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Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Titel: Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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dort kleine Pickel: Irgendein Medikament hatte wahrscheinlich eine allergische Reaktion hervorgerufen. Plötzlich packte sie das Entsetzen so heftig, dass es ihr den Atem verschlug: Das Gesicht des Killers von Swerdlowsk tauchte vor ihren Augen auf. Sie fühlte sich wie die Beute eines Raubtiers. Ihr Gehirn war immer noch benebelt. Wusste der Mann, wo sie sich befand? Nicht unbedingt: Er war gleich nachdem sie das Fentanyl getrunken hatte, hinausgerannt. In Sicherheit befand sie sich dennoch nicht. Ganz im Gegenteil. Das Piepen wurde schneller. Holm wandte den Kopf und sah, wie der grüne Strichauf dem Monitor hüpfte. Ihr Puls lag bei einhundertdreiundsechzig.
    Sie war eine Informationsquelle der Swerdlowsk-Mafia geworden, weil sie versprochen hatte, ihrer Schwester zu helfen. Ihr Gehalt war jedoch so schlecht, dass der ihr gewährte Bankkredit nur für einen Bruchteil der Summe gereicht hätte, die gebraucht wurde, um die Schulden von Alinas Tourismusunternehmen zurückzuzahlen. Deshalb hatte sie nur ein paar Tage gezögert, als der Russe im letzten Herbst Kontakt zu ihr aufgenommen und eine Zusammenarbeit vorgeschlagen hatte. Sein Angebot hätte auch Bill Gates nicht abgelehnt. So hatte sie ein Mittel gefunden, wie sie den väterlichen Hof und ihre Familie retten konnte.
    Getroffen hatte sie ihren Verbindungsmann bei Swerdlowsk nie. Informationen wurden elektronisch ausgetauscht, und ihr Honorar traf immer pünktlich auf dem Konto in der Schweiz ein.
    In den letzten Tagen änderte sich das Verhalten des Mafioso jedoch. Er reagierte aggressiv und ungeduldig und kommandierte sie herum wie einen Lehrling. Vor allem der vietnamesische Text auf Protaschenkos Unterlagen und Timo Aalto hatten ihn interessiert.
    Am Vorabend hatte er ihr befohlen, Protaschenkos Unterlagen zu kopieren. Das war jedoch unmöglich: Sie befanden sich im Tresor der SUPO, man durfte sie nicht ohne begründeten Anlass und auch niemals allein ausleihen.
    Anna-Kaisa Holm hatte alles unternommen, um den Mann von Swerdlowsk davon zu überzeugen, dass der Versuch eines Diebstahls der Dokumente bei der SUPO zu riskant wäre. Sie hatte versprochen, die Ermittlungen zu verzögern und zu erschweren, aber der Russe war unerbittlich geblieben – er wollte die Unterlagen unbedingt.
    Sie hatte gelogen und versprochen, die Dokumente zu beschaffen, denn Alternativen gab es nicht. Swerdlowsk war ein zu starker Gegner. Sie hätte sich gern selbst angezeigt und ihre Informationen preisgegeben, aber dann wäre sie mit Sicherheit ermordet worden. Nach Zakon, dem Gesetz der russischen Unterwelt, stand auf Verrat ausnahmslos die Todesstrafe. Die kriminellen Organisationen besaßen keinen anderen Rechtsschutz. Ihre Grundlage waren absolutes Vertrauen und Ehrlichkeit untereinander und die Einhaltung der Regeln der Unterwelt. Zu alledem hätte Alina möglicherweise noch das Geld verloren, das sie ihr gegeben hatte, und der Hof wäre zwangsversteigert worden. Alles wäre umsonst gewesen. Ihr blieb nichts anderes übrig, als unterzutauchen.
    Die Tür ging auf. Eine freundlich lächelnde Frau mittleren Alters stellte sich als Doktor Wessner vor und fragte, ob sie Deutsch spreche. Englisch könne sie besser, erwiderte sie und erinnerte sich, das Gesicht der Ärztin im Traum gesehen zu haben. Doktor Wessner prüfte den EKG-Ausdruck und brummte zufrieden.
    Es stellte sich heraus, dass man sie gerade noch rechtzeitig wiederbelebt hatte. Als das Rettungsteam im Restaurant »Taffelschoffel« eintraf, litt sie unter Krämpfen, Halluzinationen und extremen Nervenschmerzen. Der Kellner hatte gehört, wie sie beim Phantasieren mehrmals das Wort Fentanyl erwähnte, also konnte man unverzüglich die richtigen Maßnahmen einleiten. Zwei Injektionen von je einem Milligramm Naloxon hatten ihr das Leben gerettet. Es war ein Glück im Unglück, dass sie die Überdosis Fentanyl gerade in Zürich erhalten hatte: Die Drogenprobleme in der Stadt waren so schwerwiegend, dass die Rettungsteams dank ihrer Erfahrungen auf diesem Gebiet Todesfälle durch Drogen oft verhindern konnten. In Lebensgefahr war sie nun nicht mehr, aber die Magenspülunghatte sie geschwächt. Sie würde Salzlösung erhalten, bis es ihr wieder besser ging.
    Anna-Kaisa Holm dankte ihrem Schöpfer, dass sie am Leben war. Die Freude wäre aber nur von kurzer Dauer, wenn sie im Krankenhaus wartete, bis der Mann von Swerdlowsk zurückkehrte, um seine Arbeit zu vollenden.
    Die Ärztin zog einen Stuhl ans Bett, setzte sich hin und

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