Finnisches Quartett
bestellt, soviel Verstand hat auch ein Verrückter. Alle wissen doch von diesen Kontrollen«, sagte er mit beißendem Spott und schaute Hanes über seine Adlernase hinweg herablassend an.
Kendall, der Vizechef des NSA, beschloß, Hanes zu unterstützen. »Auch wir haben in den Flugbuchungssystemen jede Person gründlich überprüft, die heute in den USA eingetroffen ist. Keiner der Passagiere ist von CAPPS II auch nur in die niedrigste Gefahrenkategorie eingestuft worden. Die Systeme funktionieren fehlerfrei.«
Diese Erklärungsversuche entfachten Dexters Zorn erst recht, und er schnauzte Kendall an: »Computerprogramme können sich also irren, damit wäre auch das bewiesen.« Er fuhr sich mit den dürren Fingern durch die graue Mähne. Das Gespräch wurde unterbrochen, als seine Sekretärin ein Tablett mit Kaffee hereinbrachte. Auch unter dem Hosenanzugdieser Frau steckte ein nackter Körper, dachte Dexter ungewollt und beschloß, diese Vorstellung zu nutzen, wenn er das nächste Mal seine Gelüste unterdrücken mußte.
Hanes bemühte sich weiter, Dexter zu besänftigen. »Niemand kommt auch nur in Ihre Nähe, dafür garantiert das FBI. Das Foto von Eamon O’Donnell ist auf den Flugplätzen, an die Fluggesellschaften und an jeden Polizisten im Gebiet von Washington verteilt worden, und ich habe befohlen, daß zwei Autos und sechs Männer zu Ihrem Schutz abgestellt werden. Nach Ansicht der Holländer könnte es außerdem sein, daß dieser O’Donnell nach Irvine in Kalifornien will, um an irgendeinen Physiker heranzukommen.«
Dexter seufzte und lockerte den Knoten seiner Krawatte. Ich werde von einem Psychopathen im Kamelhaarumhang gejagt, hätte er am liebsten gesagt, aber er durfte dem FBI nicht zu viel erzählen. Das FBI schützte ihn, aber es stellte auch Nachforschungen zu seiner Person an.
»Warum bist du übrigens so sicher, daß es O’Donnell auf Dexter abgesehen hat? Hat der NSA Beweise dafür?« fragte Hanes Kendall, schaute aber abwechselnd beide Gesprächspartner an.
Kendall schien keine Lust zu haben, die Frage zu beantworten, und suchte mit einem Blick Unterstützung bei Dexter.
»O’Donnell steht irgendwie im Zusammenhang mit Final Action, und die Umweltterroristen muß man ernst nehmen«, erwiderte Dexter und hörte sich jetzt schon versöhnlicher an. »Vergeßt nicht, daß auch die Bombenattentäter von Oklahoma City die Globalisierung aufhalten wollten.«
Hanes setzte sich in seinem Sessel gerade hin, man sah ihm an, daß er die Bemerkung für einen Vorwurf gegen das FBI hielt.
Dexter stand auf, ging ans Fenster und spähte hinaus. Diewiegenden Hüften einer Frau auf der Independence Avenue zogen die Blicke der Männer an wie ein Magnet das Eisen. »Irgend jemand versucht den Eindruck zu erwecken, ich hätte die Morde von wer weiß wie vielen Physikern organisiert. Dieser Lügner muß, egal, in welcher Kloake, gefunden und ausgegraben werden«, verkündete Dexter, ging zur Tür und öffnete sie. »Ein paar Worte unter vier Augen, Matt«, sagte er zu Kendall, und Hanes verließ aufgebracht den Raum.
»Kannst du herausfinden, wer mich denunziert hat?« fragte Dexter seinen Freund vom NSA und hielt den Bericht des AIVD aus Holland hoch.
»Nein, dafür braucht man hieb- und stichfeste Beweise und nicht anonyme Denunzianten«, erwiderte Kendall, er sah frustriert aus und ging, ohne die Antwort seines Freundes abzuwarten.
John Dexter ließ sich auf das Sofa fallen, legte sich hin und atmete tief durch, aber der Druck ließ nicht nach. Das von van der Waal geführte Konsortium, die Morde an den Physikern und das ganze geheime energiepolitische Programm der USA waren bedeutungslose Projekte im Vergleich zu dem wichtigsten Vorhaben einer kleinen Gruppe von neokonservativen Spitzenpolitikern. Ihr Ziel war der Kern des Bösen – der Iran. Dessen islamische Staatsführung akzeptierte die Nutzung des Terrorismus als Mittel der Politik und war weltweit die größte Stütze des Terrorismus. Die iranische Einheit Qods Force bildete islamische Fundamentalisten zu Terroristen aus und stellte ihnen nachrichtendienstliche Informationen zur Verfügung, die sie sammelte. Und auf der Gehaltsliste der Qods Force selbst standen über zehntausend im Ausland tätige Terroristen. Bei Hunderten Terroranschlägen, die unter der Mitwirkung des Iran durchgeführt wurden, waren überall in der Welt zahllose Menschen gestorben.
Machtpolitik war ja immer kaltblütige Berechnung, die auch den Verlust von Menschenleben
Weitere Kostenlose Bücher