Finnisches Blut
Der Leiter der Abteilung Polizei hat heute früh schon angerufen und die Vermutung geäußert, es könnte sein, |135| daß sich im Fall Ratamo jemand von euch meldet. Wie kann ich helfen?« sagte der Polizeichef bereitwillig.
Vairiala seufzte erleichtert. Er erzählte, daß die Aufklärungsabteilung Ratamo schon längere Zeit beobachtete. Die Überwachung des Mannes stünde im Zusammenhang mit dem Verdacht, daß brisante Daten illegal außer Landes gebracht würden. Es handele sich um einen Fall, der in den Sektor der Aufklärungsabteilung fiel, genaue Einzelheiten dürfe er nicht erzählen. Als der Mann durchgedreht sei und höchstwahrscheinlich seine Frau und Professor Eero Manneraho ermordet habe, hätten sie gerade beabsichtigt, Ratamo festzunehmen und zu verhören. Die Angelegenheit sei sehr brisant und dürfe auf gar keinen Fall an die Öffentlichkeit gelangen.
»Das hört sich an, als wäre es eine ziemlich große Sache. Und welche Art von Unterstützung würdest du brauchen?« fragte der Polizeichef und fürchtete schon, Vairiala könnte ihn um etwas bitten, wofür er keine Befugnisse hatte. Er beruhigte sich, als Vairiala mitteilte, er wolle nur, daß die Suche nach Ratamo auch weiterhin als stille Fahndung lief und daß der Polizeichef seine Männer aufforderte, noch intensiver als sonst nach dem Mann zu suchen. Vairiala betonte mehrmals die Brisanz der Angelegenheit, die Bürger und die Medien durften keinesfalls Wind von der Fahndung bekommen. »Wir wollen nicht, daß in dieser Angelegenheit weitere Fehler gemacht werden. Der Mann konnte schon einmal aus einer Polizeistation entwischen«, sagte Vairiala als Drohung.
Der Polizeichef war jedoch erleichtert, als der Aufklärungsoffizier nichts Komplizierteres verlangte. Am kommenden Dienstag wollte er mit seiner Frau in die Toskana fahren. Das wäre ihr erster Urlaub zu zweit seit sieben Jahren. Er sicherte Vairiala jede nur erdenkliche Unterstützung der Polizei zu und |136| versprach, die Maßnahmen auch mit der Verkehrspolizei und der Kriminalpolizei zu koordinieren.
Das Gespräch verlief so gut, daß sich Vairiala beruhigte. Der Polizeichef hatte sogar versprochen, die Maßnahmen der Polizei zu koordinieren, bevor er überhaupt dazu gekommen war, das vorzuschlagen. Vairiala betonte, er habe nur deswegen über die Rolle der Aufklärungsabteilung gesprochen, damit man die Hintergründe des Falles besser verstehen konnte. Die Fakten, die er geschildert hatte, würden sich in den Datenbanken der Polizei nicht finden.
»Noch eine Sache«, sagte Vairiala, so als wäre ihm zum Schluß noch ein geringfügiges Detail eingefallen. »Wenn ihr Ratamo findet, dann ist es unter Berücksichtigung der Bedeutung dieser Sache am besten, ihr überwacht den Mann nur und ruft uns dorthin. In unserer operativen Zentrale sitzt ständig jemand in Bereitschaft.«
Der Polizeichef willigte ein und beendete das Gespräch. Zum Glück wollte die Aufklärungsabteilung die Verhaftung selbst übernehmen. In einer solchen Angelegenheit wäre ein Mißerfolg nicht gerade von Vorteil für die eigene Karriere.
Vairiala war zufrieden. Die Entscheidung, erst den Polizeichef anzurufen und danach Siren, hatte sich als richtig erwiesen. Bevor er die Nummer seines Vorgesetzten wählte, wiederholte er im Kopf, wie er seine Nachricht vorbringen wollte. Dabei bemerkte er, daß er mit den Füßen auf den Fußboden trampelte.
»Siren!« Die Stimme des Generalmajors dröhnte sofort in Vairialas Ohr.
»Hier Pekka. Hast du einen Augenblick Zeit?« fragte Vairiala in ernstem Ton. Er hatte die Achtung vor Autoritäten so sehr verinnerlicht, daß sie tief und unauslöschlich in ihm saß. |137| Er hatte schon immer Schwierigkeiten gehabt, Vorgesetzten seine Gedanken vorzutragen.
»Ist die Lage unter Kontrolle?« erkundigte sich Siren.
»Ja. Insgesamt ist sie unter Kontrolle, aber nicht alles ist so verlaufen, wie ich es geplant hatte.« Vairiala konnte die Unsicherheit in seiner Stimme nicht verbergen.
»Ist die Ausführung unseres Plans in Gefahr?«
»Auf gar keinen Fall. Es handelt sich um eine kleine Verzögerung bei der Ausführung eines Auftrags. Auch der wird aber jeden Augenblick erledigt sein.«
»Welcher Auftrag?«
»Ra…, Ratamo«, stotterte Vairiala.
Siren schnaufte, murmelte irgend etwas Unverständliches und sagte dann, er müsse jetzt zur Besprechung der Stabchefs. Er forderte Vairiala auf, um drei zu ihm zu kommen, und fügte hinzu, er hoffe, die Angelegenheit sei bis dahin
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