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Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Titel: Finn und der Kristall der Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Konrad
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Sogar Schuhe und Socken gab es. Eilig ging Finn auf die Toilette, spülte, wie Richard es ihnen gestern erklärt hatte (man musste nur auf den kleinen Hebel an der Seite des Wasserkastens drücken), und probierte dann eine der Hosen an. Der feste blaue Stoff fühlte sich ungewohnt an und die ganze Hose saß ziemlich eng, ganz anders als die Hosen aus seiner Zeit. Außerdem wurde sie mit einem Reißverschluss geschlossen – eine solche Hose hatte Finn noch nie gesehen. Nachdenklich suchte er sich einen der Pullover aus. Er war rot und hatte eine Kapuze, und auf der Brust stand „Ohio 1962“ – was auch immer das bedeuten mochte. Schnell schlüpfte er auch noch in die Socken und dann in die Schuhe und ging probeweise ein paar Schritte. Die Schuhe waren aus einer Art festem Stoff gemacht und wirklich sehr bequem. Finn verließ das Badezimmer und ging zurück in die Küche.
    „Wie findet ihr mich?“, fragte er grinsend und drehte sich im Kreis.
    Seine Brüder starrten ihn mit großen Augen an.
    „Laufen die Kinder hier wirklich so rum?“, fragte Tom fassungslos. „Und wenn dieser Richard uns nun veräppeln will?“
    „Dann hätte er sich aber ziemlich viel Mühe gemacht“, antwortete Jacob. „Aber das kann man ja herausbekommen!“
    Er ging zum Fenster und guckte hinaus. Eine Weile sagte er nichts. Dann schrie er: „Das müsst ihr sehen!“
    Sofort rannten Finn und Tom zum Fenster. Auf der Straße liefen einige Leute herum – ganz offensichtlich war die Straße in dieser Zeit nicht am Grundstück des ehemaligen Armenhauses zu Ende. Sofort sahen die Jungen, was Jacob so fasziniert hatte. Da lief ein Mensch – ein junger Mann vermutlich – mit so zerfetzter Kleidung, wie Finn sie noch nicht einmal bei dem alten Wilhelm gesehen hatte. Das Erstaunlichste an diesem jungen Mann aber waren seine Haare. Sie waren an beiden Seiten abrasiert, nur in der Mitte stand ein Puschel hoch – und der war leuchtend blau!
    „Oh nein“, stöhnte Tom.
    „Ich glaube nicht, dass wir so herumlaufen müssen“, versuchte Finn ihn zu beruhigen. „Guck mal, die anderen Leute haben keine blauen Haare.“
    „Und Richard hätte uns das doch bestimmt gesagt, oder?“, fragte Jacob zögernd.
    „Richard hatte auch keine blauen Haare“, entschied Finn. „Ich glaube, mit diesen Sachen hier können wir nach draußen gehen!“
    Er nahm sich eine der Brotscheiben aus der Tüte und bestrich sie mit Marmelade, während seine Brüder eilig zum Badezimmer liefen. Das Brot essend, ging er langsam zurück zum Fenster und betrachtete abwesend die Menschen auf der Straße. Der Mann mit den blauen Haaren stand an einer Laterne und wartete vermutlich auf jemanden. Eine ältere Dame stieg in ein winzig kleines Auto und fuhr los. Zwei Kinder mit bunten Taschen auf dem Rücken gingen die Straße entlang und unterhielten sich. Aus dem Bad hörte er die Stimmen seiner Brüder, die sich kabbelten, vermutlich um die Pullover. Finn fühlte sich plötzlich sehr zufrieden.
    Alles in allem, dachte er, hätte es wirklich schlimmer kommen können. Mit etwas Glück waren sie in einer Zeit, in der es ihre Eltern gab, vielleicht sogar in genau der richtigen Zeit. Immerhin war in dem Spruch, den sie auf den Kirchenstufen aufgesagt hatten, ja gar keine Jahreszahl vorgekommen, so dass der Kristall einen vielleicht immer die gleiche Anzahl an Jahren springen ließ. Und wenn nicht, so konnten sie hier, in der Zukunft, vielleicht wenigstens herausfinden, wie dieser Kristall genau funktionierte. Wer weiß, möglicherweise war es hier im Jahre 2005 vielleicht ganz üblich, dass man mit Kristallen in der Zeit herum sprang? Dieser Gedanke war so überraschend für ihn, dass er einen Moment darüber nachdenken musste. Nein, entschied er dann, so natürlich konnte diese Zeitreiserei nicht sein. Denn erstens hatte es ja mit ihm und seinen Brüdern ganz offenbar nicht richtig geklappt, und zweitens hätte man dann wohl schon des Öfteren, auch im Jahr 1925, von Zeitreisenden gehört. Außerdem schien es ja nicht allzu viele Zeitreisekristalle zu geben, wenn die Schmidts unbedingt seinen haben wollten.
    „Na, wie sehen wir aus?“
    Tom und Jacob kamen in die Küche gestürmt. Jacob hatte sich für den blauen Pullover entschieden, Toms war leuchtend Orange.
    „Ihr seht genauso aus wie ich“, grinste Finn, und bis auf die Pulloverfarben stimmte das auch. Wenn sie sich jetzt noch die blauen Jacken überzogen, wären sie nicht mehr zu unterscheiden.
    „Wollen wir raus

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