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Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Teil von ihnen ging in die Moschee, und die anderen waren gekommen, um Bekannte zu treffen, aber niemand schien die Gesellschaft am Brunnen zu beachten. Adil öffnete einen Knopf seiner Anzugsjacke, die schwarze Seide saugte die Wärme auf. Er entfernte sich vorsichtig Schritt für Schritt aus der Mitte der Gruppe und winkte Sadiq zu sich.
    »Hast du dafür gesorgt, dass die Kämpfer in Nadschaf sind?«, fragte Adil seinen Bruder. »Haben Sie schon die Waffen erhalten?«
    Sadiq nickte und brachte seinen Bruder dann auch bei einigen anderen dringenden Dingen auf den aktuellen Stand.
    Adil schickte Sadiq zurück zur Quelle, damit er ihren Verbündeten Gesellschaft leistete, dann hob er sein Gesicht zur Sonne und überlegte, ob er dem MI 5 schon die entscheidenden Informationen übermitteln sollte. Die Briten durften den Namen der »Pride of Britain« nicht zu früh erfahren: Der Erfolg des Anschlags auf das Schiff würde sicherstellen,dass auch in Nadschaf alles so ablief, wie es im Drehbuch vorgesehen war. Er beschloss, die Taube noch nicht fliegen zu lassen, und bei dem Gedanken huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Ihm gefiel der Deckname, der ihm eingefallen war – Taube. Im Koran wurde erzählt, wie sich Mohammed auf der Flucht vor dem Stamm Quraish in eine Höhle flüchtete. Spinnen webten am Höhleneingang ein Netz, und eine Taube baute dort ihr Nest. Deshalb ließen die Verfolger die Höhle in Ruhe, und Mohammed wurde gerettet. In gewissem Sinne verstand Adil, warum religiöse Märchen die Menschen faszinierten. Und wie man sie als Machtmittel einsetzen konnte, das war ihm sowieso klar.
    Als Nächstes wollte er Umar Hussain zu einem Treffen einladen, das Umars letztes sein würde.
51
    Im stockdunklen Frachtraum des L-Decks auf dem Luxuskreuzer »Pride of Britain« blinkte der Lichtkegel einer Stirnlampe, die Laufschuhe blieben auf dem Metallboden fast lautlos. Als Sliman Mouni den Schiffskörper erreichte, kniete er sich nieder und öffnete den Rucksack. Sein Atem beschleunigte sich, als er die metallene Fußbodenplatte zwischen dem massiven Stahlträger und der Wand hochhob und die Plastiksprengstoffstange an eine Stelle drückte, die unter der Ladewasserlinie lag. Der Schweiß lief ihm von der Stirn in die Augen. Seine Hände zitterten, als er den Zünder befestigte, obwohl er sich immer wieder sagte, dass der Sprengstoff RDX bei Zimmertemperatur äußerst stabil war; gefährlich wurde er erst, wenn die Lufttemperatur weniger als null Grad betrug. Doch das Wissen nahm ihm nicht die Angst.
    Mouni überprüfte die Zeitschaltuhr noch einmal im schmalen Lichtkegel der Stirnlampe: Alle Sprengladungen mussten exakt im selben Augenblick explodieren, um sechzehn Uhr britischer Zeit, zwei Stunden nach dem Auslaufen des Schiffes aus dem Hafen von Helsinki. Der über dreihundert Millionen Dollar teure Luxuskreuzer würde auf dem eisigen offenen Meer rasch sinken und mit ihm seine dreitausend Passagiere. Mounis Zelle war nicht imstande, jede wasserdichte Abteilung aller Decks des Schiffes aufzusprengen, aber das war auch gar nicht erforderlich: Die zwanzig Kilo Plastiksprengstoff auf RDX-Basis waren so angebracht, dass sich von den achtzehn wasserdichten Abteilungen des Schiffs sechs mit Wasser füllten. Das Schiff würde es überstehen, wenn zwei Abteilungen vollliefen, vielleicht auch drei, aber wenn sechs Abteilungen unter Wasser stünden, würde es mit Sicherheit sinken, und zwar schnell.
    Die Bodenplatte fiel mit einem klirrenden Geräusch wieder an ihren Platz, Mouni ballte die Fäuste; am liebsten hätte er einen Triumphschrei ausgestoßen. Niemand würde den Sprengstoff finden, das war sicher. Er hatte seinen Beitrag geleistet und dabei nicht einmal die geringsten Schwierigkeiten gehabt. Wenn seine Gefährten genauso erfolgreich waren, würde Europa in neun Stunden vom größten Terroranschlag seiner Geschichte erschüttert werden. Die jahrelange Vorbereitungsarbeit seiner Zelle wurde belohnt.
    Nun musste er nur noch unauffällig in den Bereich für die Passagiere zurückgelangen. Mouni ging zügig in Richtung Tür. Es überraschte ihn, dass es so leicht gelungen war, die Sprengstoffladungen auf dem Schiff anzubringen, die Vorbereitungen des Anschlags waren schwieriger gewesen. Seine Zelle hatte sich schon vor einem Monat die notwendigen Informationen über das Sicherheitssystem der »Pride of Britain« beschafft; sie waren in das Büro der Herstellerfirmain Plymouth eingebrochen und hatten alle

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