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Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Hintergrunduntersuchungen schlecht gemacht: Turan Zana ist nicht mal ein Kurde, er ist Türke.«
    Arbamow saß eine Weile schweigend da. »Erzählen Sie alles von Zana und dem Erpressungsplan.«
    »Dieser Stuhl …«, erwiderte Saari und verzog das Gesicht. Arbamow gab einem seiner Männer ein Zeichen, den Strom abzuschalten.
    Die Folterbank kühlte schnell ab, und Saari wäre fast in Ohnmacht gefallen, als sich seine Muskeln schließlich entspannten. Arbamow hatte den Köder geschluckt. Saari erzählte ganz ruhig alles, was er Arbamow vorlügen sollte, genau so, wie es ihm Adil aufgetragen hatte: die Hintergrundinformationen zu Turan Zana, die Namen seiner Helfer, die Adresse der Herberge der Kurden, selbst die kleinsten Details des Erpressungsplanes … Seine Informationen hätten jeden von Zanas Schuld überzeugt, und sie überzeugten auch Arbamow.
    Als Saari fertig war, stellte der Russe noch ein paar ergänzende Fragen und gab Renata dann den Befehl, herauszufinden, ob der Finne die Wahrheit sagte. Die Frau verließ das Schiff, man hörte noch eine Weile das Echo ihrer Schritte in der riesigen Blechhalle.
    Arbamow hatte gerade die Geschichte geglaubt, die ihn vernichten würde. Saari hätte am liebsten vor Freude laut gerufen oder wenigstens gelächelt, aber er schloss die Augen und tat so, als würde er vor Schmerz zucken. Arbamow durfte keinen Verdacht schöpfen.
    Wassili Arbamow und Turan Zana. Veikko Saari war mehr als zufrieden, das erste Mal seit Jahren war er stolz auf sich. Es wäre zu einem großen Teil sein Verdienst, dass zwei skrupellose Verbrecher vernichtet wurden. Adil hatte einen glänzenden Plan ausgearbeitet, dafür Schmerzen auszuhalten hatte sich gelohnt. Jetzt erschien ihm auch der Tod fast verlockend, er würde von seinen Qualen erlöst werden, und die lähmende Krankheit bliebe ihm erspart. In gewisser Weise hatten die Wassili Arbamows dieser Welt ihn schonvor langer Zeit umgebracht: Über Jahrzehnte hatte er nur die einsame Wohnung und die abendliche Dosis irgendeines beliebigen Stoffes gehabt, etwas, das den Lebensschmerz auf den nächsten Tag verschoben hatte.
    »Wie viele Leute wissen all das, was Sie erzählt haben?« Arbamows Frage holte Saari zurück in die Folterkammer.
    »Zana, ich und seine zwei engsten kurdischen Freunde. Und wie gesagt, die Originalbeweise hat Zana in Helsinki.«
    Wieder senkte sich Stille über die Vorderkabine der Yacht, und die Gedanken des erschöpften Finnen gingen eigene Wege, kehrten wieder in seine Jugend zurück. Der Sommer des Jahres 1952 hatte alles in seinem Leben geändert. Er erinnerte sich, wie er auf Lebensmittelkarten Kaffee und Zucker aus dem Laden an der Ecke geholt hatte und wie seine Mutter über die Ungerechtigkeit der Reparationen geflucht hatte. Die Olympischen Spiele waren für ihn ein erstaunlicheres Ereignis als jedes andere davor oder danach gewesen. In Seutula war der neue Flughafen fertig geworden und im Südhafen das Olympia-Terminal, die Stadt wurde mit Blumenbeeten verschönert, und an der Kreuzung von Aleksanterinkatu und Mikonkatu installierte man eine Ampel. Er wusste immer noch, wie der erste Schluck Coca-Cola geschmeckt hatte und wie exotisch die fremden Sprachen der Olympia-Gäste geklungen hatten. In Helsinki war die Freiheit angekommen, aber für ihn brach die Zeit der Gefangenschaft an. In jenem Sommer war sein Bruder gestorben und hatte ihm ungewollt die Heroinabhängigkeit hinterlassen.
    Renata öffnete mit enttäuschter Miene die Kabinentür. »Es scheint so, als würde er die Wahrheit sagen«, sagte sie. Arbamow erhob sich von seinem Ledersessel, streifte mit dem Handrücken Renatas Wange, nickte und verließ den Raum.
    Veikko Saari lächelte, er wusste, dass er seinen Auftrag erfolgreichausgeführt hatte. Dann tauchte Renata vor ihm auf, er sah, wie sich das schwarze Auge der Pistole seiner Stirn näherte, und mit dem Schuss breitete sich die Dunkelheit in ihm aus.
34
    »Insha’Allah« , sagte Umar Hussain, strich über seinen Bart und loggte sich aus dem E-Mail-Postfach aus, als vom Minarett der Imam-Ali-Moschee, des heiligen Ortes der Schiiten, der Ruf zum Morgengebet erklang. Die Geräusche waren bis in Umars unterirdisches Höhlenbüro zu hören, denn er hatte in dem Souvenirgeschäft, das darüber lag, Mikrofone installieren lassen. Er wollte vorgewarnt sein, wenn Soldaten oder Polizisten das Geschäft stürmten. Die Schiiten der heiligen Stadt Nadschaf besaßen reiche Erfahrungen, wenn es darum ging, zu

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