Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)
wurde. In der City wäre eine genaue Lokalisierung bis auf den Häuserblock möglich.
Am Industriegebiet von Tuupakka steckte Sterligow den Akku in das Telefon und schaltete es ein. Erst jetzt meldete sich das Handy mit einem Signal bei der nächstgelegenen Basisstation an, und nun könnte die Position des Telefons verfolgt werden.
Sterligow machte sich keine Sorgen, dass sein Telefon möglicherweise abgehört werden könnte. In seiner SIM-Karte befand sich ein Mechanismus, der das Gespräch beendete, sobald sich jemand einschaltete, um es abzuhören.
Nach Ansicht des Verschlüsselungsspezialisten von Swerdlowsk war es äußerst unwahrscheinlich, dass Tommila das Passwort auswendig konnte. Sterligow wurde klar, dass er mit dem jungen Mann Zeit verloren hatte, die Gold wert war. Warum hatte der »Hund« ihn angelogen und behauptet, Tommila könnte das Passwort sogar im Schlafe aufschreiben? Wollte der »Hund« selbst in Wiremoney einbrechen? Er musste ihn sofort finden.
Doch zunächst sah sich Sterligow gezwungen, eine Entscheidung zu treffen: Wie sollte er das Passwort beschaffen? Er beschloss, die Taktik zu ändern. Jeder gute Soldat musste nötigenfalls imstande sein, die Fakten schnell neu einzuschätzen und die Pläne zu ändern. Er hatte die Gruppe seiner Helfer auf dem Parkplatz des Fußballstadions Toivola in Klaukkala getroffen und mit den Männern bis ins kleinste Detail festgelegt, wie die Übergabe des Passwortes durch die SUPO erfolgen sollte.
In der Überwachungszentrale der SUPO meldete sich schon nach dem ersten Rufzeichen eine energische Frauenstimme. Sterligow war so überrascht, dass er um ein Haar Russisch gesprochen hätte. Er räusperte sich und sagte leise: »Verbinden Sie mich mit Jussi Ketonen. Es geht um Simo Tommila.«
Es knackte in der Leitung, reichlich zehn Sekunden vergingen, dann meldete sich Jussi Ketonen schnaufend.
»Simo Tommila ist in meiner Gewalt. Ich bin bereit, ihn gegen die bei Protaschenko gefundenen Unterlagen einzutauschen«, sagte Sterligow ganz ruhig, während er gleichzeitig ansetzte, um ein Gefährt zu überholen, das aussah wie der Tourbus einer Rockband und dessen Auspuff qualmte wie ein Fabrikschlot.
Ketonen dachte konzentriert nach. Er kannte den Mann nicht, obwohl er sich an die Stimme erinnerte, in irgendeinem Zusammenhang hatte er sie schon gehört. Die Überwachungszentrale zeichnete alle Telefonate auf, sofort nach Beendigung des Gesprächs würde eine Stimmanalyse des Anrufers vorgenommen werden. Die Stimme eines Menschen war genauso individuell wie sein Fingerabdruck. Man würde sie mit allen Proben vergleichen, die sich im Stimmenarchiv befanden. Die Identität des Mannes musste ermittelt werden.
»Du musst erst sagen, wer du bist. Viele Leute wissen, dass Simo Tommila gekidnappt wurde. Du kannst irgendein Neurotiker sein, der scharf darauf ist, an die Öffentlichkeit zu kommen.« Musti setzte die Vorderpfoten aufs Knie ihres Herrchens, aber Ketonen schob sie weg und zeigte in Richtung Korb.
»Befehlen Sie Arto Ratamo, mir die Unterlagen zu bringen. Ich will …« Die Verbindung wurde unterbrochen. Sterligow sah auf dem Handy, dass der Empfang gut war. War das nur ein kurzes Funkloch gewesen, oder versuchte jemand, das Gespräch abzuhören?
Ketonen starrte verdutzt auf den Hörer. Warum sollte gerade Ratamo die Unterlagen übergeben? War er doch ein Maulwurf? Wo zum Teufel hatte er die Stimme des Anrufers schon einmal gehört? War das etwa …
Das Telefon schrillte. »Ist Tommila der ›Hund‹?«, fragte Ketonen, obwohl er wusste, dass es vergeblich war. Er musste aberauf Zeit spielen, damit die Überwachungszentrale herausfinden konnte, woher das Gespräch kam.
»Ich will mit Tommila reden«, verlangte Ketonen, als der Anrufer nicht auf die Frage reagierte.
»Es interessiert mich nicht, was Sie wollen. Tommila ist am Leben. Ich rufe in drei Minuten wieder an. Treffen Sie bis dahin Ihre Entscheidung, oder Tommila stirbt.« Sterligow beendete das Gespräch.
Ketonen hielt den tutenden Hörer noch einen Augenblick am Ohr und versuchte in den Tiefen seines Gedächtnisses das Gesicht zu finden, das zur Stimme des Anrufers gehörte. Seine Augen schlossen sich und sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Wenn Tommila der »Hund« war, dann hatte sich der junge Mann freiwillig zu seinen Helfern abgesetzt, aus Angst, die SUPO könnte ihn schnappen. Wollte der Entführer jetzt, dass sein Gehilfe Arto Ratamo zu ihm kam? In dem Falle musste Guoanbu die
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