Finster
der Unterschied?
Der Unterschied liegt auf der Hand und ist ziemlich groß.
Ich bewegte meine Hand unter ihrem Sweatshirt nach unten. Dann glitt ich vorsichtig an der Seite hoch und spürte die Rundung ihres Brustkorbs. Ihr Arm lag über meinem Rücken und befand sich nicht im Weg. Ich verharrte mit meiner Hand auf der warmen Haut knapp unter ihrer Achsel. Sie atmete immer noch langsam und tief.
Meine Daumenkuppe lag auf einer weichen Erhebung, die vermutlich die Seite ihrer Brust war.
Jetzt musste ich die Hand nur noch auf mich zubewegen.
Hast du den Verstand verloren? Was, wenn sie aufwacht?
Ich sage ihr einfach, dass ich dachte, sie wäre die ganze Zeit wach.
Du willst alles kaputtmachen, nur um sie zu begrapschen?
Bist du wahnsinnig? Geh zu Eileen, mit deren Titten kannst du nach Herzenslust spielen.
Doch in diesem Moment interessierten mich Eileens Brüste nicht.
Ich wollte Caseys berühren.
Wenn sie mich erwischt, wird sie mich hassen.
Und wenn sie mich nicht erwischt, dachte ich, werde ich mich selbst hassen. Ich fand es nicht besonders schlimm, ihren Rücken - oder auch ihren unteren Rücken - zu streicheln, während sie schlief, aber ihre Brüste zu betatschen ging definitiv zu weit.
Ich biss die Zähne zusammen und zog meine Hand unter ihrem Sweatshirt hervor.
Ich legte sie auf sicheres Terrain in der Mitte ihres Rückens und seufzte.
Casey schlief weiter.
Ich weiß nicht, wie viel Zeit verging - vielleicht fünf Minuten, vielleicht zehn -, ehe ich bemerkte, dass die langsamen und gleichmäßigen Atemgeräusche aus der Richtung des anderen Betts verstummt waren.
Caseys Kopf nahm mir die Sicht. Ich richtete mich weit genug auf, um mit einem Auge über sie hinwegblicken zu können.
Das Mädchen auf dem anderen Bett drehte sich auf die Seite und stützte sich auf einen Ellbogen.
41
»Hey«, sagte das Mädchen mit halblauter Stimme.
In mir zog sich alles zusammen. Ich sagte kein Wort und bewegte mich nicht.
»Bist du das?«, fragte sie.
Es war Zeit, Verstärkung zu rufen. Ich griff nach Caseys Arm und schüttelte sie. »Hm?«
»Sie ist wach«, flüsterte ich und ließ meinen Kopf wieder aufs Kissen sinken.
»Hm?«
»Wer ist das?«, fragte das Mädchen. Sie klang besorgt, aber nicht erschrocken.
Casey gab ein weiteres »Hm« von sich. Dann drückte sie ihre Lippen auf meinen Mund. Sie waren warm und offen und feucht und zu schnell wieder verschwunden.
Stöhnend drehte Casey sich auf den Rücken und wandte ihr Gesicht dem Mädchen zu. »Hi, Marianne«, sagte sie leise.
»Ist jemand bei dir?«
»Ja.«
»Ein Junge ?«
»Ja. Er heißt Ed. Ein neuer Freund von mir.«
»Hallo, Marianne«, flüsterte ich.
»Hi, Ed.«
Casey setzte sich auf und schwang die Füße auf den Boden. »Ed ist Student.«
»Cool«, sagte Marianne.
»Marianne ist in der achten Klasse«, erklärte Casey.
»Cool«, sagte ich.
Marianne lachte halblaut.
»Ed ist wirklich nett«, sagte Casey, »aber er hat eine Freundin, deshalb hab ich wohl Pech gehabt.«
»Das würde ich so nicht sagen«, flüsterte ich.
Sie sah sich zu mir um, dann stand sie auf und ging auf Zehenspitzen zu Marianne. »Wir geht’s dir, Kleine?«
»Ach, nicht schlecht.«
Casey beugte sich über das Bett. Sie legte die Arme um das Mädchen, das daraufhin Casey ebenfalls umarmte. Sie hielten sich eng umschlungen. Nach einer Weile begann jemand, ganz leise zu schluchzen.
»Ist schon gut«, flüsterte Casey.
»Nein, ist es nicht.«
»Klar.«
»Ich dachte … du kommst nicht mehr zurück.«
»Jetzt bin ich hier.«
»Ich dachte, du … würdest mich nicht mehr mögen.«
»Ich werde dich immer gern haben.«
»Aber du … bist nicht gekommen.«
»So lange war das doch gar nicht, oder?«
»Doch.«
»Eine Woche?«
»Länger«, sagte Marianne schniefend. »Fast zwei. Zwölf Nächte.«
»Es tut mir leid.«
»Ich habe dich so sehr vermisst.«
»Ich habe dich auch vermisst.«
»Warum bist du dann nicht gekommen?«
»Ich habe viel zu tun.«
»War es wegen ihm ?«
»Nein, nein. Ed habe ich erst heute Nacht kennengelernt. Aber es gibt viele Orte, an die ich gehen muss. Ich komme her, so oft ich kann.«
»Ich wünschte, du würdest öfter kommen.«
»Ich weiß. Geht mir genauso. Aber jetzt bin ich ja hier.«
»Ja.«
Sie lösten sich aus ihrer Umarmung. Marianne rutschte zur Seite. Casey hob die Decke und kroch zu ihr auf die Matratze.
Nach ein paar Minuten stieg sie vorsichtig aus Mariannes Bett und kam zu mir. Aus den
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