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Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Titel: Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Zahlenreihe ein. Man hörte ein Surren und ein Knacken, als sich das Schloss der durchsichtigen Tür öffnete.
    An der Decke des Bunkers hingen etliche Überwachungskameras, und das Rauschen Dutzender Computer übertönte alle anderen Geräusche. In dem Saal roch es nach Strom.
    Mitten im Bunker bat die Computerspezialistin ihre Besucher stehenzubleiben. »Der Kern unseres Zertifikatsystems befindet sich dort in dem Tresor mit der roten Tür. Die Schlüssel dafür liegen daneben in dem Tresor mit der blauen Tür, für den wiederum zwei Schlüssel erforderlich sind. Den einen hat der Vorstandsvorsitzende, und der andere wird in einem Tresor aufbewahrt, der im Büro des geschäftsführenden Direktors steht.«
    Plötzlich wirkte sie besorgt. »Sie dürfen niemandem etwas von diesem Ort erzählen. Unser Geschäft mit Zertifikaten ist schlagartig zu Ende, wenn hier eingebrochen wird.«
    Während Anna-Kaisa Holm nach technischen Details fragte, überlegte Riitta Kuurma, warum Pauliina Laitakari ihre Gäste zuerst in den Bunker führte. Vielleicht wollte sie damit demonstrieren, dass die Sicherheitsvorkehrungen bei Finn Security absolute Spitze darstellten.
    Die Inferno-Verantwortliche berichtete von den Finessen der Computerhalle und hob hervor, dass die Zentraleinheit nicht ans Internet angeschlossen sei. Hacker könnten auf keinen Fall in ihre Dateien einbrechen. »In diesen Bunker dringt nicht einmal eine Fliege ein«, prahlte sie. Dann bedeutete sie den SUPO-Mitarbeiterinnen, ihr zu folgen, und ging zum Fahrstuhl, dabei klapperten ihre Absätze auf dem Laminatfußboden.
    Sie holten sich Kaffee in der Kochnische der Direktorenetage und ließen sich dann in Pauliina Laitakaris Arbeitszimmer nieder. Die Tür stand offen. Man hörte ein lebhaftes mehrsprachiges Stimmengewirr, auf dem Flur liefen junge und energisch wirkende Computerexperten hin und her, alle waren sehr salopp gekleidet.
    »Ihre Mitarbeiter scheinen sich hier wohl zu fühlen«, sagte Anna-Kaisa Holm, die einen sehr nervösen Eindruck machte. In der Nähe der vor Selbstvertrauen strotzenden Pauliina Laitakari fühlte sie sich unsicher und blass. Sie bekam schlecht Luft und hoffte, von einem Asthmaanfall verschont zu bleiben.
    Die Gastgeberin sah stolz aus. »Wir konzentrieren uns nur auf unsere Arbeit und pfeifen auf jede Hierarchie, Bürokratie und Kleiderordnung. Diese Arbeit ist eine Berufung, deshalb ist hier jeder bereit, sein Bestes zu geben. Bei uns ist ein Arbeitstag mit zwölf Stunden zu kurz. Vor Weihnachten hat man mir die Schlüssel weggenommen, damit ich an den Feiertagen nicht arbeiten gehe. Nicht alle Menschen haben die Chance, so eine interessante Arbeit zu finden.«
    Riitta Kuurma schniefte ablehnend. Niemand konnte seine Arbeit so sehr lieben. Die Aktien und Optionen von Finn Security, die Pauliina Laitakari besaß, vergrößerten sicherlich ihre Freude an der Arbeit.
    Die Ermittlerin nannte den Grund für ihren Besuch und bat die Gastgeberin dann, den Anteil von Finn Security an der Herstellung der Inferno-Software zu erläutern. Da Anna-Kaisa dabei war, brauchte sie zum Glück gar nicht erst zu versuchen, die Beschwörungsformeln der blonden Bit-Zauberin zu verstehen.
    Die beiden EDV-Profis gaben sich ganz ihrem leidenschaftlich geführten Gespräch über technische Einzelheiten hin, und Riitta Kuurma beobachtete Pauliina Laitakari. Die Frau sah nicht aus wie ein Computerfreak. Sie war fast eins achtzig groß und leger, aber gepflegt gekleidet. War ihr blondes, ganz kurz geschnittenes Haar ein Zeichen für einen rebellischen Geist? Riitta Kuurma verstand nicht viel von Schmuck, vermutete aber, dass Pauliina Laitakaris Kette mit dem Anhänger ungefähr so viel kostete wie eine Weltreise. Warum hätte sie diesen Betrugbegehen sollen? Riitta Kuurma war sicher, dass die Direktoren erfolgreicher IT-Unternehmen auch so schon im Geld schwammen. Sie arbeitete erst seit drei Jahren bei der SUPO, hatte aber bereits gelernt, dass die menschliche Phantasie nicht ausreichte, eine Geschichte zu erfinden, die das Leben nicht noch besser schreiben würde. Die Ermittlerin, die reichlich zehntausend Finnmark im Monat verdiente, versuchte sich vorzustellen, wie beim Zählen von Millionen der Verstand getrübt wurde und keine noch so große Summe mehr genügte. Aber wie sehr sie sich auch bemühte, es gelang ihr nicht. Schon mit einer Million könnte sie ihre Schulden bezahlen, und es bliebe noch jede Menge Geld für die Nichtigkeiten des Lebens übrig. Doch

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