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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Problem womöglich überhaupt nicht existiere. Siren wußte, daß Ketonen mühelos in der Lage war, ihm die gewünschten Informationen zu liefern. Die SUPO beobachtete den internationalen Waffenhandel und die russischen kriminellen Organisationen aktiv, besonders jene, von denen man annahm, daß sie Verbindungen zu Finnland oder zu Finnen besaßen.
    In der Leitung herrschte für einen Augenblick Schweigen. Siren legte die Hand auf den Hörer und nahm einen Schluck Kognak. »Ja, und versuche, eine möglichst umfassende Liste aufzustellen, damit ich Vairiala zeigen kann, wie so etwas aussehen muß. Du weißt ja, Adressen, Kontaktpersonen, für welche Waffentypen die Käufer sich besonders interessieren, was für Geschäfte sie abgeschlossen haben und zu welchem Preis.«
    »Ziemlich merkwürdig, daß Vairiala nicht imstande ist, dir so eine Liste zu liefern«, sagte Ketonen verwundert, während er eine dicke Rauchwolke durch die Nase ausstieß.
    »Das finde ich auch.«
    Ketonen versprach, die Liste am nächsten Morgen anzufertigen, und legte auf.
    Siren entfuhr ein Seufzer der Erleichterung. Jetzt waren die Vorbereitungen getroffen. Alles weitere hing von ihm selbst ab. Doch ein Problem blieb immer noch ungelöst. Wie sollte er sich von Siiri verabschieden? Sie hatten stets ein gutes Verhältnis gehabt, obwohl er seine Gefühle nicht besonders gut zeigen konnte. Die Vorstellung, Siiri würde ihren Vater für einen Mörder halten, ertrug Siren nicht. Er wollte ihr seine eigene Version der Geschichte erzählen. Zum Glück blieb ihm noch etwas Zeit, sich auszudenken, wie er das am besten tun könnte.
    |66| Mit dem Kognakglas in der Hand betrat Siren das Kaminzimmer im Erdgeschoß und zog sich aus, um in die Sauna zu gehen. Mit ernster Miene betrachtete er seinen grobknochigen nackten Körper im Spiegel des Umkleideraums. Wie ein Mann um die Dreißig, dachte er. Das tägliche Gewichtheben, die Übungen für die Bauch- und Rückenmuskulatur und drei Läufe über zehn Kilometer pro Woche sorgten dafür, daß er in Form blieb. Sein Selbstbewußtsein wuchs ein wenig, aber das ständige Gefühl der Bedrängnis ließ nicht nach. General Raimo Siren hatte Angst.

|67| 12
    Am Mittwoch, zwanzig Minuten vor Mitternacht, hielt ein weißer Honda Prelude auf dem Parkplatz der Alten Oper an der Ecke von Bulevardi und Albertinkatu. Siren hatte sich möglichst unauffällig gekleidet: Er trug dunkle Baumwollhosen, einen blauen Blazer, ein dunkelblaues Basecap, das er tief ins Gesicht gezogen hatte, und einen kleinen schwarzen Rucksack. Die Nacht war hell und ziemlich kühl.
    Siren ging in aller Ruhe auf der Fredrikinkatu in Richtung Süden und blieb gegenüber vom Eingang des Hauses 35B stehen. In fünf Fenstern der zweiten Etage des alten Hauses und im Dachgeschoß darüber brannte noch Licht. Professor Eero Manneraho war zu Hause.
    Da auf der Straße niemand zu sehen war, ging Siren zur Haustür, die von einer dicken Säule im griechischen Stil verziert wurde, und öffnete das alte Abloy-Schloß mit einem Dietrich innerhalb weniger Sekunden. Er stieg die Treppe hinauf bis zu Mannerahos Wohnung und bemerkte, daß die Tür ein Sicherheitsschloß hatte. Möglicherweise hörte es der Professor, wenn er den Dietrich benutzte. Es konnte auch sein, daß er Besuch hatte. Nach Informationen der Sicherheitsabteilung war Manneraho seit Jahren geschieden, galt aber als großer Frauenheld, der die Gewohnheit hatte, aus Restaurants alle möglichen Frauen und zuweilen auch Gastarbeiterinnen auf dem Gebiet der Liebe mit zu sich nach Hause zu schleppen.
    |68| Siren horchte eine Weile an der Tür und traf dann eine Entscheidung. Er atmete ein paarmal tief durch und klingelte kurz. Erst herrschte Stille, die entnervend lange anhielt, dann hörte man in der Wohnung schlurfende Schritte und die gestammelte Frage: »Wer ist da?«
    Erfreut stellte Siren fest, daß Manneraho eindeutig betrunken war.
    »Kimmo Tiainen von der Polizei. Ich wollte mit Ihnen über die Sache von heute nachmittag sprechen«, flüsterte Siren mit tiefer Stimme so leise, daß Manneraho es seiner Meinung nach gerade noch verstehen konnte.
    Aus der Wohnung war für einen Moment überhaupt nichts zu hören, doch dann wurde die Kette entfernt, und die Tür ging auf. Der Professor trug einen seidenen Bademantel, und seine Haare waren naß. Er öffnete den Mund und wollte gerade etwas sagen, verstummte aber sofort, als er den General erkannte.
    Siren trat unaufgefordert ein. »Entschuldige die

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