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Finne dich selbst!

Finne dich selbst!

Titel: Finne dich selbst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Gieseking
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Tätowiererinnen.«
    » WAS ? WARUM ?«
    »Lasse mir ein Herz tätowieren, in dem ›Mama‹ steht.«
    »Du machst Witze, Bernd!«
    »Rechter Oberarm, kann nicht weiterschreiben, muss stillhalten, sonst verschreiben die sich.«
    »Wenn das stimmt, mach ich Schluss!«
    »Dann lasse ich das Herz links mit deinem Namen gleich wieder durchstreichen!«

Holzwürmer
    Es ist Samstag. Hermann und ich besuchen die Galerie
Pro Puu
am Hafen von Lahti, in einer ehemaligen Streichholzfabrik.
Pro Puu
bedeutet »pro – oder eben für – Holz«. Es ist ein Ort, der dieses Naturprodukt regelrecht feiert und ehrt. Neben der eigentlichen Galerie befindet sich ein Shop mit Holzdesign-Artikeln, etwas Schnickschnack und ganz viel Schönem: Bürsten, Bretter, Schilder, Spielzeug, Notenständer, Schalen, Schälchen und Schüsseln. Die Galerie ist lichtdurchflutet, die Wände sind aus rotem Klinker, fast alles andere ist weiß, wenn es nicht aus Holz ist, der Boden, die Regale, die Tische, auf denen die verschiedensten Objekte präsentiert sind. Es finden sich Möbel in eigenwilligen organischen Formen, eine Liege, Bänke, Teller und Haushaltswaren. Alles in diesem klaren, schnörkellosen, ästhetischen, umwerfend schönen finnischen Design. Ein Pfeil weist die Treppe hoch.
    Hermann und ich steigen auf den Dachboden. Um uns herum – Schätze. Wir fühlen uns wie Prinzessinnen inmitten der Kronjuwelen. Wir Holzwürmer haben unser Paradies gefunden. Hier unter dem Dach ist eine Ausstellung von Tischler- und vor allem Zimmererhandwerk zu sehen. Gezeigt werden Modelle und Holzverbindungen, viele in Originalgrößen, aus Finnland und Europa, aus Japan und China. Geheimnisvolle Steckverbindungen, die ganz ohne Nagel halten. Hermann und ich kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Er ist als wandernder Zimmermann wirklich exzellent ausgebildet, aber hier warten noch einige Höhepunkte der Handwerkskunst auf uns. Wir kannten schon viel, aber diese Fülle ist überwältigend und die Ausführung bestechend.
    Heute werden Balken und Bohlen einfach stumpf aufeinandergesetzt und mit Stahlwinkeln verschraubt oder genagelt, ganz ohne Zapfen, ganz zu schweigen von weit aufwendigeren Verbindungen. Der Verlust an Können und Tradition ist enorm. Hier im fernen Lahti aber finden wir all die Schätze und Kostbarkeiten: komplizierte Dachdetails, filigrane Modelle von japanischen Konstruktionen, traditionelle asiatische Architektur, die jedes simple europäische Satteldach vor Neid erblassen lässt. Wir bewundern einfache Verblattungen genauso wie versteckte Schwalbenschwänze. Verschiedenste Eckverbindungen von Blockhäusern. Eine raffiniert verzapfte Holzbrücke, ohne Leim oder Nagel gefertigt.
    »Gefällt es euch?«, fragt uns ein Mann.
    »Wir sind beeindruckt«, sage ich.
    »Aus Deutschland?«, fragt er weiter.
    Wir nicken. Er erzählt, er habe einen deutschen Zimmermann auf Wanderschaft zu Gast gehabt, der ihm die Brücke gebaut habe. Ich berichte ihm, dass mein Vater auch gewandert sei und die Ausstellung hier ziemlich beeindruckend finde.
    »Ja«, sagt er, »die Arbeiten sind etwas sehr Besonderes.«
    Ich frage: »Bist du Markku?«
    Er nickt.
    »Dann machst du sehr guten Kuchen!«
    Er lacht. »Ihr seid im Café bei meiner Frau gewesen?«
    Ich nicke. Wir geben uns die Hand und stellen uns vor. Markku Tonttila ist Gründer, Inhaber und Motor der Galerie
Pro Puu
und vieler anderer Aktivitäten rund um Holz, Skulptur und Kunst, in einem Haus, das inzwischen weit mehr ist als nur eine Galerie.
    »Der Erfolg ist groß. Geplant war, das Haus nur im Sommer offen zu halten, aber Studentengruppen kommen inzwischen das ganze Jahr über, interessierte Menschen aus dem gesamten Holzbereich, Design, Industrie, Architektur. Es gibt nationale und internationale Kooperationen.«
    Markku fragt, ob wir einen Kaffee wollen und Lust haben, die Werkstatt zu sehen? Klar, haben wir. Und schon begegnen wir neuen Holzwürmern. Tapio Anttila, Designer, und Merita Soini, ebenfalls Designerin. Sie haben sich zusammengeschlossen zur Gruppe Woodism, auf Deutsch in etwa mit »Holziges« zu übersetzen. Sie arbeiten, wie auch
Pro Puu
, mit Bruchholz, zum Beispiel aus Sturmschäden. Sie fällen keine neuen und gesunden Bäume für ihre Arbeiten. Ausschließlich gestürzte Stämme, abgebrochene Äste werden verarbeitet. Es gebe im Frühjahr, nach den Stürmen, immer das große »Säge-Happening«, erzählt Tapio.
    »Ich weiß«, sagt Merita fröhlich, »das klingt irgendwie gar nicht

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