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Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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fertig«, sagte sie und verschwand in Richtung Bad.
    Nelli bemerkte den fragenden Gesichtsausdruck ihres Vaters und sagte: »Die ist ganz nett.«
    Ratamo drückte seiner Tochter den Wintermantel in die Hand und suchte Mustis Leine. Wie würde sich Marketta Ilona gegenüber verhalten? Er hatte der Mutter seiner verstorbenen Frau nicht einmal seine vorherige Freundin Riitta Kuurma richtig vorgestellt. Wohl weil er fürchtete, Marketta könnte denken, dass andere den Platz ihrer Tochter einnahmen. Aber Marketta glaubte ja wohl nicht, dass er sein restliches Leben allein verbringen würde.
    Ratamo war erleichtert, als sie endlich aufbrechen konnten. Nelli und Ilona liefen in der schmalen Jääkärinkatu ein paar Meter vor ihm, und auch Musti zerrte so an ihrer Leine, als wollte sie sich zu den Frauen gesellen. Hoffentlich erlaubte es Marketta Jussi Ketonen, an diesem Abend auch über die Arbeit zu reden. Wenn Ratamo irgendwann einen Ratschlag gebraucht hatte, dann war es jetzt. Gern hätte er Jussi von der verschwundenen Luger erzählt und davon, dass Eeva gelogen hatte, als es um ihren irakischen Ex-Freund ging. Sollte er das wagen? Dass er in der Ratakatu Ermittlungsergebnisse verschwiegen hatte, war vermutlich ein Dienstvergehen. Bei dem Gedanken lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter.
    Ketonen öffnete mit einer Hand die Tür, die andere steckte unter den Hosenträgern. Er begrüßte die Gäste frohgelaunt, am allerherzlichsten seinen früheren Hund.
    Marketta, die hinter ihrem Mann stand, blickte auf ihre Uhr. »Lass den Hund frei laufen, ich sauge hier, wenn ihr gegangen seid.«
    Ein kräftiger Essensduft hing in der Luft. Erleichtertstellte Ratamo fest, dass Marketta nur ein wenig verärgert zu sein schien, normalerweise hätte er sich jetzt wegen seiner Verspätung einiges anhören müssen, aber offenbar hielt sich seine Ex-Schwiegermutter wegen Ilona etwas zurück. Und auch Musti wurde nicht im Flur eingesperrt wie beim letzten Besuch, vielleicht hatte Markettas Allergie nachgelassen.
    »Ich hatte übrigens heute eine Siegerwette. Chin de Maire hat beim Trabrennen in Teivo mit einer Quote von fast zwanzig gewonnen. Merke dir den Namen, mein Junge«, prahlte Ketonen, obwohl er sehr wohl wusste, dass sich Ratamo nicht für den Pferdesport interessierte.
    Die Gäste wurden direkt an den Esstisch geführt, und Ratamo schämte sich nun für seine Verspätung, als er sah, welche Mühe sich Marketta gemacht hatte: Der Tisch war mit allen möglichen Schüsseln und Schalen reichlich gedeckt. Ratamo bekam seine Vorspeise, eine Rote-Bete-Suppe mit Smetana, Marketta schüttete sie ihm auf den Teller, dass es überschwappte. Den anderen teilte sie etwas ruhiger aus.
    »Die sieht gut aus«, sagte Ratamo, als sich endlich auch Marketta gesetzt hatte. Die Löffel klirrten auf den Tellern, aber niemand sagte etwas. Schließlich brach Ketonen das Schweigen. »Arto hat erzählt, dass du eine Künstlerin bist?«
    Ilona lachte und erklärte der Tischgesellschaft lang und breit ihre Arbeit. Die Stimmung wurde etwas entspannter. Die Begeisterung, mit der sie sprach, verriet, wie sehr sie in ihrer Arbeit aufging. »Das ist übrigens eine wunderbare Suppe«, verkündete Ilona zum Schluss ihres Monologs.
    »Ja, bei uns wird heutzutage fast ausschließlich vegetarisch gegessen«, sagte Ketonen und schaute Ilona mit ernster Miene an.
    Ratamo hatte zuletzt am Vortag gesehen, wie Ketonen eine Pizza mit Salami und Speck verschlang, und konnteder Versuchung nicht widerstehen, seinem ehemaligen Chef eine kleine Spitze zu verpassen.
    »Ach wirklich? Ab und zu darf man sich aber ja auch etwas Leckeres gönnen. Beispielsweise ein Abendbrot mit sieben Gängen – ein Sixpack und ein Hotdog.«
    Ketonen schaute beide Ratamos mit grimmiger Miene warnend an.
    »In unserem Alter muss man gesund essen und Sport treiben. Stimmt’s, Jussi?« Der strenge Ton von Markettas Frage ließ nur eine Antwort zu.
    »Genauso ist es«, erwiderte Ketonen derart resolut, dass Ratamo um ein Haar laut losgelacht hätte.
    »Marketta treibt diese modernen Sportarten, dieses … Eirobig und das Gehen am Stock«, sagte Ketonen und lächelte, aber sein Lächeln erstarb, als er Markettas eisigen Blick bemerkte. »Ich hingegen laufe Ski. Wusstet ihr übrigens, dass in Salla der älteste Ski der Welt gefunden wurde, er ist fünftausenddreihundert Jahre alt. Wenn es eine traditionelle finnische Sportart gibt, dann ist es Skilaufen.«
    Marketta reichte Nelli den Brotkorb. »Du

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