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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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traf nach Ketonens Auffassung für seine Vorgänger zu. Unabhängig davon, wer ihr Chef war, hatte die SUPO immer effizient gearbeitet. Obwohl man die gewaltige Aufklärungstätigkeit der Sowjetunion nie ganz hatte verhindern können, wurden deren vom Standpunkt der Sicherheit Finnlands wesentliche Maßnahmen doch vereitelt. In den siebziger und achtziger Jahren hatte die SUPO mehr Sowjetagenten auf frischer Tat ertappt als irgendeine andere Sicherheitspolizei in Europa.
    |286| Manchmal ärgerte es Ketonen, daß man von den Heldentaten der SUPO in der Öffentlichkeit nichts wußte. Wie viele hätten denn geglaubt, daß der gegenwärtige Siegeszug der Informationstechnik zum Teil das Verdienst der SUPO war. In den achtziger Jahren hatte sie auf Drängen der USA verhindert, daß die Sowjetunion über finnische Hochtechnologieunternehmen in den Besitz von Technologie gelangte, die in den westlichen Ländern entwickelt worden war. Deshalb erlaubten die USA den finnischen Firmen auch danach, neueste westliche Technologie zu nutzen, was die Grundlage schuf für die gegenwärtige Blüte dieser Branche.
    Ketonen begann mit gymnastischen Übungen, um seinen Rücken zu entspannen, aber Musti glaubte, daß ihr Herrchen spielen wollte, und verhinderte so seine Absicht. Ketonen betrachtete die schlaffen Gesangsmuskeln an seinen Hüften und beschloß einmal mehr, regelmäßig Sport zu treiben. Er war der Bequemlichkeit und der Schlemmerei verfallen, und das schon zu lange. Aber in Helsinki konnte man nun mal nur selten in die Loipe gehen. Und zum Joggen war er nicht bereit. Er würde sich jedenfalls keine Sachen anziehen, in denen man sich lächerlich machte.
    Das Telefon klingelte wieder ohrenbetäubend. Die Anruferin war die für das Internet zuständige junge Frau aus der Abteilung für Informationsmanagement.
    »Erik Wrede hat mir befohlen, dich gleich nach fünf wegen dieser Angebote im Internet anzurufen«, sagte die Frau unsicher.
    »Und wie ist die Lage? Ist das Geschäft zustande gekommen?« fragte Ketonen ungeduldig.
    »Es liegen zwei Angebote vor: Sokrates bietet hundertzehn Millionen und Aristoteles vierzig Millionen.«
    |287| »Finnmark?«
    »Dollar.«
    »Donnerwetter!« rief Ketonen. Musti sprang wieder auf und zog ihr Herrchen am Hosenbein. »Die erste Rate für das höhere Angebot, wieviel ist das in Finnmark?«
    »Nach dem derzeitigen Dollarkurs reichlich dreißig Millionen Finnmark«, stellte die Expertin gelassen fest.
    Ketonen fiel etwas ein: »Sollten es nicht drei Angebote sein?«
    »Es sieht so aus, als hätte Platon kein Angebot gemacht.« »Gute Arbeit. Sieht man da irgendeine Antwort an einen der beiden Bieter?«
    »Nein.«
    Ketonen fragte noch, ob sie in der Lage wäre herauszufinden, wer innerhalb der letzten Stunde die Internetadresse besucht hatte, auf der die Angebote abgegeben wurden.
    Die Frau gab erst eine längere technische Erläuterung, die sich für Ketonen wie Fachchinesisch anhörte, und sagte dann als Zusammenfassung, sie sei sich da nicht sicher. Es konnte sein, daß alle Besucher dieser Adresse den Briefkasten benutzt oder andere Vorsichtsmaßnahmen getroffen hatten. Dann würde es Stunden, Tage oder eine Ewigkeit dauern, um ihnen auf die Spur zu kommen.
    Ketonen stellte keine Fragen zu den Details, weil er keine neue Vorlesung über die Informationstechnik hören wollte, von der er nicht das geringste verstand. Es war jedoch so wichtig, zu klären, wer die Angebote gelesen hatte, daß die Spezialistin ihr Bestes geben mußte, und zwar so schnell wie möglich. Dieser Befehl verstärkte ihre Neugier noch, die schon Wredes Geheimniskrämerei angestachelt hatte. Ketonen war jedoch nicht bereit, über den Auftrag zu diskutieren, er |288| betonte nur, die Sache sei äußerst geheim und er werde, wenn möglich, später erzählen, worum es ging. Er glaubte jetzt, die Situation im Griff zu haben. Nun würde man zumindest einen Helfer des Verkäufers der Viren erwischen.
    »Dieses Angebot von Sokrates enthält aber noch eine Bedingung«, sagte die Internet-Verantwortliche, gerade als Ketonen das Gespräch schon beenden wollte.
    »Was für eine Bedingung. Lies vor, verdammt noch mal«, schnauzte Ketonen sie an, und sie las den Text vor.
    Ketonen ließ sich trotz seines schmerzenden Rückens auf den Stuhl fallen und fuhr sich durch die grauen Haare. Nun ging plötzlich alles gegen den Baum. Wenn es den Tschetschenen gelang, die Röhrchen mit dem Blut und die Anweisungen für die Zahlung der ersten

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