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Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Titel: Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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bekommen könnte. Warum vertrat Aalto eine andere Auffassung?Wollte der Mann den Kreis der Verdächtigen erweitern und dafür sorgen, dass die SUPO in mehrere Richtungen ermitteln musste?
    Anna-Kaisa Holm beobachtete Aalto. »Wir haben es so verstanden, dass niemand in der Lage wäre, im Inferno eine versteckte Hintertür einzubauen.«
    Wieder prallte der Flummi an die Wand und sprang zurück in Aaltos Hand. Dann klopfte der Mann entspannt mit einem Stift auf sein Knie: »Theoretisch ist das möglich. Allerdings wird sich so ein glänzender Kodierer kaum irgendwo finden«, sagte er, und es klang aufrichtig.
    Bevor sie gingen, fragte Riitta Kuurma ihn noch, was er am Montagvormittag in Miami gemacht hatte, und war überrascht. Aalto besaß ein Alibi. Er hatte um zehn Uhr ein Treffen mit Ryan Draper gehabt, dem Softwareingenieur der Niederlassung seiner Firma in Miami. Riitta Kuurma notierte sich die Kontaktdaten des Amerikaners, und Aaltos Sekretärin begleitete die SUPO-Mitarbeiter hinaus auf die Runeberginkatu. Die Sicherheitsvorkehrungen bei SH-Secure waren noch strenger als bei DataNorth und Finn Security. In den Unternehmen der Informationstechnologie wurde anscheinend bei den Ausgaben für die Sicherheit nicht gespart.
    Am letzten Tag im Januar zeigte der Winter sein trostlosestes Gesicht. Der Himmel war so dunkel wie der Boden eines leeren Kessels, der Frost hatte nachgelassen, und im Schneematsch wurden die Schuhe sofort nass. Die trockene, durch die Abgase stickige Luft reizte Anna-Kaisa Holms Lungen, sie holte das Asthmamittel aus der Tasche.
    Die Lichter des Wagens gingen nicht an, und der Motor murrte nur müde, als Riitta Kuurma den Schlüssel im Zündschloss drehte.

14
     
    Das gierige eiserne Maul der Rolltreppe verschlang den Saum seines Mantels, und er schaffte es nicht, ihn sich vom Leibe zu reißen, so sehr er auch zog und zerrte. Das obere Ende der Rolltreppe rückte immer näher. Die stählernen Zähne würden ihn zerstückeln. Der Notschalter! Er entdeckte ihn im allerletzten Augenblick und griff mit beiden Händen nach dem Hebel. Ein ohrenbetäubendes Heulen erklang, aber die Rolltreppe hielt nicht an. Urplötzlich tauchte am Ende der Treppe wie aus dem Nichts der Erdgasmann auf. Er hatte eine feuerrote Haut und ein behaartes Gesicht. Das Ungeheuer lachte wie ein Wahnsinniger und rührte keinen Finger, um ihm zu helfen.
    Ratamo riss die Augen weit auf, als er wach wurde und der Stahlreifen zerbrach, der bei dem Alptraum seine Brust umspannt hatte. Er war schweißgebadet. Ihm wurde klar, dass sein Telefon bereits eine ganze Weile klingelte. Alpträume hasste er, schon als Kind hatte er genug von ihnen gehabt.
    Er stürzte zum Telefon und spürte, wie der Schmerz in seinem Schädel explodierte. Es war ein Gefühl, als hätte man seinen Kopf in einen Fahrradhelm für Kinder gezwängt. Im Mund hatte er den Geschmack einer alten Socke, und die Augenlider waren wie zugemauert. Er murmelte irgendetwas in den Hörer und legte auf. Ketonen hatte ihm mitgeteilt, dass die Besprechung der Ermittlungsgruppe um ein Uhr beginnen würde. Ratamo warf rasch einen Blick auf die zwei Meter hohe Standuhr im Flur und seufzte vor Erleichterung. Er hatte noch etwa zwei Stunden Zeit.
    Zwei Burana-Tabletten und eine kalte Dusche munterten seinen mitgenommenen Körper etwas auf, aber der moralische Kater wurde immer schlimmer. Wie zum Teufel konnte er nur so blöd sein, sich volllaufen zu lassen, um für eine WeileErleichterung zu finden? Jetzt musste er hoffen, dass er wenigstens keine Dummheiten angestellt hatte oder nicht etwa Bekannten über den Weg gelaufen war. Plötzlich fiel ihm ein, dass er mit dem Erdgasmann noch im »Mikado« in der Mannerheimintie hängengeblieben war, wo der Direktor, ein Mann mittleren Alters, den Frauen hinterhergetrabt war wie ein wildes Fohlen der Stute in der Prärie. Ob das Objekt seiner Begierde gut aussah, spielte keine Rolle. Ihm wäre jede recht gewesen, Hauptsache, der Puls schlug noch.
    Ratamo hatte es schnell sattgehabt, sich die Vorschläge der Gelegenheitsarbeiterinnen auf dem Gebiet der Liebe anzuhören. Die Schwachen erlagen der Versuchung auf ihrem Lebensweg, aber viele auch auf dem Mannerheimweg, dachte er. Dunkel erinnerte er sich, dass er noch auf ein Bier im »Schweinestall« Station gemacht hatte. Das letzte, dessen er sich noch entsinnen konnte, war eine Frau mit kurzgeschorenen Haaren in einer uralten Steppjacke. Ihr Haar hatte sie wegen eines Autounfalls verloren.

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