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Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Titel: Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Internetanschlüssen, Mobiltelefonen und Eintragungen im Kreditregister, die Dateien des Gesundheitswesens und der Hotels, die Straf- und Aktienregister und die Verzeichnisse der Yachtclubs, die Register des Justizministeriums und die für Immobilien und Waffenscheine und Hunderte andere private, kommunale und staatliche Register. »Durch die Zusammenstellung der Daten kann man ein äußerst umfassendes Persönlichkeitsprofil der Verdächtigen erstellen. In Finnland gibt es bezogen auf die Einwohnerzahl weltweit die meisten Register. Und den besten Suchschlüssel – die Personenkennzahl. Wissen ist Macht. Und Überwachung«, verkündete sie zum Schluss. Sie hatte sich in Trance geredet wie ein Baptistenprediger aus dem tiefsten Süden der USA. Die zierliche Frau schien um etliche Zentimeter gewachsen zu sein.
    Ihre Kollegen starrten sie stumm an, es hatte ihnen die Sprache verschlagen. Wrede war der Erste, der sie wiederfand: »Ist das denn alles legal?«
    Plötzlich bekam Holm einen Hustenanfall. Sie sprühte ein Medikament in ihren Mund und schob die runde Brille hoch, die auf die Nasenspitze gerutscht war. »Ich habe nur ein Suchprogramm entwickelt, das Informationen findet«, stammelte sie. Statt des selbstsicheren Profis saß da wieder die vertraute, schüchterne Mitarbeiterin. »Ich lasse das Programm nur solche Register durchsuchen, aus denen wir Informationen holen dürfen.«Sie hatte einen trockenen Mund, nahm rasch ihr Glas und trank; es war, als würde man Wasser auf ausgedörrte Blumenerde gießen.
    Ratamo fühlte sich unsicher. Wurde wirklich in einem Fall von Industriespionage dieser Dimension ermittelt? War die SUPO tatsächlich dazu in der Lage? Und was war mit dem Schutz der Privatsphäre des Menschen passiert? Er bekam Angst bei der Vorstellung, wozu Nachrichtendienste und Sicherheitsbehörden künftig fähig wären, wenn sich die Entwicklung der Informationstechnologie weiter beschleunigte. Man beabsichtigte, das Leben seines Freundes einer Menge von SUPO-Mitarbeitern vorzuführen wie einen Dokumentarfilm. Würde so seine Arbeit aussehen?
    Wrede ergriff wieder das Wort und fuhr sich ungeduldig durch seine rote Mähne. Das FBI wisse noch nicht, wer Protaschenko ermordet hatte. Die Amerikaner hätten alle Spuren analysiert und der SUPO die an Protaschenkos Körper gefundenen Unterlagen geschickt. Sicherheitshalber sollte das Labor der Kriminalpolizei die Dokumente noch einmal untersuchen. Über Protaschenkos Auftraggeber gebe es keine Erkenntnisse, sagte Wrede zum Schluss und setzte sich. Es ärgerte ihn, dass er nicht als Erster zu Wort kam. Immerhin war er Ketonens Stellvertreter. Außerdem wurmte es ihn, dass Anna-Kaisa Holms Abteilung für Informationsmanagement in der letzten Zeit bei vielen Ermittlungen so eine wichtige Rolle gespielt hatte. Früher war er allein Ketonens Kronprinz gewesen.
    In dem Raum waren alle mucksmäuschenstill. Ketonen überlegte, ob er Ratamo bitten sollte, mit Timo Aalto zu reden, oder ob er ihn aus der Ermittlungsgruppe ausschließen müsste. Er wollte nicht an eine Verwicklung Ratamos in das Inferno-Verbrechen glauben, war aber gezwungen, auch dieseMöglichkeit in Betracht zu ziehen. Ärgerlicherweise hatte der Graphologe noch nicht mitgeteilt, ob die vietnamesischen Notizen auf Protaschenkos Unterlagen Ratamos Handschrift entsprachen. Er beschloss, das Urteil des Spezialisten abzuwarten und Ratamo zu bitten, sich mit Aalto zu treffen. Jemand musste dann abhören, worüber die beiden sprachen. Ketonen hatte das Gefühl paranoid zu sein. Es überraschte ihn, dass sein Gewissen nach dreißig Jahren beim Nachrichtendienst noch nicht abgetötet war.
    Die Hosenträger knallten, Ketonen stand auf und befahl seinen Mitarbeitern, an die Arbeit zu gehen. Nötigenfalls sollten sie Verbindung aufnehmen zur Kommission für IT-Verbrechen und zum Informationsdienst der Kriminalpolizei, der alle Straftaten erfasste, zur Zentrale für Informationsmanagement bei der Polizei, zur Elektronik- und IT-Abteilung der Streitkräfte sowie zu Europol und Interpol. Jede Hilfe musste angenommen und jeder einzelne Stein umgedreht werden.
    Gerade als Ratamo glaubte, Ketonen habe seine Anwesenheit völlig vergessen, sagte der Chef, er solle sich die Notizen in vietnamesischer Sprache auf Protaschenkos Unterlagen anschauen und klären, ob sich in dem Text Hinweise auf irgendeinen Dialekt oder Wörter fanden, die entweder Männer oder Frauen häufiger als das andere Geschlecht benutzten. Vielleicht

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