Finnischer Tango - Roman
Jahrhunderts in Saudi-Arabien«, las Riitta Kuurma aus ihren Unterlagen vor. »Sie verurteilt alle anderen Moslems als gottlos und will ein weltweites Kalifat, einen islamischen Staat, errichten, ein ähnliches Imperium, wie es in den Zeiten nach dem Tod des Propheten Mohammed blühte und gedieh, als das islamische Kalifat den ganzen Nahen Ostenund die arabische Halbinsel beherrschte. Die Mitglieder von Takfir glauben, dass sämtliche ungläubigen Staatsoberhäupter der Welt mit allen Mitteln beseitigt werden müssen. Und die Anwendung von Gewalt für diesen Zweck ist ihre heilige Pflicht. Auch Muslime mit falschem Glauben dürfen getötet werden.«
»Na klar«, warf Wrede ein. »Wer ist übrigens der Führer von Takfir?«
»Das weiß man nicht, aber der MI 5 vermutet, dass es Ayman al-Zawahiri ist, den man früher auch für den zweiten Mann nach Osama bin Laden hielt. Takfir ist es sehr gut gelungen, die eigenen Strukturen geheim zu halten. Die Mitglieder verstehen es, überall auf der Welt sehr effizient in ihrer Umgebung unterzutauchen, denn ihnen ist es erlaubt, das islamische Recht nicht einzuhalten, wenn es ihr Auftrag erfordert. Diese Männer dürfen Frauen anmachen, Schweinefleisch essen und Alkohol trinken.«
»Der Zweck heiligt die Mittel«, sagte Wrede und grinste.
Jetzt reichte es Palosuo. »Versuche wenigstens, so zu tun, als wärest du erwachsen. Ich habe es ohnehin schon eilig.«
Riitta Kuurma wählte ein neues Blatt aus dem Stapel aus und erklärte, dass sich Takfir wie eine Sekte oder ein Kult verhielt: Sie suchte sich einzelne Menschen als Opfer aus, und wer einmal Mitglied geworden war, kam nicht wieder heraus. Die Ausbilder von Takfir wendeten die Gehirnwäsche und eine extrem strenge Disziplin an, um die schwachen Individuen herauszufiltern und die aufgenommenen jungen Leute zu Männern zu machen, die ihrer Organisation gegenüber fanatisch loyal waren.
»Und wie hängt das alles nun mit dem Tod von Kirilow zusammen?« fragte Ratamo und schaute Wrede an, der während der Besprechung schon die zweite Flasche Mineralwasser öffnete. Der süßliche Gestank von altem Schnaps drang vom Schotten über den Tisch herüber bis zu Ratamo.
»Insofern, als laut MI 5 Umar Hussain Wassili Arbamow afghanisches Heroin verkauft, um die künftigen Terroranschläge von Takfir zu finanzieren.«
Die SUPO-Mitarbeiter verdauten das Gehörte eine Weile, bis Ratamo das Schweigen brach. »Weiß der MI 5, was Takfir plant?«
Riitta Kuurma schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Aber Takfir verdient mit dem Heroinhandel Millionen Dollar, schon der Gedanke, wofür sie solche Summen verwenden werden, lässt einen angst und bange werden. Irgendetwas wirklich Großes planen sie. Das steht fest.«
Wrede schien ausnahmsweise der gleichen Auffassung wie Kuurma zu sein. »Die Vorbereitung der Anschläge vom 11. September hat nur eine halbe Million Dollar gekostet.«
Ulla Palosuo warf einen Blick auf ihre Uhr und stand auf. »Riitta kümmert sich um alles, was mit Takfir zusammenhängt. Und die sonstigen Ermittlungen? Ratamo, berichte kurz.«
»Ich habe das Labor gebeten, Kirilows Heroin mit dem Stoff zu vergleichen, der bei den drei Fixern gefunden wurde, die in Helsinki an einer Überdosis gestorben sind. Es ist alles dasselbe Zeug.«
»Es ist ziemlich seltsam, dass bei allen dreien noch Stoff gefunden wurde.« Um Palosuo zu ärgern, sprach Wrede bedeutend langsamer als sonst. »Kaum ein Junkie kann es sich überhaupt leisten, mehrere Tütchen mit sich herumzutragen.«
»Laut KRP hat es gestern auch anderswo in Europa mehr Drogentote gegeben als sonst«, fuhr Ratamo fort. »Wenn auch da die Ursache der gleiche Stoff war, dann wird man gegen Arbamow bald ausreichend Beweise zusammenhaben. Also so viele, dass auch die russischen Kollegen etwas unternehmen müssen.«
Ulla Palosuo war währenddessen zur Tür ihres Zimmersgegangen. »So, nun dürfte in dieser Besprechung langsam alles abgearbeitet sein …«
»Noch ein Wort zu Eeva Hallamaa«, fuhr Ratamo rasch fort. »Ihr Ex-Mann ist Antti Hytölä, ein sechsunddreißigjähriger Diplom-Ingenieur, er arbeitet in einer Baufirma und ist noch nie auffällig geworden, nicht einmal Knöllchen hat er bekommen. Interessant ist jedoch, dass der Mann derzeit in … Sankt Petersburg wohnt. Natürlich wegen seiner Arbeit.«
»Ein ziemlicher Zufall«, fand auch Riitta Kuurma.
»Ich war gestern bei Hallamaa und Reiman.« Ratamo redete nun noch schneller. »Sie behauptet, dieser Türke
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