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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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unbewußt die Lüge, die aus seinem Mund kam, mit der Hand zu verdecken.
    »Wer Beihilfe leistet, erhält das gleiche Urteil wie der Straftäter«, sagte Ratamo etwas zugespitzt. »Und für einen Mord bekommt man im schlimmsten Fall lebenslänglich.« Er schaute Söderholm unverwandt an und sah, wie das Gesicht des jungen Mannes erstarrte.
    Ratamo schaltete alle Leuchtstoffröhren an der Decke ein. Die Wärme, die das Lampenmeer ausstrahlte, und das Licht würden Söderholm noch mehr unter Druck setzen. Der junge Wachmann hatte die Bilder des Geschehens im Aufzug absichtlich auf dem Computer gelöscht, da war sich Ratamo sicher.
    Söderholm überlegte lange, was er sagen sollte. »Ihr könnt mir überhaupt nichts nachweisen. Weil nichts passiert ist«, er hob die Hand und rutschte unsicher auf dem Stuhl hin und her.
    Das waren wieder Zeichen dafür, daß er log, erkannte Ratamo. »Woher hast du am 10. Juli das Geld bekommen?« fragte er und sah für den Bruchteil einer Sekunde auf Söderholms Gesicht eine Mikromimik, die Verzweiflung verriet und ein Schuldgefühl andeutete. Ketonens Augenwinkel zuckten, daraus schloß Ratamo, daß auch der Chef Söderholms Maske durchschaut hatte.
    »Ich habe nicht …«, begann Söderholm mit angstvoller Stimme, doch Ratamo unterbrach ihn.
    »Du hast vor zwei Wochen ein Auto gekauft. Wieviel hat es gekostet?«
    »Das weiß ich nicht mehr genau. Zehntausend oder etwas darüber.«
    Ratamo hob seine Stimme. »Du hast einen Volvo für dreizehntausend Euro gekauft und bar bezahlt. Woher hast du das Geld?«
    Söderholm antwortete nicht. Ratamo sah, daß der Mann schon unschlüssig war, und legte sofort nach: »Dein Konto hat in den letzten zwei Jahren nur am Gehaltstag die Grenze von eintausend Euro überschritten. Du hast das Geld für das Auto ganz sicher nicht gespart.«
    Ratamo sah, wie die Reste von Söderholms Selbstsicherheit schwanden. »Denke jetzt scharf nach, und ziehe in Betracht, daß es viele Arten gibt, wie man dir auf die Schliche kommen kann. Du hast auf Befehl oder auf die Bitte von irgend jemand die Mordbilder auf dem Computer gelöscht, gegen ein Honorar. Diese Person kann dich denunzieren. Wußtest du, daß Sami Rossi denunziert wurde? Lebenslänglich, Tero. Das ist eine lange Zeit«, Ratamo zog die Schraube weiter an.
    Ein verzweifeltes Grinsen erschien auf Söderholms Gesicht, und seine Haltung änderte sich, er fiel in sich zusammen. »Ich habe nur versprochen, eine Kopie vom Besuch eines Deutschen im ›Forum‹ zu machen und die Aufnahmendann im Zentralcomputer zu löschen. Ich wußte nichts von einem Mord und auch sonst von nichts.«
    Jetzt kam das Verhör in Fahrt. Ratamo und Lukkari bombardierten Söderholm mit Fragen. Es stellte sich heraus, daß sein Auftraggeber ein Ausländer gewesen war, ein englischsprechender, korrekt gekleideter Mann um die Vierzig, der nach Pfeifentabak roch. Aber seinen Namen kannte Söderholm nicht. Er behauptete, den Ausländer nur zweimal getroffen zu haben.
    »Du kannst noch in einem Fotoalbum blättern«, sagte Ratamo zum Abschluß des Verhörs und rief Loponen, der Söderholm abholen und in die Zelle bringen sollte. Der Mann mußte sofort verhaftet werden. Die Juristen hatten dann zu entscheiden, wofür man Söderholm zu gegebener Zeit anklagen würde.
    »Gut, mein Junge, das lief sehr schön, obwohl diesem Typ natürlich das Wort ›schuldig‹ mit Filzstift auf der Stirn geschrieben stand«, sagte Ketonen.
    Ratamo ärgerte sich, den Ausdruck »mein Junge« konnte er nicht leiden. Doch schon morgen würde er sich rächen, dann würde Ketonen seinen Sinn für Humor mehr denn je brauchen.
    16
    Die Putzfrau saß in ihrem Raum und fluchte, als die Zimmerklingel läutete. Der mußte sie gehorchen. Hastig nahm sie noch ein paar tiefe Züge, drückte die Zigarette aus und eilte in Richtung Küche. Der Möhrensaft stand im Kühlschrank, und die Rilutek-Tabletten lagen im Arzneischrank.
    Die Eichendielen im Salon knarrten unter ihren Füßen, sie blieb auf dem Perserteppich stehen, der vollkommen von antiken Möbeln eingekreist war. Konrad Forster würde schimpfen, wenn er die verdorrten Blumen und den Staubauf den Glasvögeln bemerkte. Der Alte fand immer etwas zu meckern, obwohl sie den ganzen Palast jeden zweiten Tag saubermachte. Aus welchem Grund vergötterte er Frau Anna wie eine Heilige?
    Die Putzfrau traf schnaufend im zweiten Stock der Villa Siesmayer ein und stieß im hintersten Winkel des dunklen Fernsehraums auf die

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