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Finns Welt - 01 - Finn released

Finns Welt - 01 - Finn released

Titel: Finns Welt - 01 - Finn released Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann
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Schieber.
    »Wegen Leuten wie Ihnen explodieren Atomkraftwerke!«, steigere ich mich weiter in meine Wut hinein. Frau Schieber öffnet den Mund. »Ja. Gucken Sie nicht so! Warum brauchen wir die Atomkraftwerke denn? Weil wir so viel Strom verschwenden. Zum Beispiel, um eine Lokalzeitung zu drucken, von der Sie bloß das Sudoku ausschneiden! Das ist gerade mal ein Fünfzigstel der ganzen Zeitung. Wenn wir bloß ein Fünfzigstel des Stroms verbrauchen würden, dann bräuchten wir gar keine Atomkraftwerke. Dann wäre das ruck, zuck mit ein paar Solarzellen auf dem Dach getan. Aber Sie werfen einfach die ganze Zeitung weg, schnappen sich das Zahlenrätsel, das in Asien erfunden wurde, und nehmen nicht mal ein paar verstrahlte Japaner bei sich auf!«
    Frau Schieber sieht mich an, als wäre ich aus einer Klinik ausgebrochen. »Du bist doch der Sohn von Herrn Anders, oder?«
    Ich antworte nicht, was für sie auch eine Antwort ist. Ich steige wieder aufs Rad und fahre weiter. Manchmal sollte ich einfach meine Klappe halten.
    Frau Schieber ruft mir hinterher: »Ich werde mal mit deinem Vater reden!«
    Ich trete in die Pedale.

DER VAMPIR
    Noch ein Tag bis zum Start. Auf dem Bildschirm meines Computers stehen die Regeln, die Flo für unsere Quest aufgestellt hat: Die Teilnehmer der Quest Querfeldein gehen einen Tag lang immer geradeaus, egal, welches Hindernis sich ihnen in den Weg stellt. Ein Tag ist definiert als mindestens zwölf Stunden. Die Teilnehmer bewegen sich in einem Korridor von sieben Metern Breite. Alles, was außerhalb dieses Korridors liegt, darf nicht betreten werden.
    Es folgen lange Ausführungen über das Punkteprinzip. Es gibt Erfahrungspunkte für das Erkunden neuer Gebiete, das erfolgreiche Überwinden von Hindernissen oder das gelungene Anschwindeln von Leuten. Wann man warum einen Level aufsteigt und wer bestimmt, wie viele Punkte es genau für welche Aufgabe gibt, verstehe ich nicht. Ich verstehe lediglich, dass die Gesamtquest Querfeldein nur bestanden ist, wenn wir mindestens zwölf Stunden geradeaus gehen. Egal, welches Hindernis kommt.
    Ich denke daran, wie gern ich eine entscheidende Idee hätte, wie mein Vater seine geschäftlichen Hindernisse überwinden kann. Seit die Werbung vor ein paar Tagen in der Zeitung war, ist niemand gekommen. Fünfzehntausend Zeitungen, fünfzehntausend Werbezettel und kein einziger Kunde als Ausbeute!
    Ich schiebe meine düsteren Gedanken beiseite und lese weiter in Flos Regeln. Da steht: Startpunkt ist die Straße vor den Häusern der Teilnehmer. Die Himmelsrichtung der Querfeldein-Mission wird am Morgen des Starts spontan bestimmt. Es ist den Teilnehmern strengstens verboten, die möglichen Wege und Hindernisse vorher auf Google Earth nachzuschlagen!
    Flo hätte das gar nicht erst erwähnen sollen. Ich schließe das Textprogramm und schon zittert mein Mauszeiger über der blau-weißen Kugel von Google Earth. Ich liebe dieses Programm. Am liebsten fliege ich damit über Küsten und Meere. Die Decke meines Zimmers nimmt ein großes Fischernetz aus dem Norden ein. In den Maschen hängen Seesterne, Karabinerhaken und eine Flaschenpost. Ich habe alte Seekarten an den Wänden, die mir mein Opa geschenkt hat, und eine Hängematte aus Schlepptauen. Hoffentlich muss ich dieses Zimmer nie wieder ausräumen.
    Ich versuche, mir die möglichen Wege unserer Quest vorzustellen, und schließe konzentriert die Augen. Ich gehe davon aus, dass wir links oder rechts die Straße runtergehen. Rechts käme nach ein paar Hundert Metern das Anwesen von Doktor Feldhoff, der reich ist, weil er keine alten Druckerpressen, sondern neue Röntgengeräte im Krankenhaus bedient. Dann kämen Felder und Wald und weiter weiß ich schon nicht mehr. Links würden wir runter auf die Landstraße gehen und, sobald die ihre Kurve macht, auf den Acker von Bauer Brockmeyer stoßen. Auch der endet irgendwann am Wald. Aber dann? Mist! Ich kann für hundert Häuser im Umkreis auswendig sagen, wer in seinem Garten Bambus pflanzt, aber aus der Vogelperspektive kenne ich unsere Gegend viel zu wenig.
    Ich öffne die Augen. Die Kugel von Google Earth lacht mich an. Nur einmal klicken. Kann mir doch keiner erzählen, dass Flo und Lukas sich das verkneifen. Oder? Bevor mein Finger zweimal auf die linke Maustaste klicken kann, sehe ich durchs Fenster, wie sich unten ein Mann nähert. Er hat einen Ordner in der Hand, blickt hinein, hebt den Kopf, sucht nach unserer Hausnummer und schreitet auf unsere Tür zu. Ein

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