Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)
antwortete Anna-Kaisa Holm.
Ihrer Ansicht nach durfte man die Theorie von der Hintertür nicht vergessen, obwohl die Inferno-Verantwortlichen sie für unwahrscheinlich hielten. Zum Schluss erinnerte sie ihre Kollegen daran, dass anscheinend niemand wusste, was dieses mysteriöse, etwa fünfzehn Zentimeter lange Stück Code bedeutete. Sie holte tief Luft. Für einen Augenblick sah es so aus, als würde sie wieder einen Asthmaanfall bekommen.
»Findet sich bei jemandem ein Motiv?«, fragte Ketonen.
Zwischen Timo Aalto und SH-Secure gebe es Unstimmigkeiten, die geklärt werden müssten, berichtete Riitta Kuurma. Das gelte auch für das Verhältnis von DataNorth und Finn Security. Aalto habe möglicherweise ein Alibi für die Zeit des Mordes an Protaschenko, das FBI überprüfe die Angelegenheitgerade. Die Alternative, dass die Inferno-Verantwortlichen das Verbrechen gemeinsam begangen hatten, könne man aber auch nicht ausschließen.
Ratamo seufzte erleichtert. Er war sicher, dass Himoaalto ein wasserdichtes Alibi besaß. Nun bereute er es, dass er gestern überlegt hatte, ob sich Timo in seinem gestressten Zustand möglicherweise zu illegalen Dingen hatte hinreißen lassen. Er strich über sein Kinn und bemerkte, dass er vergessen hatte, sich zu rasieren. Die Bartstoppeln waren schon einen halben Zentimeter lang.
Sein Bericht fiel kurz aus. In dem vietnamesischen Text gab es keine Hinweise auf den Verfasser, und Aalto würde er morgen treffen.
»Erik!«, rief Ketonen mit grimmiger Miene.
Wrede sagte, man habe die Inferno-Verantwortlichen unter ständige Beobachtung gestellt. Das Gericht hatte die Genehmigung für das Abhören und Überwachen der Telekommunikation aller Verdächtigen und für ihre technische Überwachung erteilt. Die Anträge der SUPO wurden nie abgewiesen.
Ketonen nickte zustimmend, und Wrede fuhr fort. Das FBI käme bei den Ermittlungen zu dem Mord nur langsam voran. Es habe Kopien von den Aufzeichnungen der Überwachungskameras in Protaschenkos Hotel am Montag beschafft. Am Nachmittag würden in der Ratakatu Fingerabdrücke und Haarproben der Inferno-Verantwortlichen entnommen und dem FBI und dem Kriminaltechnischen Labor der Kriminalpolizei zur Analyse übersandt. Das hiesige Labor hatte auf Protaschenkos Unterlagen auch nicht mehr gefunden als das FBI. Sie befanden sich jetzt im Tresor der SUPO. Zu Protaschenkos Auftraggeber konnte Wrede nichts Neues vermelden. Für den SVR hatte der Mann wohl kaum gearbeitet. Die Russen machten überraschenderweise einen passiveren Eindruck als sonst.
»Wozu will jemand dieses Inferno haben?« Ketonen starrte Wrede streng an. Eine graue Haarsträhne klebte auf der Stirn des Chefs.
Diese Seite Ketonens hatte Ratamo schon vergessen gehabt. Wenn es darauf ankam, war der Mann eine Verkörperung der Zielstrebigkeit, ein strenger Leiter, der die Dinge durchzog, bis erreicht war, was er wollte. Und das war meistens das Richtige.
»Ich habe da eine Idee«, sagte Ratamo, bevor Wrede antworten konnte. Er erinnerte seine Kollegen daran, dass alle drei Inferno-Verantwortlichen eine Verpflichtung unterschrieben hatten, die dem Arbeitgeber erlaubte, ihre Computer zu Hause und alles, was sie in der Firma taten, zu überwachen. Wenn sich die Unternehmen kooperativ zeigten, könnte die SUPO ihnen ihr Know-how zur Verfügung stellen und helfen, die Verdächtigen elektronisch zu überwachen.
Wrede war überrascht. Ratamos Vorschlag hatte einiges für sich. Doch etwas an dem Mann störte ihn. Warum hatte Ketonen den Freund eines der Verdächtigen in die Ermittlungsgruppe aufgenommen? Seiner Ansicht nach war Ratamo ein Sicherheitsrisiko.
Während die anderen Ratamos Vorschlag noch verdauten, lief Ketonen schon auf Hochtouren. »Gut, Arto. Was für Maßnahmen empfehlt ihr?«, sagte er und schaute Anna-Kaisa Holm dabei fragend an.
Die überlegte so lange, dass die anderen schon unruhig wurden. Dann antwortete sie knapp und energisch, es sei jetzt an der Zeit, die neuen Vollmachten zur Verhinderung von EDV-Verbrechen voll zu nutzen. Ihrer Ansicht nach sollten alle drei Inferno-Verantwortlichen unter totale elektronische Überwachung gestellt werden. Wenn die Unternehmen zur Kooperation bereit wären, würde in allen Computern der Verdächtigen ein Programm installiert, das jeden getippten Text auf denComputer des Kontrolleurs weiterleitete. Mit einem anderen Programm würden die Computermikrofone der Verdächtigen in Abhörvorrichtungen umgewandelt. Wenn man die
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