Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)
schon seit Jahren mehr aus, als sie verdient. Wissen Sie, ob Ihre Tochter noch über andere Einnahmequellen verfügt als das Geld von Finn Security?«
»Ich begreife nicht, warum das Mädchen immer noch in dieser Firma herumhängt. Finn Security dümpelt vor sich hin und hat seit Jahren mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, obwohl die Möglichkeiten der Firma enorm sind. An ihrem Marketing kann irgendetwas nicht stimmen.« Laitakari überlegte einen Augenblick. »Können Sie das, was ich Ihnen jetzt sage, vertraulich behandeln?«, fragte er verlegen. «Ich möchte nicht, dass die Steuerbehörden davon erfahren.«
»Diese Ermittlungen sind ganz sicher wichtiger als Ihre Steuererklärung. Sie können auf meine Verschwiegenheit vertrauen«, antwortete Wrede, obwohl er da möglicherweise zu viel versprach.
»Ich habe Pauliina in den letzten Jahren ziemlich freigebig unterstützt. Sie ist mein einziges Kind, und es hat sich nun mal so ergeben, dass ich einigermaßen vermögend bin. Ich habe ihr Bargeld gegeben. Pauliina ist so die Erbschaftssteuer erspart geblieben und mir die Schenkungssteuer.«
Enttäuscht musste Wrede registrieren, dass die geheimnisvolle Einnahmequelle Pauliina Laitakaris nur der Papa war. Er erkundigte sich, was für Summen Pekka Laitakari seinerTochter gegeben hatte. Der Vater vermutete vage, es könnten jährlich mehr als hunderttausend Finnmark gewesen sein, die er ihr während der letzten drei Jahre geschenkt habe, in denen es bei Pauliina finanziell sehr eng zugegangen sei.
»Ich muss doch nun nicht ins Gefängnis?«, fragte Laitakari scheinbar leichthin. Wrede sah jedoch, dass der Mann besorgt war.
Mitten in diesen umfangreichen und komplizierten Ermittlungen habe er keine Zeit, sich mit solchen Kleinigkeiten zu befassen, erwiderte Wrede und nahm sich vor, in dieser Angelegenheit dem Finanzamt irgendwann später vielleicht einen Wink zu geben. Schon nach dieser kurzen Begegnung war klar, dass Pekka Laitakari nichts so sehr treffen würde wie der Verlust von Geld.
Laitakari wirkte zufrieden. »Außerdem habe ich Pauliinas Unterstützung eingestellt. Mal sehen, wie sie ihren protzigen Lebensstil künftig finanziert.«
Wrede richtete sich auf dem Sofa ruckartig auf. »Was meinen Sie damit?«
Laitakari hatte seiner Tochter im letzten Herbst mitgeteilt, er werde den Geldhahn endgültig zudrehen. Pauliina war nicht zu seiner Hochzeit erschienen und hatte seinen Geburtstag zum dritten Mal hintereinander vergessen, da war sein Maß voll gewesen. Zu allem Übel trieb sie sich auch noch mit allen möglichen Gigolos herum. Immerhin habe er neben all dem Bargeld ihre Ausbildungskredite bezahlt und die Rückzahlung der Schulden für das Haus übernommen, von all den anderen Rechnungen ganz zu schweigen, erklärte Laitakari aufgebracht. Es war offensichtlich, dass sich die Tochter nur für sein Geld interessierte und nicht für ihn. Laitakari sagte, er habe auch sein Testament geändert. Es sei sehenswert gewesen, was Pauliina für ein Gesicht gemacht habe, als sie erfuhr, dass sie vomEigentum ihres Vaters nur den ihr gesetzlich zustehenden Teil erhalten würde.
Wrede hätte am liebsten einen Jubelschrei ausgestoßen. Pauliina Laitakari hatte ein starkes Motiv! Vielleicht wies Protaschenkos Kalendernotiz doch auf eine Frau hin und nicht auf den Decknamen. Möglicherweise war die Enthüllung des Decknamens ein Ablenkungsmanöver gewesen.
Wrede verabschiedete sich und sagte, er müsse vielleicht auf die Sache zurückkommen. Endlich freute er sich einmal, dass er nicht wohlhabend war. Pekka Laitakaris Leben erschien genauso abgekapselt wie das einer Ölsardine.
Der Besuch war die Mühe wert gewesen, dachte Wrede zufrieden. Er hatte für Pauliina Laitakari ein Motiv gefunden. Und vielleicht den »Hund«.
Es war 20.30 Uhr am Samstag.
44
Die Scheinwerfer der entgegenkommenden Autos wurden von der glänzenden Straßenoberfläche so stark reflektiert, dass ihm die Augen weh taten. Sterligow lenkte den Volkswagen Passat, den seine Helfer gemietet hatten, vom Hämeenlinnanväylä auf den Ring Drei in Richtung Osten. Er wollte aus einem fahrenden Auto anrufen, weil dann die Basisstation des Handys von Zeit zu Zeit wechselte, und diese Stationen lagen hier weit auseinander. Wer das Telefon orten wollte, könnte die Position des Autos nur mit großer Verzögerung verfolgen und würde auch nur erfahren, dass dieses Gespräch aus einem beweglichen Objekt irgendwo auf dem Ring Drei geführt
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