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Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Titel: Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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entkräften. Er würde einen teuren Preis dafür zahlen, dass er ihren Körper benutzt hatte. Und sie selbst würde mit ihren Millionen in irgendeiner Diktatur so sicher leben wie eine Kuh in Indien.
    Irina schaltete den Fernseher ein und zappte sich durch die Kanäle, bis sie MTV fand. Die Musik half ihr, sich zu konzentrieren. Stille war sie nicht gewöhnt. »… we’re starting upa brand new day … turn the clock all the way …«, sang Sting sentimental.
    Wie sollte sie an das Passwort kommen, ohne das ihr glänzender Plan nichts wert war. Sie konnte ihren Helfern nicht befehlen, etwas zu unternehmen, das wäre zu gewagt, denn Tang würde Kenntnis davon erhalten. Ein Einbruch bei der SUPO war deshalb ausgeschlossen. Und Tang durfte nicht erfahren, dass sie keinen Kontakt zur SUPO aufgenommen hatte.
    Ihr blieb wenig Zeit.
    Sie war gezwungen, Sterligow anzurufen.

40
     
    Simo Tommila saß am Computer, sein schmächtiger Körper zitterte und sein Herz schien da zu schlagen, wo sein rechter großer Zeh gewesen war. Die Pillen, die der Geier ihm gegeben hatte, unterdrückten den Schmerz fast gänzlich, nur ab und an spürte er ein heftiges Ziehen, das durch den ganzen Körper schoss. Was hatte ihm der Geier da gegeben, und warum schluckte dieser Verrückte mit den hohlen Wangen selbst Pillen?
    Er strich über die blutverschmierte Kotelette, tippte mit der anderen Hand, was ihm gerade einfiel, und unterdrückte die Tränen. Die Angst war so groß, dass er glaubte den Verstand zu verlieren: Er war Gefangener eines Psychopathen in einem dunklen orangefarbenen Keller. Tommila war überzeugt, dass er sterben würde. Das Gefühl der Einsamkeit lähmte ihn. Er bemerkte, dass der Geier den Bildschirm anstarrte wie ein Denkmal. Es erschien unbegreiflich, dass auch dieser Mann eine Mutter haben musste, die ihren Sohn einst umsorgt hatte. Der Geier wäre ein gutes Studienobjekt für Vererbungsforscher, eine derartige Grausamkeit war bestimmt nicht erblich.
    Im Keller stank es widerlich. Der Geier hatte das Erbrochene auf seiner Brust nicht weggewischt, und er selbst besaß nichts, womit er sich hätte säubern können. Auf seine Unterhose wollte er nicht verzichten, obwohl sie nass war. Er hatte sich mit den Händen abgewischt, und die Tastatur war vom Erbrochenen schon ganz klebrig.
    Sein linkes Augenlid öffnete sich nur ein wenig, so sehr er auch zwinkerte. Der Geier hatte ein Stück von einem Papiertaschentuch auf die Wunde gedrückt und das Blut in der Augenhöhle erst weggewischt, als er sich beklagte, dass er nicht richtig sehen konnte, was er schrieb. Ihm fiel ein, dass ein Delphinmit einem offenen Auge schlief und ein Kamel drei Augenlider hatte, die das Eindringen von Sand in das Auge verhinderten.
    Er bewegte seinen Fuß und schrie vor Schmerz auf. Der Geier lächelte. Tommila überlegte, wodurch der Blick des Mannes so grausam wirkte. Schließlich wurde ihm klar, dass sich der starre Blick des Geiers nicht änderte, selbst wenn sein Gesichtsausdruck wechselte. Er wusste nicht, was er mehr fürchtete, den Tod oder die nächste Foltermethode. Doch er musste wenigstens versuchen, sich zu retten, und dafür gab es nur ein Mittel. Er war gezwungen, den Versuch zu wagen. Jetzt sofort. Er musste den Geier davon überzeugen, dass er das Passwort nicht auswendig kannte und sich deshalb nicht daran erinnern konnte. Jammern durfte er jetzt nicht, vielmehr musste er glaubhaft und ruhig wirken. Sein Leben hing davon ab. »Das ist lächerlich. Ich sitze nackt in einem eiskalten Keller, meine Zehe ist ab, überall ist Kotze, und ich versuche etwas, wozu ich nicht imstande bin, obwohl ich weiß, dass du mich gleich foltern wirst«, sagte Tommila und brach in ein hysterisches Weinen aus. Er wollte raus aus diesem Alptraum.
    Tommila zwang sich, langsamer zu atmen, und schaffte es, trotz des Weinens zu sprechen. »Wie um Himmels willen kommst du darauf, dass ich eine Folge Hunderter von Zeichen einfach so im Kopf behalten könnte … Dazu ist niemand imstande … Jeder Fachmann wird dir bestätigen, dass es nicht möglich ist … Ruf an und überprüfe es.« Die Beine des Hockers knirschten, als Sterligow aufstand. Er hatte viele Menschen gefoltert und alles Mögliche gesehen und gehört. Der junge Mann war ein armseliger Schwächling, warum tippte er also das Passwort nicht ein? Sagte er etwa die Wahrheit? »Gehen Sie selbst zur Folterbank oder soll ich nachhelfen?«
    Tommila erhob sich und humpelte zu dem eichenen Folterstuhl.Der

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