Finnisches Quartett
nicht mit persönlichen Angriffen reizen, die könnten Frau Minister Nordman zu Ohren kommen. Er wußte aus Erfahrung, wie schwierig es war, mit Politikern zu arbeiten, und die Mutter Nordmans kannte man als äußerst zielstrebige Frau.
»Ich brauche überhaupt nichts zu sagen«, entgegnete Nordman selbstsicher.
»Final Action steht schon auf der EU-Liste der Terrororganisationen, und Sie werden schon sehr bald auf der Liste der Terroristen landen. Das ist kein Spiel«, sagte Ulla Palosuo, und dabei wurde ihre Stimme noch lauter.
»Kennen Sie diesen Mann?« Ratamo hielt Nordman das Phantombild des Mörders vom Hotel Lord hin und betrachtete ihn abschätzend. Der Ökoterrorist sah durchtrainiertaus, die Wangenmuskeln zeichneten sich deutlich ab, und die kleinen Narben im Gesicht verwiesen auf seine Vergangenheit.
Nordman schaute sich das Bild eine Weile prüfend an, schüttelte den Kopf und gab es Ratamo zurück, ohne das Gesicht zu verziehen.
Die Mitarbeiter der SUPO befragten Nordman ausführlich zu Final Action, dem Chef der Organisation, den künftigen Anschlägen, den Verbindungen zu Future.com sowie zu den Morden an Jorge Oliveira, Gloria Davegna und Scott Anderson. Nordman antwortete kurz und ausweichend und verriet überhaupt nichts.
»Wissen Sie, warum Dutch Oil Sie nicht auf Schadensersatz verklagt?« fragte Ketonen und starrte Nordman an.
Der schien einen Augenblick zu zögern. »Ich nehme an, das Unternehmen will ein negatives Bild in der Öffentlichkeit vermeiden.«
»Beabsichtigen Sie in den nächsten Tagen, Finnland zu verlassen?« fragte Ratamo in alltäglichem Ton.
»Warum nicht? Behaupten Sie jetzt nicht, daß Sie mir ein Reiseverbot auferlegen können. Die Voraussetzungen bestehen nicht, ich habe mit meinem Anwalt gesprochen.« Nordmans Antwort klang aggressiver als jede andere zuvor.
Ulla Palosuo verlor die Selbstbeherrschung. »Kapierst du Flegel tatsächlich nicht, daß ihr Unternehmen sabotiert, die legal arbeiten? Das ist Vandalismus, jemand müßte …«
»Ja genau, jemand müßte etwas tun, so wie ich.«
Nun lächelte Ulla Palosuo giftig. »Vermutlich bereuen Sie schon, daß Sie den Dienst in der Armee quittiert haben, denn danach ist es Ihnen ja nur gelungen, Ihr Leben zu versauen.«
»Wenn man mitspielen will, muß man es erst mal schaffen, auf dem Platz dabeizusein. Und dieses Spiel beginnt erst.« Es schien so, als hätte Nordman große Mühe, die Beherrschung zu bewahren.
Ketonen räusperte sich hörbar, und im selben Moment fiel ihm ein, daß sich Nordman geopfert hatte, um seiner Freundin zur Freiheit zu verhelfen. »Wissen Sie, wo Ulrike Berger ist?« Er begriff, daß er eine schwache Stelle getroffen hatte, als er sah, wie sich Nordmans Wangenmuskeln spannten.
»Nein«, entgegnete Nordman schroff und starrte Ketonen mehrere Sekunden lang an.
»Kann ich gehen«, sagte er, als keine Fragen mehr kamen.
»Ja. Aber denken Sie daran, daß wir unsere Mittel haben, um Sie im Auge zu behalten. Wir erfahren es sofort, wenn Sie auch nur planen, nach Holland zurückzukehren«, erwiderte Ketonen, um ihn zu warnen.
»Ich kehre so oder so nach Holland zurück. Wenn Sie glauben, daß ich Ulrike sitzenlasse, dann irren Sie sich«, sagte Nordman langsam und betonte jedes Wort.
»Wir holen Sie sofort zum Verhör, wenn Sie es versuchen«, entgegnete Ulla Palosuo.
»Der Versuch ist es wert.« Nordman wollte das letzte Wort haben und dachte nicht daran, den Mitarbeitern der SUPO die Hand zu geben, als er ging.
In seinem Arbeitszimmer zog Ketonen die Jacke seines Straßenanzugs an, die an den Ellenbogen schon glänzte, legte seinen Hund, der auf dem Teppich scharrte, an die Leine und öffnete die Tür. Er kümmerte sich nicht um seine Sekretärin, die ihm mit Zetteln hinterherwinkte, auf denen stand, wer um einen Rückruf bat. Jetzt hatte er es eilig. Marketta war beim Arzt, um die Ergebnisse ihres Allergietests zu erfahren, von dort würde sie zu ihrer Freundin Sirkka nach Tapanila gehen und im Garten helfen, und dann mußte sie zu Nellis Elternabend in der Schule in der Tehtaankatu, weil Ratamo wegen der dringenden Ermittlungen keine Zeit hatte. Eine bessere Gelegenheit würde sich nicht so bald wieder bieten.
Die Aufzugstür im Erdgeschoß öffnete sich. »Metor 200« las Ketonen auf dem Metalldetektor, der an der Tür hervorragte, das Durchleuchtungsgerät stammte von »Rapiscan«. Derzeit weckte alles, was er in der SUPO sah, nostalgische Gefühle. Er betrat den mit
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