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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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|100| Alters und lächelte freundlich, als hätte Ratamo nach der nächsten Bushaltestelle gefragt.
    Die Situation war so absurd, daß Ratamo keine Erwiderung einfiel. Er schaute den Mann einen Augenblick verdutzt an, machte auf den Hacken kehrt und rannte zum Polizeigebäude in der Pieni Roobertinkatu. Er lief schnell die Treppe hinauf und fand rechts den Raum des Diensthabenden, in dem hinter einem Schalter ein Polizist saß und die Zeitschrift »Welt der Technik« las.
    »Man hat gerade versucht, mich umzubringen, und meine Frau ist erschossen worden«, rief Ratamo. Der junge Polizist schaute ihn verwundert an und brachte kein Wort heraus.
    »Gottverdammich! Nun mach was, verflucht noch mal!« brüllte Ratamo.
    Der Polizist zuckte zusammen und fragte schnell nach Namen und Adresse. Dann rief er die Kriminalpolizei von Helsinki an. »Von der Abteilung für Gewaltverbrechen kommt jemand her und wird Sie in ein paar Minuten befragen. Folgen Sie mir, ich bringe Sie in den Verhörraum. Sie können sich hinsetzen und bekommen eine Tasse Kaffee.«
    Ratamos Gedanken gewannen an Klarheit, als er die Treppe hinaufstieg in die zweite Etage. Jetzt hatte die Polizei die Lage unter Kontrolle, und er befand sich nicht mehr in Lebensgefahr. Die Realität traf ihn wie ein Hammerschlag. Der Puls hämmerte in seinen Schläfen. Sein Mund war trocken wie Knäckebrot, und die Augen brannten wie bei einem Sandsturm. Kaisa war ermordet worden. Auch ihn hatte man versucht zu ermorden. Er atmete tief ein und kämpfte gegen die Panik an, die weiter anhielt.
    Der Polizist führte ihn in den karg eingerichteten Verhörraum und verschwand wortlos. Einen Augenblick später kehrte |101| er zurück und brachte ihm Kaffee in einem Pappbecher mit
    Henkel. »Warten Sie hier einen Augenblick. Gleich kommt jemand von der Abteilung für Gewaltverbrechen«, sagte er und verließ den Raum.
    An der Wand des Raumes las er auf dem oberen Teil einer großen Digitaluhr »DONNERSTAG« und auf dem Display die Ziffern 09.51. Die großen roten Zahlen erinnerten Ratamo an die Blutrinnsale in der Küche an der Wand. Er saß auf einem unbequemen Metallstuhl und berührte mit den Zähnen den Rand des Kaffeebechers. Die Minuten vergingen, und der Mann von der Kriminalpolizei ließ auf sich warten. Er hatte immer noch das Gefühl, daß ein Gürtel um seinen Kopf geschnallt war, aber jetzt hatte er sich schon besser im Griff. Dennoch war er nicht imstande, die Ereignisse an diesem Morgen zu begreifen. Unterschiedliche Vermutungen schossen ihm durch den Kopf. War der Eindringling ein Einbrecher gewesen? Wohl kaum. Der Mann hatte wie ein kaltblütiger Profi getötet. Hatte sich der Killer in der Zielperson geirrt? Ganz sicher nicht. Nur ein absoluter Amateur hätte versehentlich den falschen Menschen ermordet.
    Plötzlich packte ihn heftiges Verlangen nach Kautabak. Er war noch nicht dazu gekommen, seine morgendliche Dosis unter die Lippe zu schieben. Rasch holte er die Dose aus der Tasche und nahm einen der kleinen, mit Kautabak gefüllten Beutel heraus. Es waren nur noch acht übrig. Angewöhnt hatte er sich das schon vor über zwanzig Jahren in der Juniorenfußballmannschaft. Die Jungs waren überzeugt gewesen, daß sich Kautabak nicht so auf die Lunge und die Leistungsfähigkeit auswirkte wie Zigaretten.
    Ratamo stand auf und ging in dem kleinen Raum hin und her. Es mußte einen Zusammenhang zwischen dem Mord und |102| der Entdeckung des Gegenmittels geben. In seinem Leben war in der letzten Zeit sonst nichts Anormales geschehen. Jedenfalls ganz sicher nichts, was irgend jemandem einen Grund gäbe, ihn zu ermorden. Und Manneraho? Was hatte er mit den Originalnotizen gemacht? Oder war Kaisa die wichtigste Zielperson des Killers gewesen? Sie hatte er ja zuerst erschossen.
    Ein dunkelhaariger, großgewachsener Mann um die Vierzig betrat den Verhörraum. »Arto Ratamo?«
    »Ja. Das hat aber gedauert.«
    »Ich komme aus Pasila. In der Stadt gab es einen Stau.«
    »Könntest du mir mal erklären, was passiert ist. Heute früh ist bei uns ein Mann eingebrochen und hat meine Frau erschossen. Wie zum Teufel ist so was möglich?« fragte Ratamo in schroffem Ton, obwohl er wußte, daß der gerade erst eingetroffene Polizist überhaupt noch keine vernünftige Antwort geben konnte. Ratamos Wangen glühten. Sein Herz schlug so schnell, daß er spürte, wie sich der Hemdkragen bewegte.
    »Ich verstehe natürlich, daß du schockiert bist, aber wir kommen hier nicht weiter, wenn du

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