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Finnisches Requiem

Finnisches Requiem

Titel: Finnisches Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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aus der General-Dose einen Priem, es waren nur noch fünf übrig. Zum Glück hatte er zwei Dosen mitgenommen.
    Im Innenhof heulte ein starker Motor auf. Demeter zog gerade die Vorhänge vor die vergitterten Fenster, als der Polizist, der Seppälä gebracht hatte, ihm von der Tür etwas zurief.
    »
Persze «
1 , antwortete Demeter auf ungarisch und holte dann in aller Ruhe die Pfeife und den Tabaksbeutel aus der Tasche.
    Ratamo schaute Demeter fragend an. Da kam ihm Seppälä überraschend zu Hilfe: »Persze heißt nicht das, was du denkst. Es bedeutet ›na klar‹.« Der Verhörte sprach undeutlich, er stopfte sich Kekse in den Mund.
    Tamás Demeter zog an seiner Pfeife und fragte Seppälä auf englisch nach den Morden an den Kommissaren, nach »Krešatik«, nach den Auftragsmorden und dem Mädchenhandel. Die Unterhaltung folgte dem Schema der vorhergehenden Verhöre, Ratamo kam es so vor, als würden die zweiMänner ihre Rollentexte laut lesen. Keiner von beiden schien die Sache vollkommen ernst zu nehmen. Seppälä antwortete immer etwas, aber wohlweislich nichts, woraus die Polizei hätte Nutzen ziehen können.
    Das Verhör führte zu keinem Ergebnis. Aus Seppälä war nicht die Spur einer Information herauszuholen. Ratamo beobachtete den Söldner und Kriminellen und überlegte, ob der Mann ein mordgieriger Sadist oder nur geldgierig war. Seppälä hatte das Töten zuerst auf dem Balkan und dann im Dienste von »Krešatik« zu seinem Beruf gemacht.
    Plötzlich ächzte Seppälä laut. Er stand auf, beugte sich vor und versuchte etwas herauszuhusten; sein Gesicht wurde feuerrot. Ratamo sprang auf, er wußte, was zu tun war.
    »Kennst du den Heimlich-Griff?« fragte Demeter. Ratamo nickte. Er hatte in den Jahren an der medizinischen Fakultät mit Puppen geübt, wie man eine Verstopfung der Atemwege beseitigte.
    Demeter bedeutete Ratamo, sich wieder hinzusetzen. Er ging zu Seppälä, stellte sich hinter ihn, drehte ihn um und schlug ihm mit der Faust aufs Zwerchfell. Keksbrocken flogen in hohem Bogen aus Seppäläs Mund, der Mann schnappte nach Luft wie ein Perlentaucher.
    Der Ungar zeigte sein herzliches Lächeln. »Dieser Griff von Demeter ist zwar weniger bekannt, aber genauso wirkungsvoll.«
    Demeter wollte Kaffee in Seppäläs Becher schütten, bemerkte aber, daß die Thermosflasche leer war. Er gehe Kaffee holen, sagte er und schloß sorgfältig die Tür hinter sich. Ratamo stand auf, um sich die Beine zu vertreten. Aus Demeter wurde man nicht recht schlau: Er machte einen netten Eindruck, geriet aber sehr schnell in Rage. Es dürfte auch in Ungarn kaum erlaubt sein, Verhörte zu schlagen.
    Auf einmal krachte es ohrenbetäubend. Der Raum füllte sich mit weißem Staub. Bevor Ratamo begreifen konnte, wasgeschah, sprangen zwei Männer in blauen Overalls mit weißen Masken und vorgehaltener Maschinenpistole durch die Vorhänge herein. Das Fenstergitter war herausgerissen.
    Es zischte mehrmals, und Seppälä zitterte und zuckte auf seinem Stuhl. Nur einer der Männer feuerte. Rote Punkte breiteten sich auf Seppäläs Hemd aus und vereinigten sich zu einem großen Fleck. Seppälä war schon tot, als die Wucht der letzten MPi-Garbe ihn mitsamt seinem Stuhl an die Wand drückte. Aus Mund und Nase flossen Blutrinnsale. Simmons war auf den Rücken gefallen. Die Angreifer machten kehrt, das Ganze hatte nur einige Sekunden gedauert.
    Simmons versuchte aufzustehen. Mit dem Blick des Arztes hatte Ratamo sofort erkannt, daß ihre Wunde ungefährlich war: Arterien lagen nicht in der Nähe. »Kein Problem«, antwortete Simmons auf Ratamos Blick. Er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoß und der Puls im ganzen Körper schlug.
    Ratamo zog seine Waffe aus dem Halfter, als der zweite der beiden Männer auf das Fensterbrett stieg. Seine Hand zitterte. Ratamo zielte auf die Beine und schoß, der Betonstaub verriet den Fehltreffer. Er konnte noch das weiße N-Zeichen auf den schmutzigen Joggingschuhen des kleinen Mannes sehen: New Balance. Dann sprang der Kleine hinaus.
    Ratamo stürzte zum Fenster und lehnte sich hinaus, eine Kugel schlug nur ein paar Zentimeter von seiner Wange entfernt in der Wand ein. Er konnte trotzdem kurz die Männer sehen, die sich an Seilen in den Innenhof hinabließen. Die Angreifer konnten nicht unten warten und ihm auflauern: In Kürze würden Dutzende Polizisten mit viel Getöse auf den Hof stürmen. Ratamo holte tief Luft und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Er spürte einen bitteren Geschmack

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