Finnisches Requiem
maskierte Fahrer sprang vom Beifahrersitz auf den Platz, und durch die Hecktür tauchten zwei Männer in schwarzen Overalls auf. Die seitlichen Schiebetüren des Transporters waren bei dem Aufprall verbogen worden und ließen sich nicht mehr öffnen. Das hohe Auto versperrte den Weg und die Sicht vom Platz in die Gasse. Panik erfaßte die Menschen in den Straßencafés, sie schrien und ergriffen die Flucht. Der Fahrer humpelte zu den Polizisten, um sich zu vergewissern, daß von ihnen keine Gefahr mehr drohte: Die beiden übel zugerichteten Spanier lagen am Boden, bewußtlos. Oder tot. Er kletterte wieder in das Auto und drehte den Zündschlüssel. Der Motor knurrte, sprang aber nicht an. Laute Flüche waren zu hören.
Auch die Zivilisten in Sundströms Gefolge gerieten in Panik. Der Bürgermeister gab einen Wortschwall in spanisch von sich, die Führerin weinte, und der kreidebleiche Sundström stand regungslos da wie eine Boje, bis der schwedische Sicherheitsmann ihn am Arm faßte und losrannte. Er zog Sundström hinter sich her und lief mit ihm in die Gasse, aus der sie gekommen waren. Der Beamte des CNI versuchte die beiden spanischen Zivilisten in Bewegung zu bringen.
Im selben Augenblick trat Pastor aus seinem Versteck in einem Hauseingang und schoß auf die Schweden, die auf ihn zurannten. Staub wurde aufgewirbelt. Die beiden Beamten befahlen den Zivilisten, sich auf den Boden zu werfen. Sie steckten in der Falle: Der Transporter versperrte den Weg auf den Platz, und aus der Gasse wurde auf sie geschossen.
Die maskierten Männer im schwarzen Overall sprangen vom Dach des Autos direkt zwischen die fünf Menschen, die auf dem Boden lagen. Der eine bedrohte sie mit einer Maschinenpistole, der andere mit einer Pumpgun. Der schwedische Beamte tastete nach seiner Waffe. Einer der Maskierten schlug ihm mit der Schulterstütze seiner Maschinenpistoleauf den Hinterkopf und richtete seine Waffe auf den Beamten des CNI. Der Mann mit der Pumpgun entdeckte Sundström und trat vor den Kommissar.
Die Flinte krachte dumpf, und Henrik Sundströms Kopf existierte nicht mehr. Die Gasse färbte sich rot, und an dem Transporter klebten Gewebefetzen, die langsam die weiße Seitenwand hinunterglitten. Auf dem Pflaster zuckte der Torso des Kommissars.
Der Bürgermeister übergab sich, und die Führerin schrie. Beide lagen auf dem Boden und drückten sich an das Pflaster. Der Motor des Transporters sprang endlich an und heulte mit hoher Drehzahl, der Transit fuhr auf den Platz und dann rückwärts in Richtung Gasse. Auf dem Platz war keine Menschenseele zu sehen.
Pastor stand in der Gasse und beobachtete das Blutbad aus einer Entfernung von etwa zwanzig Metern. Diese Hinrichtung würde niemand für einen Unfall halten. Er hörte schon die Sirenen. Es würde jedoch eine Weile dauern, bis die Polizei eintraf: Santa Cruz war nicht für den Autoverkehr angelegt worden. Dennoch war Eile geboten. Das Echo des Schusses hing noch in der Luft, als Pastor seine Soutane öffnete und eine kleine Spraydose aus der Tasche holte. Mit blutroten Buchstaben sprühte er das Wort »HINTA« 1 an eine Hauswand und rannte dann zu dem Transporter.
Die Hinrichtung war vorüber. Der Killer mit der Pumpgun öffnete die Hecktür des Transporters, in dem Moment griff der CNI-Mitarbeiter blitzschnell nach seiner Waffe. Der Mann mit der Maschinenpistole trat dem Beamten mit aller Kraft in den Rücken, aber der packte den Schuh des Angreifers. Beide stürzten. Finger gruben sich in die Augen des Beamten, und der schlug seine Zähne tief in die Hand des Killers.
Der Mann mit der Pumpgun wagte nicht zu schießen, weilsich beide auf dem Boden wälzten, außerdem mußte er den SÄPO-Mitarbeiter im Auge behalten, also schoß er eine Schrotladung zur Warnung in die Luft. Der Bürgermeister, die Führerin und der SÄPO-Beamte preßten sich noch fester an die Pflastersteine. Der Fahrer saß im Auto und brüllte zum wiederholten Male den Befehl zum Aufbruch. Doch der spanische Ermittler gab nicht auf, der Kampf wurde noch heftiger.
Pastor traf am Transporter ein und zog seine mit Farbe befleckten Handschuhe aus. Einem Kameraden mußte man helfen. Er lief schnell zu den zwei Männern, die miteinander kämpften, hob die Waffe des Spaniers auf und schlug ihm damit auf die Schläfe. Eine neue Blutlache breitete sich auf dem Pflaster aus. In der Gasse waren schon Rufe und Schritte zu hören, die immer näher kamen. Aus mehreren Richtungen erklang Sirenengeheul. Pastor
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