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Finns Welt - 01 - Finn released

Finns Welt - 01 - Finn released

Titel: Finns Welt - 01 - Finn released Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann
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schleicht sich ebenfalls an. Er zerrt eine Matte hinter sich her und lässt sie mit einem dumpfen Klatschen auf den Boden fallen. Es klingt, als wäre ein Walross ohnmächtig geworden.
    »Hat sich dein Raid wenigstens gelohnt?«, frage ich ihn schnippisch.
    »War okay«, antwortet er. »Da haben wieder diese zwei Typen mitgemacht, mit denen im Grunde keiner was zu tun haben will, weil die so vorlaut sind. Man braucht sie aber bei sich, denn sie kämpfen saugut. Der eine, der …«
    Flo unterbricht sich selbst, da Lukas die Hand gehoben hat, die Lippen schürzt und die Augenlider senkt. »Sei mal ehrlich, Finn«, sagt er in versöhnlichem Ton, »das mit den Quests in der Wirklichkeit ist doch eine Schnapsidee.«
    »Ja«, sagt Flo, »das trägt irgendwie nicht.«
    Ich schnaufe und sehe ihn böse an. »Bist du jetzt Kritiker geworden oder warum redest du so geschwollen daher? Du hast doch zuerst die Idee gehabt! ›Das trägt nicht!‹ Aber ein Raid mit Leuten, die man nicht leiden kann, trägt, oder was?«
    »So!«, ruft Herr Broich. »Steht jetzt alles, ja? Dann legen wir los! Alle an einen Platz, das Kommando kommt dann!«
    Flo stellt sich auf die Matte. Lukas hängt sich an ein Seil. Ich steige auf eine Bank am anderen Ende der Halle, wo auch der süßsaure Dustin steht.
    Nach einer halben Stunde treffen wir uns zufällig alle drei gemeinsam auf einem Sprungkastenhügel. Unsere Hände sind rot und rau von den Kletterseilen. Wir drei sind nicht schlecht in diesem Spiel, es macht uns tierisch Spaß, sogar Flo hechtet über die Hindernisse wie ein übereifriger Mischling, der das erste Mal ohne Leine in den Wald darf. Es strengt uns nur wahnsinnig an. »Ist das geil«, sagt Lukas und sogar er muss heute mal schwer atmen.
    »Ich stell mir die ganze Zeit vor«, japst Flo und wischt den Schweiß weg, der in seine Augen fließt, »die Kästen hier wären Häuser. Oder Garagen. Und die freien Stellen vom Hallenboden sind Bäche und Flüsse und Gleise und Autobahnen. Und du musst immer geradeaus, egal, was kommt.« Er hustet. Ich schaue ihn an und hocke dabei ganz am Rand des Sprungkastenhügels, beide Füße direkt nebeneinander, die Hände auf den Zehen.
    »Das ist es, Leute«, sage ich schließlich. »Das ist die Quest!«
    Lukas legt den Kopf schief. »Nein, ihr wollt doch wohl nicht …?«
    Flo und ich sehen uns an, ganz eins, wie Brüder im Geiste. »Querfeldein«, sagt Flo, »so heißt die Quest.«
    »Immer geradeaus«, sage ich.
    »In einem Korridor von zehn Metern Breite.«
    »Machen wir fünf.«
    »Sieben.«
    »Abgemacht!«
    »Hey!«, protestiert Lukas.
    »Und wer weiß, was wir dabei finden«, sage ich.
    »Was heißt hier wir?« Lukas schaut uns empört an.
    »Na, findest du, das trägt?«, frage ich Flo und er schubst mich freundschaftlich.
    »Wie lange geradeaus?«, will ich wissen.
    »Einen ganzen Tag lang.«
    »Und was ist mit meinem Training?«, fragt Lukas, was gar nicht schlecht ist, denn das bedeutet, er macht sich keine Gedanken mehr, ob er mitmacht, sondern nur noch, wann.
    »Hast du am Samstag Training?«
    »Nein.«
    »Und Schule ist auch nicht«, stellt Flo fest.
    Herr Broich ruft etwas.
    »Dann haben wir genau viereinhalb Tage, um uns vorzubereiten«, sage ich.
    »Und die Regeln auszuarbeiten«, wirft Flo ein und seine Augen funkeln. »Ich bin mit der Liste sowieso noch nicht ganz zufrieden.«
    »Das war ja klar«, sagt Lukas, »Herr Hertl schreibt ein dreihundertseitiges Regelbuch.«
    »Ja genau, und Fußball ist völlig regelfrei«, kontert Flo, »deswegen diskutieren die Verbände auch über Abseitsreformen.«
    »Hallo, die Herren!«, knallt Herrn Broichs Stimme mit einem Mal in unseren Kokon. »Es geht weiter!« Er spricht zwar laut, aber er lacht dabei, denn diese drei »Herren« haben anscheinend Spaß an der Sache. Und er ahnt nicht mal, auf welche Idee er sie gebracht hat.

DIE WERBUNG
    Noch drei Tage, bis unsere Quest Querfeldein losgeht. In meinem Zimmer steht schon der Rucksack, halb gepackt. Ich füge ständig was hinzu und nehme es dann doch wieder heraus. Einerseits will ich gut ausgerüstet sein, aber andererseits kann ich auf dem Rücken kein Gewicht gebrauchen. Ich brauche Seile mit Haken und Ösen, Handschuhe und Messer; ich habe sogar eine Gartenschere eingepackt, falls wir uns einen Weg durchs Dickicht schneiden müssen.
    Mein Opa wäre garantiert stolz auf mich, wenn er das sehen könnte. Er lebt noch, aber er wohnt hoch oben im Norden, bei Dagebüll, am Meer. Er hat die

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