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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Kaffeepause.
    »Ausgezeichnet«, erwiderte seine junge Kollegin strahlend und behauptete, sie habe bei der SUPO in wenigen Monaten mehr gelernt als in den Jahren auf der Polizeischule.
    »Und das Gehalt?« erkundigte sich Ratamo neugierig.
    Sie zuckte die Achseln. »Das Gehalt eines Beamten kommt einmal im Monat und hält eine Woche vor, genau wie die Regel.« Ratamos gestrigen Kommentar zu ihrer Unerfahrenheit hatte sie schon vergessen, inzwischen kamen die beiden glänzend miteinander aus.
    Ein Gewitter war im Gange, der Donner dröhnte, und die Fensterscheiben klirrten. Ratamo hatte das Gefühl, daß er die Ermittlungen voll im Griff hatte, an die Rolle des Leiters könnte man sich sogar gewöhnen. In Kürze würden sie die Informationen zusammenfassen, die sie beide, Loponen, Sotamaa, die Abteilung für Informationsmanagement und die Spezialisten im Laufe des Tages gesammelt hatten, und danach sollte Tero Söderholm, der Wachmann aus dem »Forum«, befragt werden.
    »Was ist als nächstes dran?« Saara Lukkari wollte mit der Arbeit beginnen und bekam als Antwort ein Brummen, das von einem Kratzen begleitet wurde, weil sich Ratamo über seinen Dreitagebart strich.
    »Gibt es eigentlich an der Volkshochschule einen Kurs zum Thema ›Die häufigsten Arten des Brummens und die non-verbale Kommunikation des finnischen Mannes‹?« fragte sie.
    Ein Keks verschwand in Ratamos Mund und auch der letzte Schluck Kaffee. Jetzt fühlte er sich besser, denn seine verrückten Mittsommerabenteuer waren nun dort begraben, wo alle Dummheiten hingehörten. Er warf einen Blick auf die junge Frau, die ihre Unterlagen studierte, und stellte einmal mehr fest, daß sie überraschend gut aussah. Er hatte seinen Kollegen Pekka Sotamaa gefragt und sich vergewissert, daß Saara Lukkaris durchtrainierter Körper das Ergebnis ihres Fitneßtrainings war und nicht von Aerobic-Übungen, wie er gestern angenommen hatte. Ihm fiel sein abendliches Rendezvous mit Maija ein, und er fragte sich, was es wohl bringen würde. Blieb nur zu hoffen, daß er in der Hektik der Ermittlungen überhaupt dazu kam, sich mit Maija zu treffen.
    Es war Zeit, an die Arbeit zu gehen. »Ich habe auf Ketonens Bitte hin geklärt, warum Genefab auf der Überwachungsliste der westlichen Nachrichtendienste steht«, sagte Ratamo, und auf seiner Stirn erschienen Falten. »Genefab untersucht, wie sich das Erbgut der jüdischen und das der arabischen Völker voneinander unterscheiden.« Laut BND wurden die Forschungen für medizinische Zwecke vorgenommen, aber wenn die Informationen in die falschen Hände gelangten, könnten sie gefährlich werden. Deutschland, die USA, die Briten und Rußland hätten die Bedrohungen durch die Gentechnologie schon vor Jahren erkannt, fügte Ratamo mit ernster Miene hinzu. Saara Lukkariäußerte sich nicht zu dem Thema, aber er sah, daß die Nachricht seine Kollegin sorgenvoll stimmte.
    »Hast du alles geschafft, was wir heute früh vereinbart hatten?« murmelte Ratamo, während er sich einen Priem unter die Oberlippe stopfte.
    Saara Lukkari berichtete, sie habe Dietmar Berningers Telefonverbindungsdaten überprüft und dabei gleich ins Schwarze getroffen: Berninger hatte fast täglich Anna Halberstam, die Witwe des ehemaligen Haupteigentümers von H & S Pharma, angerufen. »Es kann also sehr wohl einen Zusammenhang zwischen dem Pharmaunternehmen und dem Mord an Berninger geben.«
    »Hast du etwas über das Unternehmen herausgefunden, das kürzlich Aktien von H & S Pharma gekauft hat? Wie hieß es doch gleich?« Ratamo wühlte in seinem Gedächtnis.
    »Future Ltd. ist in Liberia registriert. Ich mußte die Unterlagen der Firma über Interpol bestellen, weil die Behörden in Liberia nicht sehr kooperationsfähig sind. Oder jedenfalls nicht kooperationswillig. Das gilt auch für den deutschen Juristen, der Future Ltd. vertritt, er verweigert jede Aussage über seinen Mandanten.«
    Ratamo nickte. »Es sieht so aus, als würden wir erst vorankommen, wenn die Arbeitswoche beginnt. Morgen früh erhalten wir die Firmensatzung und das Aktionärsverzeichnis von H & S Pharma, vielleicht geht daraus hervor, wie der Tod von Werner Halberstam die Eigentumsverhältnisse in der Firma verändert hat.«
    Saara Lukkari goß sich Kaffee in ihre Tasse und warf ihrem Vorgesetzten einen fragenden Blick zu.
    Ratamo tippte als Zeichen der Ablehnung auf seine Oberlippe mit dem Kautabak. »Ich versuche auch zu klären, ob Halberstams Witwe, diese …«
    »Anna

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