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Finnisches Quartett

Finnisches Quartett

Titel: Finnisches Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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der Engländer Saldanha Bay auf Schußweite nähert. Die mächtige englische Flotte besteht aus fünf Schlachtschiffen, vier Fregatten sowie etwa zwanzig Schiffen, die dreitausend Soldaten transportieren.
    Van der Waals Hand wurde mit Haaröl beschmiert, als er sich den Schweiß von der Stirn wischte; er holte ein Taschentuch heraus.
    Der englische Commodore Johnstone segelt mit dem Schlachtschiff Romney und drei anderen mit französischen Kennzeichen getarnten englischen Schiffen in die Saldanha Bay und eröffnet das Feuer auf die vor Anker liegende holländische Flotte. Chaos bricht aus. Die durch die Hinterlist überraschten holländischen Kapitäne können ihre Schiffe nicht mehr zerstören. Mit Ausnahme von Justinus van Gennep. Der Kapitän der Middelburg hält sich an den Befehl, er sprengt und versenkt sein Schiff, während alle anderen holländischen Schiffe den Engländern in die Hände fallen.
    Erschöpft sank van der Waal auf einen Stuhl. Justinus van Gennep blieb am Leben und wurde zu einem bewunderten Helden, obwohl er sein eigenes Schiff zerstört hatte. Jaap van der Waal wußte, daß auch er dazu imstande war.
    Die Behörden waren zu nahe an das Konsortium herangekommen, dessen Aufdeckung kam nicht in Frage. Mary Cash und der Engel des Zorns mußten eliminiert werden; es war an der Zeit, alle Beweise zu vernichten.
     
    Der Zigarettenrauch vermischte sich mit dem modrigen Kellergeruch des Wohnhauses in der Warmoesstraat. Marydrückte die Zigarette aus, öffnete die Maschendrahttür ihres Kellers und leuchtete mit einer starken Maglite-Taschenlampe auf den Fußboden. Auf dem staubigen Beton waren deutlich frische Fußspuren zu sehen. Mary verfolgte sie bis ans Ende des Kellers und stellte zufrieden fest, daß die Ermittler des AIVD nicht einmal in der Nähe ihres Verstecks gewesen waren. Sie schob die Hand durch den Maschendraht in den vollgestopften Nachbarkeller, stieß einen Stapel Bodenplatten um und griff nach dem Plastikbeutel. Er paßte gerade so durch die Öffnung.
    Mary verließ das Wohnhaus, blieb auf der Warmoesstraat stehen und spürte, wie die Wärme des Vormittags die Kellerkälte auftaute, die noch in ihren Muskeln steckte. Einen Augenblick später band sie ihre roten Haare zum Pferdeschwanz und schaute sich um. Sie wußte, daß die Ermittler des AIVD sie beobachteten, konnte die Männer aber nicht orten. Von wo sollte sie Ezrael anrufen?
    Sie mußte in Bewegung bleiben, beschloß Mary und wandte sich in Richtung Süden. Der AIVD war ihr und van der Waal zu nahe gekommen. Marys Schritte verlangsamten sich nur wenig, als sie den luftdichten Plastikbeutel öffnete, das Mobiltelefon herausholte und die anonyme SIM-Karte unter den Akku legte. Mit der Karte und dem IMEI-Code des gestohlenen Telefons war niemand imstande, sie ausfindig zu machen. Auf der Theaterstraße, der Nes, ging Mary an den heraldischen Löwen des Nationaal Monument vorbei, des Mahnmals für die Opfer des Zweiten Weltkriegs, und bog rechts ab in die Paleisstraat, da klingelte ihr Telefon schon.
    »Dieses Gespräch wird nicht abgehört«, sagte van der Waal freundlich. »Der AIVD überwacht Sie. Der Plan wird sofort eingefroren, wenn die Aktivistin Ulrike Berger … erledigt ist. Teilen Sie das dem Engel des Zorns mit«, sagte er und wartete auf ihre Bestätigung.
    Jetzt wußte Mary, daß van der Waal die Operation abbrechen und die Zeugen loswerden wollte, um sich selbst zu schützen. Nun waren sie und Ezrael in Gefahr.
    »Die Situation ist folgendermaßen«, sagte Mary kühl, »unsere Treffen wurden gefilmt, und alles Besprochene habe ich dokumentiert. Auch einer Ihrer gemeinsamen Abende mit John Dexter liegt auf Video vor. Und ich habe dem Engel des Zorns den Befehl gegeben, Sie sofort umzubringen, wenn mir irgend etwas zustößt. Nur ich kenne den Engel des Zorns, Sie werden ihn nie finden, niemand findet ihn.«
    Für eine Weile herrschte Schweigen. Dann sagte van der Waal: »Derartige Drohungen sind völlig unnötig, was wollen Sie?« Er hörte sich jetzt noch freundlicher an als sonst.
    »Ich will das Honorar. Oder zumindest einen Teil davon. Vier Physiker sind schon umgebracht worden, zumindest für die müssen Sie zahlen.«
    »Ich versuche das zu regeln.« Van der Waal beendete das Gespräch, ohne sich zu verabschieden.
    Das Feuerzeug knackte, und aus Marys Nasenlöchern wirbelte Rauch auf, während sie überlegte, ob van der Waal sie bei der Polizei anzeigen oder umbringen wollte. Verglichen mit der

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