Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
Vom Netzwerk:
Nadschaf schon bezogen. Zwölf Killer, sicherheitshalber natürlich Sunniten, obwohl der Glaube diesen Männern nichts bedeutet«, erklärte Sadiq al-Moteiri.
    Das Arabisch, das Sadiq sprach, klang wie Musik in Adils Ohren. Es tat gut, daheim zu sein. Die Maschine verlor an Höhe, und Adil sah die Steinhügel, ein Denkmal für die viertausend Jahre alte Stadt Babylon. Hier war alles vertraut: die ebene Wüste, Dattelpalmen, Eukalyptusbäume und die vom Euphrat abgeleiteten Kanäle.
    Schon bald würde er das Recht durchsetzen, dann wäre er am Ende des Weges angelangt, den er nach seiner Befreiung aus Camp Bucca betreten hatte, und er würde die ganze islamische Welt auf ihren Weg in eine glänzende Zukunft führen.
    »Den großen Plan kennst du natürlich schon. Aber ich möchte, dass du auch alles über die Dinge weißt, die mit seiner Vorbereitung zusammenhingen«, sagte Adil seinem Bruder, der sich aufrecht hinsetzte. »Für den Fall, dass mir irgendetwas zustößt. Und auch sonst. Unsere Familie wird bald die mächtigste im Nahen Osten sein, und du darfst als ihr Oberhaupt auftreten.«
    Die Maschine geriet in ein Luftloch, und Sadiq preßte statt der Lehne Adils Arm.
    Adil erzählte seinem Bruder ganz ruhig alles Wesentliche über seinen Plan. Als er das erste Mal Eevas Namen erwähnte, geriet er in Erregung. »Eeva hat mich die meiste Mühe gekostet. Umar hat die Idee zum Passwort für seine Dateien natürlich von mir, aber ich habe nicht geahnt, dass er die Codezahlen auch mir nicht geben würde. Deshalb musste die Erpressung Eevas unbedingt gelingen. Und da Kirilow und Dworkin auf jeden Fall ermordet werden sollten,um Wassili Arbamow zu erpressen, habe ich Turan Zana befohlen, sich ein wenig … zusätzliche Mühe zu machen.« … damit Eeva wenigstens eine Kostprobe von jener Hölle bekam, in der ich Monate verbracht habe, fuhr Adil im Stillen fort. Alles musste auch Sadiq nicht wissen.
    »Dank Eeva bekam ich Zugang zu Umars Dateien. Sie werden die Briten von der Schuld Takfirs an dem Anschlag auf das Schiff überzeugen, und sie enthalten Informationen über mich und meinen Plan, die niemals an die Öffentlichkeit gelangen dürfen.«
    »Ist die Frau noch auf freiem Fuß?«, fragte Sadiq.
    »Nein. Zana hat in Eevas Wohnung Amphetamin versteckt. Ich habe das der finnischen Polizei mitgeteilt, das heißt, die Frau ist vermutlich schon verhaftet. Aber sie weiß nichts von mir, was für die Behörden von Nutzen wäre. Damit Eeva über die Wahrheiten des Lebens nachdenken kann, habe ich sie ins Gefängnis gebracht, so wie sie mich in den Irak und ins Camp Bucca geschickt hat, als sie mich verließ. Kein Schmerz ist größer, als auf etwas verzichten zu müssen, von dem man glaubte, dass man es schon erhalten hat. Eeva wird ihre Tochter verlieren, genau wie wir unsere …« Adil wollte nicht mehr an die Vergangenheit denken. Als Nebenprodukt seines Planes hatte er seine Rache bekommen. Schon bald würden beide Menschen, die ihn beleidigt hatten, Eeva und Umar, vor dem Recht auf den Knien liegen.
    »Was für einen Helfer hattest du in Sankt Petersburg?«, erkundigte sich Sadiq neugierig.
    »Ich habe einen alten Mann aus Finnland in den Plan einbezogen, indem ich ihm die Möglichkeit geboten habe, sich an den Drogenhändlern zu rächen. Mit seiner Hilfe konnte ich Arbamow nach Finnland locken und es so inszenieren, dass der Russe dastand als der Schuldige … und sein Register ist lang.«
    Die Brüder wurden auf ihren Sitzen durchgeschüttelt, als die Räder der Maschine auf dem Asphalt der einzigen Landebahn des bescheidenen Flugplatzes von Nadschaf aufsetzten. Das Wort Najaf bedeutete »wasserlose Hochebene«, erinnerte sich Adil. Zuweilen wunderte er sich selbst, wie ihm so ein perfekter Schauplatz für den Höhepunkt eingefallen war. Sowohl die Sunniten als auch die Schiiten betrachteten Nadschaf als heilige Stadt: Hier befand sich das prächtige Grab von Ali ibn Abi Tálib, dem vierten Kalifen der Sunniten und ersten Imam der Schiiten, dem Vetter des Propheten Mohammed. Das war für die Moslems ein fast genauso heiliger Ort wie Mekka, Medina und die Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem. Und die Stadt lag im Irak.
    Sein letztes Mahl vor dem entscheidenden Moment würde er im Stadtkern von Nadschaf im Hotel Al-Bader Palace einnehmen, beschloss Adil, als die Maschine auf den Terminal zurollte. Das Restaurant im Erdgeschoss des langsam verfallenden viergeschossigen »Al-Bader« war kurz nach Kriegsende das

Weitere Kostenlose Bücher