Finsterau
Geräucherten, legt alles in ihre Schürze und geht in die Küche.
Albert ist in der Zwischenzeit aufgestanden und hinüber zur Höll gelaufen, den Kanten Brot hat er in der Mitte des Zimmers liegen lassen. Afra legt Fleisch und Wurst auf einen hölzernen Teller, stellt ihn auf den Tisch, dazu den Krug mit dem Wasser und noch zwei Gläser. Sie bückt sich, hebt das Scherzl vom Boden auf und drückt es Albert wieder in die Hand.
»Da, Stutzerl, da brauchst gute Zähne, aber die Holzscheitl, die lässt schön liegen, sonst tust dir nur weh.«
Afra versucht, ihrer Stimme einen heiteren Klang zu geben, sie will sich nichts anmerken lassen, dabei ist sie noch immer ganz mitgenommen von der Streiterei mit Hetsch. Wie kommt der Kerl dazu, sie so zubedrängen? Er muss den Vater abgepasst haben – wenn der im Haus gewesen wäre, dann hätte Hetsch sich zurückgehalten. Immer schön den Schein wahren! Ein Schankmensch ist sie also, eine, die für jeden zu haben ist.
»Ach, rutscht’s mir doch alle den Buckel runter, verlogene Bagage!«, murmelt sie vor sich hin.
Albert schaut seine Mutter fragend an.
»Du nicht, Schatzerl, dich habe ich nicht gemeint.«
Afra hebt Albert auf ihren Arm, der hält mit beiden Händen das harte Brot fest und kaut daran herum.
»Da hast ganz schön was zum Zuzeln.«
Sie neigt den Kopf und küsst ihn auf die Stirn.
Als es klopft, fürchtet sie für den Bruchteil einer Sekunde, Hetsch könnte zurückgekommen sein. Sie drückt das Kind fester an sich, als könnte es sie vor einem Unheil schützen, dann öffnet sich die Tür. In der Küchentür steht einer der beiden Wanderburschen von gestern.
»Die Haustür war offen, und darum bin ich gleich herein. Ich wollte fragen, ob wir uns draußen am Grant waschen können? Und vielleicht hätten Sie auch ein Haferl Milch oder was zum Beißen? Ein Kanten Brot würde uns schon reichen.«
»Gestockte Milch kann ich euch geben, und eine Scheibe Brot hab ich auch. Ich bringe es euch raus.«
»Vergelt’s Gott.«
»Wohin seid ihr denn auf der Reise?«
»Überall und nirgends.«
»Das ist aber kein rechtes Ziel. Kannst derweil schon zu deinem Spezl, ich bring euch die Milch und das Brot.«
Afra wendet sich, das Kind immer noch auf dem Arm haltend, ab. Albert hat die Hand mit dem angenagten Brot um ihren Nacken gelegt, mit der anderen nestelt er an ihrem Kragen herum. Doch der Fremde bleibt, wo er ist, macht keinerlei Anstalten zu gehen. Das Kind zieht leicht am Ohrläppchen der Mutter. Sie fährt herum:
»Ich hab gesagt, ich bringe es euch, du brauchst nicht in der Küche stehen bleiben.«
Afra sieht den Besucher misstrauisch an. Bis Albert zu zappeln und zu quengeln anfängt und ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht. Er dreht und windet sich, möchte, dass ihn die Mutter wieder auf den Boden stellt.
»Und vielleicht hätten Sie ein kleines Haferl mit warmem Wasser? Zum Rasieren.«
»Ja, wenn das alles ist.«
Afra setzt Albert ab und geht hinüber zum Küchenherd. Sie öffnet den Deckel vom Wasserschaff und schöpft etwas heißes Wasser in ein kleines Haferl.
»Habt ihr gestern noch einen Platz zum Schlafen gefunden?«
Sie reicht dem Burschen das Wasser:
»Das müsste reichen. Ich hab ihn nicht ganz voll gemacht, dann könnt ihr noch ein kaltes Wasser draufgeben. Habt ihr alles? Einen Spiegel? Oder soll ich euch den vom Vater geben?«
»Spiegel brauchen wir keinen, aber trotzdem noch mal danke. Ich bring das Haferl nachher wieder herein.«
»Das hat Zeit. Wenn ich hier herinnen fertig bin, komme ich mit der Morgensuppe raus. In den Hof muss ich eh, die Wäsche hängt noch an der Leine, und es schaut aus, als ob das Wetter nicht mehr lange herhalten würde.«
Der Bursche steht da, immer noch an der gleichen Stelle, nun mit dem Topf in der Hand, und rührt sich nicht. Afra ist unsicher, weiß nicht, was sie tun soll. Um den Besucher zum Gehen aufzufordern, geht sie hinüber zum Fenster und sieht hinaus.
»Das hält schon noch eine Weile her, ich glaub nicht, dass da so schnell was runterkommt.«
Hört sie ihn sagen. Er verharrt noch einen Moment mit dem Haferl in der Hand, als ob er dem Gesagten noch etwas hinzufügen möchte, dreht sich aber dann doch um und geht hinüber zur Tür.
Afra, die ihm den Rücken zugewendet hat, hört, wie er die Tür hinter sich schließt.
»Der Schaukelbursch hat jetzt auch nicht gewusst, was er will, was, Albert? Der war genauso anhabisch wie der Hetsch.«
Und weiter: »Herrgott, Albert, ich muss
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