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Finnisches Quartett

Finnisches Quartett

Titel: Finnisches Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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antwortete, daß er auf einer Dienstreise sei, hörte, wie die Stempel knallten, und bekam seinen Paß zurück. »Dieses Gebäude ist übrigens von einem Finnen entworfen worden«, rief ihm der Mann zum Abschied nach.
    Ratamo traute sich nicht, zu fragen, von wem, erinnerte sich jedoch, daß zumindest Eero Saarinen irgendwann in den USA gearbeitete hatte. Er ging zu seinen Kollegen im schwarzen Anzug und gab ihnen die Hand. Der etwa vierzigjährige, breitschultrige dunkelhäutige Mann, der ihr Chef zu sein schien, betrachtete Ratamo und dessen Jeans abschätzend und zeigte dann seinen Ausweis aus Plastik, auf dem in großen blauen Buchstaben »FBI« und der Name »Jeff Hanes« zu lesen waren. Der Mann kaute auf seinem Kaugummi, als wollte der ihm aus dem Mund springen.
    Im gleichen Augenblick hörte man in der Schlange an der Paßkontrolle einen heftigen Wortwechsel: Lasse und Ulrike stritten sich mit einem Angestellten, der auf einenNebenraum wies. Hanes, der Chef des Empfangskomitees, ging zu dem Paßkontrolleur, zeigte ihm seinen Ausweis und klärte die Situation.
    Die müden Reisenden wurden durch die Räume des Personals in das unterirdische Parkhaus geführt, wo es nach Abgasen stank, die sich im Beton festgesetzt hatten, obwohl die Lüftungsanlage ratterte. Hanes blieb einen Augenblick vor einem Dodge Viper stehen und verschlang den tollen Sportwagen mit seinem Blick wie ein Centerfold.
    Schließlich stieg die Gruppe in einen amerikanischen Kleinbus. »Jeff Hanes«, sagte der große dunkelhäutige Mann und reichte den Ökoterroristen mit einem Lächeln die Hand. Dann stellten sich auch die anderen Reisenden vor und schwankten, als sie sich erhoben, um sich die Hand zu geben; der Fahrer hatte bereits Gas gegeben.
    »Ist Eamon O’Donnell schon gefunden worden?« fragte Ratamo ungeduldig.
    Hanes schüttelte den Kopf. »Wir versuchen zu klären, ob der Mann immer noch in Washington ist. Per Flugzeug, Zug oder Bus hat er die Stadt nicht verlassen, aber es dauert, bis man alle Autohändler durch hat, und wenn er per Anhalter gefahren ist, finden wir ihn wahrscheinlich erst, wenn er an seinem Ziel angekommen ist.«
    »Auch Sie wissen also nicht, ob er wegen des kalifornischen Physikers hier ist?« sagte Ratamo wie zu sich selbst und schaute hinaus auf ein Industriegelände, das von den Straßenlaternen nur dürftig beleuchtet wurde.
    »Der NSA glaubt, daß O’Donnell Jagd auf John Dexter macht. Aber die Situation hier ist völlig unter Kontrolle. Für die physische Sicherheit Dexters sind wir verantwortlich …« Hanes öffnete die Gardine am Heckfenster einen Spalt, hob die Hand zum Gruß, und auch auf dem Beifahrersitz in dem dunklen Pkw, der ihnen folgte, wurde eine Hand gehoben. »… das heißt, das FBI. Dieser Verrückte hatungefähr genauso gute Chancen, Dexter in die Finger zu bekommen, wie Elvis.«
    Ratamo war erleichtert. »Haben Sie die gegen John Dexter erhobenen … Vorwürfe geprüft?«
    Hanes lachte wohlwollend. »Wir sind hier in den USA. Was NSA, FBI, CIA, DIA, NDIC und die anderen Nachrichtendienste nicht herausfinden, das ermitteln die Journalisten. Ich wette um meine Zähne, daß sich hinter diesen Vorwürfen politische Motive finden.«
    Ratamo stellte noch ein paar Fragen zu Einzelheiten der Suche nach Eamon O’Donnell, erhielt aber von Hanes ziemlich ausweichende Antworten. Der Mann vom FBI teilte ihm den Grund für seine Schweigsamkeit mit, indem er mit hochgezogenen Augenbrauen zu Nordman und Berger hinschaute.
    »Treffen wir uns morgen gleich früh?« erkundigte sich Ratamo zum Schluß.
    Hanes strich über sein pechschwarzes kurzgeschorenes Haar und wirkte verlegen. »Wir können uns morgen früh treffen, rufen Sie an, wenn Sie wach sind«, sagte er zu Ratamo und wandte sich dann Ulrike Berger zu. »Zu Ihnen wird Kontakt aufgenommen, sobald O’Donnell lokalisiert ist. Ich habe es so verstanden, daß er möglicherweise … auf Sie hört. Wir garantieren natürlich für Ihre Sicherheit. Zwei meiner Leute bleiben in Ihrem Hotel.«
    Ratamo gab sich mit der Antwort zufrieden, holte sein Handy aus der Tasche und schaltete es ein. Es piepte sofort. »Eskelinen hat ein Bild verkauft!! Wir vertrinken gerade das Geld. Schade, daß du nicht dabei bist …« So lautete die Nachricht von Ilona. Ratamo mußte lächeln. Er entspannte sich auf dem bequemen Sitz, warf einen Blick auf das endlose Industriegelände und schloß die Augen. Die Yankees hatten die Situation so gut unter Kontrolle, daß die

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