sind wir ja tatsächlich irgendwo verloren gegangen.“
    „Irgendwann“, sagte Tom.
    „Ja, gut, irgendwann“, korrigierte sich Finn abwesend. Dann sah er plötzlich seinen Bruder an. „Das ist verrückt“, sagte er zu Tom.
    „Ach, merkst du das auch schon?“, warf Jacob grinsend ein.
    „Nein, ich meine, natürlich ist die ganze Geschichte irgendwie verrückt. Aber das richtig Merkwürdige ist, dass wir auf unserer Reise in diese Zeit den Ort nicht gewechselt haben. Ich denke, das kann der Kristall wohl nicht. Also könnten wir zu der Kirche gehen, an der man uns gefunden hat und versuchen, herauszufinden, ob dort irgendwann ein Kind verloren gegangen ist. Oder auf die Reise geschickt oder was auch immer. Nur…“
    „…nur sind wir an drei verschiedenen Orten gelandet!“, rief Tom. „Und wir haben uns – also, den Jungen, der wir mal waren – in drei Teile geteilt. Und ebenso wurde der Stein zerteilt. Also wissen wir nicht, von wo wir gestartet sind.“
    „Donnerwetter“, stöhnte Jacob.
    „Du solltest besser nicht fluchen“, sagte Finn. „Wer weiß, ob sie einem dafür in dieser Zeit nicht den Mund mit Seife auswaschen.“
    Unbehaglich sah er zur Tür hinüber. „Wo ist eigentlich Richard?“, fragte er nachdenklich.
    „Wollen wir nicht nachgucken?“, antwortete Tom und sprang auf. Die beiden anderen folgten ihm.
    Richard war anscheinend nicht in der Wohnung. Auf dem Küchentisch lag jedoch ein geöffnetes Schulheft, dessen erste Seite beschrieben war. Die Schrift war schwer zu lesen, aber mit einiger Mühe entzifferten Finn und Jacob, was dort stand:
Ich muss einiges erledigen. Bin heute Abend wieder da, ich hoffe, ich sehe euch dann. Ich habe Kleidung für euch ins Bad gelegt; damit fallt ihr sicher weniger auf, wenn ihr nach draußen möchtet. Nehmt euch etwas zu essen und zu trinken. Und wenn ihr raus geht, nehmt den Ersatzschlüssel mit; er hängt am Schlüsselbord im Flur .
    „Dieser Richard ist wirklich nett“, sagte Tom. Er betrachtete nachdenklich eine durchsichtige Tüte, in der sich fertig geschnittenes Brot befand. Jacob hatte inzwischen den Kühlschrank geöffnet und den Karton mit der Milch heraus geholt. Finn dagegen entschied sich, zuerst zur Toilette zu gehen. Er war sich nicht sicher, ob er den Weg finden würde, aber zum Glück war Richards Wohnung wirklich klein. Außer der Tür zu dem Raum, in dem sie geschlafen hatten, gab es nur noch die Haustür und zwei weitere Türen, und Finn erwischte auf Anhieb die richtige. Und tatsächlich, dort über dem Rand der Badewanne hingen blaue Hosen, Pullover mit merkwürdigen Aufschriften und drei blaue Jacken.

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