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Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Titel: Finns Welt - 02 - Finn reloaded Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann
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nicht so geknickt«, sage ich. »Es geht bald wieder bergauf.«
    »Das eine Tor, das wir geschossen haben, das habe nicht einmal ich gemacht, der Stürmer! Das war unser Torwart!« Vivien will schmunzeln, weil es ja eigentlich auch lustig ist, aber sie mustert Lukas und entscheidet sich dagegen. Ihr Gesicht wird sofort wieder ernst. Fast, als hätte sie Angst, dass er sie anschreit, wenn sie lacht.
    »Euer Torwart?«
    »Ja. Er ist in der letzten Minute bei einer Ecke nach vorne gelaufen und hat ihn reingeköpft. Wie Jens Lehmann damals in Schalke. Es war sowieso schon alles egal, da konnte er auch volles Risiko gehen. Ich freue mich ja für ihn, aber wie peinlich ist das denn? Ich mache als Stürmer kein einziges Tor und dann kommt unser Keeper und nimmt es selbst in die Hand? Scheiße, echt. Elende, verfluchte Scheiße.«
    »Lukas«, sagt Vivien, »denk an deinen MooD-Wert. Er sinkt und sinkt.«
    Ein Radfahrer rollt durch die Sonne die Straße entlang, einer mit Rucksack, Radlerhosen, Renntrikot und Trinkflasche an der Stange. Es ist seltsam, dass er hier entlangfährt, denn die Straße endet in einem Wendehammer vor der Villa von Dr. Feldhoff. Sophia kommt zur Tür, die dampfende Tasse in der Hand. Der Radler fährt durch, bleibt vor dem Haus des Arztes stehen, schaut sich um, dreht und hält schließlich vor uns an. Er nimmt die Füße von den Pedalen und schiebt seine Sonnenbrille auf die Stirn. Seine Waden sind stramm. Er ist gut gebräunt, trägt eine sportliche Uhr, die nach Geschwindigkeit und Geld aussieht und hat perfekt gepflegte Fingernägel. MASCULINITY 9 von 10. Mindestens.
    »Guten Tag«, sagt er und sieht erst Sophia und dann uns drei Jungs an. Er mustert uns nicht, wie es viele Leute aufdringlich tun. Er überfliegt uns aber auch nicht bloß schnell und flüchtig mit den Augen. Er sieht uns wirklich an. Das ist selten. Seine Augen sind blau, gemischt mit einem klaren Türkis, wie das Wasser des Ozeans im Sommer. Sophia hält ihre Tasse unter den Lippen. Sie trinkt nicht, aber sie setzt die Tasse auch nicht ab. Sie denkt gar nicht mehr an die Tasse, denn ihr Blick klebt auf diesem Mann.
    »Verzeihen Sie, ich glaube, ich habe mich verfahren. Männer und Orientierung, Sie wissen schon.«
    Er lacht. Nicht herzhaft oder verschämt, sondern herzlich und klar. Sophia lächelt über ihrer Teetasse. Bevor irgendjemand von uns dem Mann erklären kann, wo die Radwanderroute entlangführt, macht er etwas Merkwürdiges. Er hebt die Nase, kneift die Augen zusammen und schnüffelt. Sophia runzelt die Stirn. Der Mann steigt elegant vom Rad und stellt es behutsam an den Zaun. Er ist nicht langsam, er ist ruhig. Wie der Buddha auf dem Regal. Nur, dass dieser Mann hier Haare auf dem Kopf hat. Er hat sogar Bauchmuskeln. Man erkennt sie jetzt, wo er steht, da er nur ein eng anliegendes Rennradtrikot trägt. Er macht einen Schritt nach vorn, doch bevor er den Vorgarten betritt, fragt er: »Darf ich?«
    Sophia braucht einen Moment, um zu reagieren. Sie zuckt, als hätte sie geträumt und sagt: »Ja, sicher.«
    Sie hat nicht damit gerechnet, dass jemand überhaupt fragt. Normalerweise stapfen immer alle Leute einfach so durch unsere Vorgärten. Paketboten, Spendensammler, Versicherungsvertreter. Niemand fragt mehr, ob uns das recht ist.
    Der Mann betritt den Weg, macht ein paar Schritte, folgt seiner eigenen Nase und sagt: »Riechen Sie das?«
    Sophia lässt fast ihre Tasse fallen. Der Tee schwappt ihr über die Finger. Sie sieht sich hektisch um und stellt die Tasse dann auf den Boden. Meine Güte, ist sie jetzt aufgeregt. Sie strahlt: »Natürlich! Ich rieche das seit Tagen! Ich habe das halbe Haus auseinandergenommen deswegen. Und Sie riechen es auch?«
    »Aber wie!«, sagt der Radler und Sophia umarmt ihn kurz, bevor sie zurückweicht und sich vor sich selbst erschreckt. »Oh, entschuldigen Sie bitte«, sagt sie, »ich … verzeihen Sie. Das mache ich sonst nicht.«
    Der Mann neigt den Kopf ein wenig nach unten und lächelt charmant. Als wolle er sagen, dass er es sehr angenehm fand.
    »Ich bin nur so froh«, fährt Sophia fort, »dass mir endlich jemand glaubt! Ich habe schon gedacht, ich halluziniere. Mein Sohn hier oder die Nachbarn, die haben ja so getan, als wäre ich verrückt. Nein, da ist doch nichts! Nur ein ganz kleines bisschen. Stell dich nicht so an.«
    »Das ist Spitzmaus!«, sagt der Radler und wir sind alle stumm vor Erstaunen. Er sagt es so sicher und so schnell, dass er nur recht haben kann. Das war

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