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Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Titel: Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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hervor. »Das geht hier bestimmt bis spät in die Nacht. Aber morgen können wir uns unterhalten, wenn du willst.« Er hörte sich unfreundlicher an als beabsichtigt. Wollte sich Riitta vergewissern, dass er ihre Arbeit bei der SUPO nicht erschweren würde, oder wollte sie wirklich über eine gewisse Nacht im vorletzten Sommer reden? Dann fragte sich Ratamo wieder einmal, ob Riitta mit ihm geschlafen hatte, weil sie ihn mochte oder weil sie ihre Arbeit gern machte. Er schämte sich.Ihm fiel ein, wie Riitta ihn damals angesehen hatte. Wenn das nicht echt gewesen war, dann besaß er die schlechteste Menschenkenntnis auf der ganzen Welt.
    Sie vereinbarten, sich am kommenden Tag nach der Besprechung der Ermittlungsgruppe zu unterhalten, und beendeten das Gespräch.
    Ratamo hatte die Nase gestrichen voll. In den nächsten zwei Tagen musste er das Vertrauen seines besten Freundes enttäuschen, die Beziehung mit Meri beenden, mit der Lügnerin Riitta reden, zum Begräbnis seiner Oma gehen und seinen Vater treffen. Die Aussichten waren so unerfreulich, dass er innerhalb der nächsten halben Stunde eine ganze Flasche Rotwein in sich hineinschüttete. Er war nicht der Typ, der glaubte, »knallen erst die Korken, verschwinden alle Sorgen«, aber heute wollte er dem Stress wenigstens für eine Weile entfliehen.
    Langsam wurde er so blau wie ein Veilchen. Als Saufkumpan fand sich ein Direktor, der unablässig vom Erdgas laberte und ihm dann und wann einen Koskenkorva-Schnaps ausgab. Sein Savoer Dialekt war auch im internationalen Geschäftsleben nicht verschwunden. Der joviale Mann mit seinem geröteten und aufgedunsenen Gesicht erinnerte Ratamo an den Herrn Puntila. Wenn sie einen Schnaps hinunterkippten, rief er immer, und zwar jedes Mal lauter: »Das ist aber ein außerordentlich trockener finnischer Weißwein!«
    Als das Spiel zu Ende war, sah Meri, dass Ratamo nicht mehr dazu taugte, ihr Gesellschaft zu leisten. Sie versprachen, einander anzurufen, und Meri verließ mit der Hauptgruppe die Loge.
    Eine Flasche Rotwein und mehrere Schnäpse später befanden sich in der Loge nur noch Ratamo, der Erdgasmann und die Logenkellnerin, die langsam auf die beiden Männer böse wurde, weil die nicht die geringsten Anstalten machten zu gehen.
    Der Erdgasmann starrte die Frau interessiert an. »Ein fremdes Gesicht, aber ein vertrauter Geruch«, stammelte er und wandte sich dabei Ratamo zu, der auf dem Barhocker hin und her schwankte, nicht mehr geradeaus gucken konnte und mit den Lautsprechern um die Wette sang. Mit der unfehlbaren Logik des Betrunkenen interpretierte der Erdgasmann das Verhalten der Frau so, als sei sie an ihm interessiert. »Gleich raschelt’s im Schilf«, verkündete er zu Ratamos großem Vergnügen.
    Schließlich war das Maß der Frau voll, die Situation spitzte sich zu, es kam zum Streit, und dem Erdgasmann riss nun auch der Geduldsfaden. »Um Winston Churchill zu zitieren: ›Gute Frau, ich bin morgen wieder nüchtern, aber Sie sind dann immer noch hässlich.‹« Sein Schlusswort sorgte dafür, dass er und Ratamo von Sicherheitsleuten aus der Arena hinausbegleitet wurden.

DONNERSTAG
     

11
     
    Genau um neun Uhr am Donnerstagvormittag drückte Pauliina Laitakari, Director of Engineering, im Fahrstuhl den Knopf zum Bunker. Die Inferno-Verantwortliche von Finn Security betonte gegenüber Riitta Kuurma und Anna-Kaisa Holm, dass nur äußerst wenige Gäste den Stolz der Datenschutzfirma, den Bunker, also die Computerhalle, je gesehen hätten. Dort wurden die Zertifikate aufbewahrt, elektronische Personalausweise, die für Dienstleistungen und Handel im Internet erforderlich waren. Finn Security stellte sie her und verkaufte sie.
    Der Knopf leuchtete erst auf, als Pauliina Laitakari ihren Schlüssel in das Schloss steckte und drehte. Sie erklärte ihren Gästen, der Lift würde sie jetzt dreißig Meter tief unter die Erdoberfläche bringen.
    Als sich die Fahrstuhltüren öffneten, lag vor ihnen eine Betonebene, auf der eine merkwürdig aussehende Plexiglaskabine stand. Der Reihe nach stiegen alle drei in der Kabine auf eine Waage. Beim Verlassen des Bunkers würden sie erneut gewogen werden, sagte die Inferno-Verantwortliche. Wenn das Gewicht des Besuchers gestiegen war, bestand der begründete Verdacht, dass er etwas aus dem Bunker hinausschmuggeln wollte.
    Pauliina Laitakari steckte ihre Zugangskarte in ein digitales Lesegerät, das an der Hartplastikwand der Computerhalle befestigt war, und tippte eine lange

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