Finnisches Requiem
paar Tage abwarten? In diesem ganzen verworrenen Knäuel gab es etwas, das er nicht verstand. Aber das Grübeln half auch nichts. Wenn er das Geld bekam, würde der vierte Mord ausgeführt, und während sich dann die anderen noch wunderten, was in den letzten Tagen alles passiert war, saß er längst in Belgrad.
Endlich sah er Pastor kommen. Sie sprachen in aller Ruhe noch einmal durch, was sie für das Treffen mit Horvát vereinbart hatten, und winkten einem vorbeifahrenden Taxi zu. Beide sagten während der kurzen Fahrt kein Wort.
Horvát hatte als Treffpunkt das Hotel Grand Marina vorgeschlagen. Jugović und Pastor waren einverstanden gewesen,unter der Bedingung, daß bei der Begegnung ständig Hotelpersonal anwesend war. In einem Hotel rechnete Jugović nicht mit Problemen, ein Schußwechsel würde den vierten Mord gefährden, und dessen Ausführung lag nach seinem Verständnis im Interesse aller Beteiligten. Sicherheitshalber steckte hinten in seinem Gürtel eine Pistole, eine uralte Radom WZ, die er sich am Vorabend besorgt hatte.
Pastor tat der Magen weh. Die Schmerzen störten ihn in seiner absoluten Konzentration. Er wünschte sich, daß der Augenblick des Sieges schon bald kam.
Das Taxi hielt vor dem Haupteingang des Luxushotels. Das Hotel Copenhagen Grand Marina war eine funkelnagelneue Glasschöpfung. Es entsprach genau der Vorstellung Pastors von dem Hotel, in dem Horvát sie treffen wollte. Seine Lage auf der Kalvebod Brygge am Ufer der Inderhavenbucht war perfekt. Die Entfernung bis Slotsholmen betrug nur einige hundert Meter, und auf der Schloßinsel befanden sich das dänische Parlament, die Börse, zahlreiche Einrichtungen der staatlichen Verwaltung und der Ort für Festlichkeiten bei Staatsbesuchen. Dort hielt sich zur Zeit auch der Kommissionspräsident auf.
An der Rezeption standen einige Stewardessen von Air France, die beiden Männer warteten darauf, daß sie an die Reihe kamen. Jugović verschlang die weiblichen Kurven mit den Augen, und Pastor schien in Gedanken versunken zu sein. Als die gutgelaunten Stewardessen mit ihren Koffern zum Aufzug gingen, meldeten sich die Männer an der Rezeption an.
Jugović bat darum, daß jemand sie bis zum Salon Lillebælt in der elften Etage begleitete. Die Anwesenheit des Personals war ihre Sicherheitsgarantie. Zusätzlich zu den Waffen.
Die dunkelhaarige junge Frau erklärte noch einmal den Weg zum Salon Lillebælt, aber Jugović wollte sie nicht verstehen. Er verlangte, daß jemand sie zum Salon begleitete.
Der Gesichtsausdruck der Verantwortlichen an der Rezeption verriet, daß sie sich über diese Bitte ärgerte, aber das Personal eines Luxushotels war daran gewöhnt, auch die ausgefallensten Sonderwünsche der Gäste widerspruchslos zu erfüllen. Im Rahmen dessen, was die Gesetze erlaubten.
Der Aufzug fuhr schnell. In der elften Etage warteten zwei Mitarbeiter des Grand Marina vor dem Lift. Sie wechselten einige Worte mit der Rezeptionsangestellten, die den Aufzug nicht verließ. Alles schien in Ordnung zu sein. Bis sich die Türen des Aufzugs schlossen.
Die beiden Männer in der Hoteluniform zogen ihre Waffen. Eine Handbewegung von Jugović verriet, wo er seine Radom versteckt hatte; sie wurde ihm abgenommen. Pastor rührte keinen Finger, um den Männern Widerstand zu leisten.
Akseli Saarnivaara und Zoran Jugović wurden in den Salon Lillebælt geführt, man zog sie nackt aus und untersuchte jeden Winkel ihres Körpers.
Pastor lächelte.
50
Arto Ratamo saß in der Besprechung des PET in Bellahøj und wunderte sich, warum Else Rørbye ihm nicht das Wort gab, obwohl sie sah, daß er sich ungeduldig meldete. Der Beratungsraum erinnerte an das Zimmer A 310 der SUPO: Fenster gab es nicht, und die Paneelverkleidung der Wände und der Decke deutete auf eine wirksame Schallisolierung hin. Auch das Lüftungssystem ratterte wie in der Ratakatu.
Im Hotel Imperial waren sie auf der Suche nach Akseli Saarnivaara nicht weitergekommen, aber sie hatten das Quartier von Zoran Jugović gefunden. Zwei Hotelmitarbeiter erkannten den Serben auf Fotos, er war unter dem Namen Claudio Crespo eingetragen. Das zerschossene Türschloßverriet, daß es im Zimmer von Jugović schon eine Auseinandersetzung gegeben haben mußte. Es war wichtig zu wissen, daß der Serbe sein Äußeres nicht geändert hatte. Saarnivaara, Horvát und Jugović versteckten sich irgendwo in Kopenhagen, und der Kommissionspräsident traf gerade den dänischen Ministerpräsidenten in
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