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Finnisches Quartett

Finnisches Quartett

Titel: Finnisches Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Berger ist verschwunden, und auch die Morde an den Mitarbeitern von Future.com hängen höchstwahrscheinlich irgendwie mit alldem zusammen. Außerdem hat man die Kinder von Regierungsmitgliedern in Ausnahmefällen auch früher geschützt.«
    Ketonen nickte, steckte sich ein Stück Würfelzucker in den Mund und trank dazu Kaffee. »Es wundert mich, warum dieser Nordman so scharf darauf ist, nach Holland zurückzukehren. Was zum Teufel glaubt er dort tun zu können?«
    Ratamo nahm an, daß Ketonen ihn als Personenschutz für Lasse Nordman nach Holland schicken wollte. »Wie soll man den Nordman dort überwachen? Wir haben im Auslandkeine Vollmachten, und der Ökoterrorist wird wohl kaum die Absicht haben, mit uns zu kooperieren.«
    Ketonen schaltete den Videotext aus und steckte die Wettscheine in die Brusttasche seines Hemdes. »Der Kerl will mit aller Macht ein Held werden. Im Radio hat er ein Interview gegeben, in dem er den extremen Aktivismus mit dem Keulenkrieg der Bauern und sich mit dem Bauernführer Jaakko Ilkka verglichen hat. Seiner Auffassung nach ist der Widerstand gegen die heutige besitzende Oberschicht das gleiche wie der Aufstand der Bauern vor vierhundert Jahren gegen die Schweden.«
    Ratamo entfuhr ein Lachen. Er dachte, Ketonen habe ihm den Befehl gegeben, Nordman zu begleiten, und stand auf, um zu gehen, als der Chef ihn am Ärmel festhielt.
    »Saara Lukkari darf nach Holland fahren, ich habe von Nordman den Eindruck gewonnen, daß er alle Männer als Konkurrenten empfindet.« Ketonen schien seine Begründung selbst nicht zu glauben.
    Ratamo war sauer, in ihm kochte es. »Ich habe aber ziemlich frische Erfahrungen beim Personenschutz im Ausland. Vom letzten Jahr – in Italien und Deutschland, falls du es vergessen haben solltest.«
    Ketonen fuhr sich betreten durch die grauen Haare und appellierte an Ratamo: »Mußt du dich unbedingt immer vordrängeln, wenn es am gefährlichsten wird? Als Alleinerziehender und so.«
    »Aha, darum geht es hier also. Du willst den Vater des Enkels von Marketta nicht auf die Reise schicken«, sagte Ratamo, betonte dabei jedes Wort und zog die pechschwarzen Augenbrauen hoch. »Du wirst sicher verstehen, warum ich gern nach Den Haag fliegen würde.«
    Erst jetzt fiel Ketonen ein, daß Ratamos ehemalige Lebensgefährtin Riitta Kuurma zur Zeit in der Antiterroreinheit von EUROPOL in Den Haag arbeitete.
    In dem Augenblick eilte Ossi Loponen vorbei und stoppte vor dem Kaffeeraum so abrupt, daß seine Gummisohlen auf dem Kunststoffbelag quietschten. »Jetzt geht es richtig los. Jorge Oliveira wurde von den Sicherheitsleuten dieses großen Bosses von Dutch Oil, Jaap van der Waal, umgebracht, und Lasse Nordman ist vor knapp zwei Stunden im Bahnhofstunnel wie mit einem Zaubertrick verschwunden«, sagte er ganz außer Atem und winkte dann seinen Kollegen, in den Beratungsraum zu kommen. Es schien so, als würde Ulla Palosuo ihn voll beschäftigen.
    Ketonen sprang so energisch auf, daß sein Bauch unter den Hosenträgern wackelte. »Hat man Nordman gefunden?«
    »Er ist vor kurzem nach Hause zurückgekommen, so als wäre nichts geschehen.«
    »Klärt, wo er gewesen ist, wen er getroffen hat … Wer hat ihn verloren?« fragte Ketonen mit einer Stimme wie ein Donnerschlag.
    »Kokko und Lindström«, sagte Loponen leise und ging weiter.
    Im Raum A 310 wurde es für eine Weile ganz still, als Ratamo und Ketonen die neueste Zusammenfassung des AIVD lasen. Ratamo war als erster fertig, er hob den Blick von dem Bericht und sah, wie sich Ulla Palosuos Lippen wieder im Rhythmus einer Melodie bewegten, die sie leise vor sich hin sang. Eine seltsame Angewohnheit, dachte er.
    Saara Lukkari gab den ersten Kommentar. »Auch für einen Spieler auf der Ebene van der Waals könnte es schwierig werden, aus dieser Scheiße wieder in klares Wasser zu schwimmen. Er wußte im voraus von dem Mord an Elvas, und seine Sicherheitsleute brachten einen der Aktivisten um.«
    Ratamo pfiff leise. »Der Vorstandsvorsitzende eines multinationalen Ölkonzerns ist als Täter eine ziemlich großeNummer. Wenn man den einsperren will … Das gibt so einen Skandal, daß …«
    »In dem Bericht steht auch noch anderes«, Ulla Palosuo unterbrach die Spekulationen. »Die von Lasse Nordman genannten Ölbosse haben sich auch vorher schon getroffen, dreimal im Laufe eines Jahres. Auch das weist darauf hin, daß dieses Konsortium tatsächlich existiert«, sagte sie zu Ketonen.
    Ketonen spürte das vertraute Kribbeln im

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