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Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Titel: Finns Welt - 02 - Finn reloaded Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann
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drucken.«
    Eine Stunde später stehen Stefan und mein Vater links und rechts am Rand des Regals. Die Frauen legen in der Mitte ihre Arme unter die Bretter, die fest montiert sind.
    »So, und jetzt alle gleichzeitig!«, sagt Stefan. »Auf drei! Eins, zwei …«
    Bevor er die »drei« ganz ausgesprochen hat, zerren die drei Frauen schon vorne, während die Männer noch gar nicht schieben. Das große Regal kippt, alle schreien durcheinander und unsere Mütter werfen sich auf die Erde. Da der Raum klein ist, fällt das Regal nicht ganz um, sondern knallt mit der Oberseite an die gegenüberliegende Wand und lässt unter sich noch Platz für unsere Mütter, die sich zusammenkauern und jammern. Ein letztes Buch, das alle vergessen haben, rutscht aus dem Fach und plumpst Anja Lindner auf den Rücken. Sie verschränkt die Arme weiter über dem Kopf, als könnten noch mehr Papierbomben fallen.
    »Ja, seid ihr denn alle bekloppt!«, sagt Stefan Lindner. »Bei drei heißt doch nicht genau auf drei, sondern drei und dann hau ruck.«
    Es klingelt. Flo geht zur Tür.
    »Jetzt lass doch die Tür!«, ruft Stefan Lindner, »wir haben hier ein Grubenunglück mit Frauen.«
    Flo öffnet die Tür und quiekt. Ich spähe durch den Flur. Es stehen zwei Gnome, ein Elf, ein Magier und ein Ork vor der Tür. Der Ork hat eine wirklich gute Maske auf. Die Hauer sehen aus wie bei einem Wildschwein. Ich stapfe durch den Flur auf die Truppe zu und brülle: »Hier wohnt nicht Suzanne Myers! Das war bloß ein Schwindel, ihr Idioten!«
    Flo legt die Ohren an. »Wie? Nein, sag jetzt nicht, die Leute denken, meine Mutter sei Suzanne Myers!«
    »Der Praktikant hat’s getwittert«, sage ich.
    In der Bibliothek wuchten Stefan und mein Vater das Regal mühselig wieder auf. Ein paar Bücher werden wie Treibgut aus der Tür in den Flur geschwemmt.
    »Bücher!«, grunzt der Ork und dringt in das Haus vor. Seine Gefährten folgen ihm und stehen schnell in der Bibliothekstür vor dem Chaos. Das Regal hat eine meterlange Kerbe in die Wand geschlagen. Die Väter schwitzen. Die Mütter bleiben als Knäuel am Boden hocken wie verängstigte Meerschweinchen. Erst recht, da jetzt ein Ork in der Tür steht.
    »Was ist das denn?«, quiekt meine Mutter.
    »Das ist ein Ork, Sabine«, sagt mein Vater und knotet sie aus dem Frauenknäuel. Stefan lässt seine Anja selber aufstehen.
    Sophia ignoriert den Ork einfach. Sie schaut auf das aufgerichtete Regal, das wieder genauso steht wie vorher, und sagt: »Habt ihr wenigstens nachgesehen, ob jetzt was da drunter war?« Die Männer lassen die Schultern sinken. Haben sie nicht.
    »Wir werden hier fast erschlagen«, sagt Sophia, »und ihr guckt nicht mal eben nach dem Grund, weswegen wir das Ganze hier machen?«
    »Ihr wart unter dem Regal begraben! Und es steht ein Ork in der Tür!«
    »Das sind irgendwelche Rollenspielfreunde von Flo«, sagt Sophia.
    »Miss Myers!«, sagen die Rollenspielfreunde.
    »Da war nichts unter dem Regal«, sage ich laut und langsam und alle hören zu. Laut. Langsam. Rücken gerade. Füße auch, kein Fluchtfuß. Arme offen. Das reicht schon und die Leute glauben einem. »Ich habe drauf geachtet. Da war nichts unter dem Regal.« Das ist gelogen. Ich vermute nur, dass da nichts war. Hauptsache, dieses Theater hört auf. Ich mache nur, was Opa mir geraten hat: »Pass gut auf die Erwachsenen auf. Sie haben Talent, aber sie sind auch alle sehr verwirrt.«
    Sophia seufzt erneut. »Wenn Finn das sagt, dann glaube ich das.«
    »Und das sind auch keine Rollenspielfreunde von Flo, sondern Fans der Drachental-Chroniken von Suzanne Myers. Sie glauben, hinter dem Künstlernamen steckst du, Sophia.« Ich erkläre in kurzen Worten, was ich bei der Druckereiparty für eine Geschichte erzählt habe. Mein Vater schnappt nach Luft. Meine Mutter setzt zum Schimpfen an. Sophia seufzt, legt den beiden die schmalen Hände auf die Schultern, dreht sich zu den Gnomen und Orks und sagt: »Seht ihr, was hier vor sich geht? Ich baue mit meinen Nachbarn mein ganzes Haus auseinander, weil es irgendwo sehr streng riecht und wir die Ursache nicht finden. Ich habe ein Gestankproblem. Und jetzt sagt mir ganz ehrlich: Glaubt ihr etwa, die große Suzanne Myers hätte jemals ein Gestankproblem?«
    Der Ork grunzt. Die Gnome lassen die Ohren hängen. Sie trotten durch den Flur nach draußen. Wahrscheinlich denken sie: Selbst wenn das Miss Myers wäre, hätten wir uns was anderes vorgestellt als ein Gestankproblem. Wahrscheinlich Glaskaraffen

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