Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)
mitseiner Zusammenfassung begann. Es ärgerte ihn, dass der Mann nicht abgewartet hatte, bis er ihn dazu aufforderte.
»Aalto hat bei seinem Alibi schon wieder gelogen. Die Frau aus Miami bestreitet energisch, ein Verhältnis mit Aalto gehabt zu haben. Sie war wegen meiner hartnäckigen Nachfragen so empört, dass sie den Hörer hingeknallt hat. Ich musste das FBI um Unterstützung bitten. Man hat mir versprochen, die Frau taktvoll zu einem Gespräch über die Angelegenheit einzuladen.«
»Was für eine Frau?« Ratamo hatte nicht die geringste Ahnung, wovon Wrede sprach. Seine Kollegen schauten betreten drein. Es blieb automatisch an Ketonen hängen, ihm die Geschichte zu erklären. »Timo Aalto hat bei dem Verhör am Nachmittag behauptet, er wäre zum Zeitpunkt des Mordes an Protaschenko mit seiner Geliebten zusammen gewesen.«
Erst wunderte sich Ratamo, warum man ihm das nicht schon eher erzählt hatte, aber dann wurde ihm klar, dass er auf eigenen Wunsch nicht bei Aaltos Verhör dabei gewesen war. Er verstand nicht, warum Himoaalto die Polizei hätte belügen sollen. Um ein noch größeres Vergehen zu verheimlichen? War Timo der ›Hund‹? Er wollte diese Möglichkeit einfach nicht in Erwägung ziehen. Schließlich hatte er schon genug Menschen verloren, die ihm nahestanden.
»Soll Aalto eingelocht werden?«, fragte Wrede.
»Noch nicht. Vorläufig nützt er uns mehr, wenn er frei ist«, erwiderte Ketonen mürrisch und fragte dann, ob Wrede noch anderes zu berichten hatte.
Wrede sagte, er wisse immer noch nicht, ob Tommila von Guoanbu oder Swerdlowsk gekidnappt worden sei. Die Augenzeugen hätten den Entführer, der wie Tommila ausgesehen hatte, im Fotoarchiv nicht gefunden. Auf die Berichte der estnischen Polizei und von Europol warte man noch. Die Züricher Polizei habe nach der Beschreibung eines Gastes im Restaurantein Phantombild von dem Mann angefertigt, den man kurz vor dem Mordversuch an Holms Tisch gesehen hatte. Das Bild sei an alle Polizeistationen in der Schweiz und in Finnland geschickt worden, sagte er und verteilte Kopien der Zeichnung an seine Kollegen. »Man sollte annehmen, dass ein Mann mit schwarzen Haaren, hohlen Wangen und Hakennase, der einen handtellergroßen Fleck am Hals hat, erkannt wird.« Die SUPO-Mitarbeiter betrachteten das mosaikartige Gesicht eine Weile prüfend. Das am Computer durch die Kombination grundlegender Gesichtsmerkmale zusammengestellte Bild wirkte unpersönlich und undeutlich.
Da niemand reagierte, fuhr Wrede fort. Tommilas Erkennungsmerkmale und Foto waren außer an die Polizeistationen auch an die Grenzwacht, die Grenzübergangsstellen, die Flughäfen und Schiffsterminals geschickt worden. Alle Beobachtungen würden der SUPO mitgeteilt. »Die ersten Hinweise werden gerade überprüft«, sagte er zuversichtlich. Eine Fahndung lohne sich nicht, da schon eine halbe Stunde vergangen war, als man die Entführung bemerkt hatte. Das Fahndungsgebiet wäre zu groß geworden.
»In der chinesischen Botschaft ist es so still wie im Leichenschauhaus, und Aalto und Laitakari haben nichts Erwähnenswertes unternommen. Allerdings hat ein ehemaliger Geliebter Laitakaris angerufen und sich lautstark darüber gewundert, wie viel Geld sie angeblich ausgibt. Offensichtlich lebt das Fräulein schon seit Jahren wie eine Prinzessin. Der Mann hat irgendwo von den Ermittlungen erfahren und meinte nun, er wolle helfen. Ich habe den Verdacht, die Laitakari hat ihn abblitzen lassen, als er scharf auf sie war«, sagte Wrede zum Schluss zynisch.
Mit einer Handbewegung erteilte Ketonen Piirala das Wort, der die Hand hob wie in der Schule.
Er kramte eine Weile in seinen Unterlagen, bis er das Gesuchte fand. Die Angaben zur finanziellen Situation Pauliina Laitakaris würden den Hinweis ihres Ex-Freundes stützen, sagte Piirala. Ihre monatlichen Ausgaben während der letzten zwei Jahre lagen im Durchschnitt bei sechsundzwanzigtausendzweihundertvierunddreißig Finnmark. Davon seien nur sechstausenddreihundertsechsundfünfzig Finnmark obligatorische Ausgaben: Kreditrückzahlungen, Energiekosten und Ähnliches. Ihr Monatsgehalt bei Finn Security betrage fünfunddreißigtausend Finnmark im Monat, davon blieben nach Abzug der Steuern zirka siebzehntausend übrig. Dennoch sei ihr Konto niemals im Minus gewesen.
Ketonen sprang auf. »Warum hast du das nicht früher gesagt! Das ist doch eine verdammt wichtige Information. Wie sollen die Ermittlungen vorankommen, wenn ihr nicht imstande seid,
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