Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)
wesentliche Dinge zu berichten. Suche Laitakaris Einnahmequelle. Wenn sie mit Guoanbu oder Swerdlowsk zusammenhängt, dann haben wir den ›Hund‹ gefunden«, wetterte Ketonen.
Piirala sah beleidigt aus. Er hatte angenommen, Holm habe der Ermittlungsgruppe schon erklärt, dass Laitakari mehr ausgab, als sie verdiente. Er ordnete seine Unterlagen und wich Ketonens starrem Blick aus.
Das Beispiel des Generaldirektors von DataNorth habe die anderen Vorstandsmitglieder glücklicherweise nicht dazu angeregt, Aktien zu verkaufen, erklärte Riitta Kuurma. Der Aktienkurs des Unternehmens sei wieder auf den Stand des Vortags gestiegen, nachdem der Generaldirektor eine Presseerklärung abgegeben hatte, in der er mitteilte, er habe lediglich die in seinem Optionsprogramm zulässige jährliche Aktienmenge verkauft, wie auch in den Jahren zuvor. Nach ihren Informationen war diese Erklärung eine Lüge.
Ketonen überlegte eine Weile und beschloss dann, den Generaldirektor erst nach der Lösung des Falls bei der Abteilung für Wirtschaftskriminalität der Kriminalpolizei wegen des Missbrauchs von Insiderwissen anzuzeigen.
Der Summer ertönte, und an der Tür des Beratungsraumes leuchtete eine rote Lampe auf. Ketonen riss die Tür auf. Ein Mitarbeiter der Abteilung für Informationsmanagement reichte ihm ein Blatt mit der Bitte, es Piirala zu geben.
Ketonen schaute auf das Blatt: Er hatte das Recht, alles zu wissen, was in der Sicherheitspolizei geschah. Es war eine kurze E-Mail. Er las den Text erst auf Englisch, dann in Finnisch vor. »VERHÖREN SIE DIE ELTERN DER VERDÄCHTIGEN.«
»Ist der Vater oder die Mutter von einem der Inferno-Verantwortlichen der ›Hund‹?«, fragte Ratamo verdutzt.
Ketonen wandte sich an Wrede »Hat man sie befragt?«
»Ich wollte …«
»Das hätte man längst tun müssen«, fuhr Ketonen ihn an und befahl Piirala, für die Eltern ein ähnliches Datenprofil anzufertigen wie für die Tatverdächtigen.
Piirala sah wegen der Vorwürfe, die man ihm gemacht hatte, immer noch niedergeschlagen aus.
Wer zum Teufel schickte diese Hinweise, überlegte Ketonen. Und warum? Wollten Guoanbu oder Swerdlowsk sie auf die falsche Fährte locken? Die Hinweise ließen sich jedoch nicht einfach ignorieren. Der Absender könnte jemand sein, der wollte, dass der Schuldige gefasst wurde. Jeder Spur musste nachgegangen werden. Plötzlich fiel ihm Simo Tommilas Mutter ein, der er mittags mitgeteilt hatte, dass ihr Sohn entführt worden war. Die Frau hatte regelrecht hysterisch reagiert. Eltern waren ja immer schockiert, wenn ihren Kindern etwas zustieß, aber Aino Tommilas Hysterie trug krankhafteZüge. Die Frau hatte geschrien, als hätte man ihr mitten im Telefongespräch die Kehle durchgeschnitten. Seine Sekretärin hatte ihm gesagt, Aino Tommila rufe in Abständen von fünf Minuten seine Nummer an.
Ketonen seufzte und starrte seine Mitarbeiter eine Weile an. »Macht euch an die Arbeit. Geschlafen wird erst dann, wenn der Fall aufgeklärt ist«, sagte er und ging zu Ratamo, um sich zu erkundigen, wie das Begräbnis verlaufen war.
Wrede schüttelte den Kopf, als er sah, wie sich der Chef fast freundschaftlich mit einem Verdächtigen unterhielt. Ketonen war zu weich geworden. Er wäre ein strengerer Chef.
Als die anderen hinausgingen, blieben Ratamo und Riitta Kuurma im Beratungsraum zurück, als hätten sie eine stillschweigende Übereinkunft.
Ratamo Blick war offen und ehrlich. »Danke, dass du mir vertraust. Es ist dein Verdienst, dass ich bei diesen Ermittlungen dabei sein darf. Vielleicht kann ich mich irgendwie revanchieren.« Es war ihm noch nicht ein einziges Mal gelungen, Riitta Kuurma anzuschauen, ohne an die Nacht damals in ihrer Wohnung zu denken. Er würde alles dafür geben, könnte er das noch einmal erleben. Möglichst bald. Wenn es sein musste, würde er dafür sogar an einem Kurs des gefragten Motivationstrainers Jari Sarasvuo teilnehmen, wo ihn sonst keine zehn Pferde hinbrächten.
Versuchte Arto ein Date vorzuschlagen oder sich zu bedanken? Riitta Kuurma wusste nicht, was sie sagen sollte.
»Kommen die Ermittlungen in einem wichtigen Fall immer so schleppend voran?«, fragte Ratamo, um das drückende Schweigen zu brechen.
Riitta Kuurma lachte. »Wichtige Fälle sind immer so. Warte erst mal, was passiert, wenn wir den ›Hund‹ nicht erwischen. Dann wird man die Schuldigen dafür suchen, Unschuldigebestrafen und Leute auszeichnen, die nicht an den Ermittlungen teilgenommen haben«, sagte
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