Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finsterau

Finsterau

Titel: Finsterau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Maria Schenkel
Vom Netzwerk:
Schleich dich, mach bloß, dass du rauskommst!«
    Der fühlt sich überhaupt nicht ertappt, ist ganz ruhig, grinst sie sogar an.
    »Was werde ich schon suchen? Ein Geld, was zum Essen und was ich sonst noch find.«
    »Bei uns gib es nichts zu holen. Wir haben nichts.«
    Afra nimmt ihren ganzen Mut zusammen, geht langsam weiter in seine Richtung.
    Er weicht ein kleines Stück zur Seite, für einen kurzen Augenblick glaubt Afra, er geht beiseite, um ihr Platz zu machen, dann erst sieht sie das Messer. Er hält es in der Hand, die zuvor hinter seinem Rücken versteckt war.
    »Ich an deiner Stelle würde mich hier in der Küche auf die Bank setzen und mich ruhig halten, dann passiert dir nichts und dem Kind auch nicht.«
    Er sagt es mit einem Lächeln, doch seine Augen und die Stimme sind kalt.
    Afra zögert, dann geht sie langsam weiter.
    »Steck das Messer weg, mir jagst du damit keine Angst ein, ich bin schon mit ganz anderen fertiggeworden.«
    Schnell springt sie auf den Burschen zu, versucht, ihn am Arm zu packen. Der dreht sich weg, drängt sie mit der Schulter ab. Afra rangelt mit ihm. Er packt sie mit der freien Hand an den Haaren. Sie versucht ihn zu kratzen, zu beißen. Er will sie wegschleudern. Sie klammert sich fest, tritt mit den Füßen um sich, will ihn am Schienbein treffen. Schließlich bekommt sie seinen Arm zu fassen.
    Für kurze Zeit halten sie beide das Messer in der Hand, der Fremde lässt nicht locker, versucht Afra niederzuringen. Sie rempeln gegen das Küchenbüfett. Das Geschirr im Schrank scheppert, die Türen schlagen gegen den Kasten. Albert schreit und weint. Er steht auf und läuft hinüber zur Mutter. Der gelingt es endlich, dem Burschen das Messer zu entwinden. Dabei schneidet sie ihm in die Hand.
    »Schau, dass du dich schleichst.«
    Afra hält das Messer mit beiden Händen fest, sie steht mit dem Rücken zur Küchentür, lässt den Burschen nicht aus den Augen, hält ihn in Schach. Albert hängt dabei schwer an ihrem Rock.
    »Das Mensch hat mich gestochen! Schau her, wie ich blute! Na warte, dir werd ich’s zeigen!«
    Der Bursche steht kaum mehr als eine Armlänge von ihr entfernt. Sie hört nur auf Alberts Weinen, bemerkt den Zweiten erst, als der ausholt und ihr mit einer Flasche über den Kopf schlägt. Das Messer fälltzu Boden. Afra taumelt, kann sich gerade noch am Tisch festhalten. Sie versucht, wieder auf die Beine zu kommen. Rappelt sich auf, dann trifft sie ein zweiter Schlag. Die Stimme des Kindes überschlägt sich, es will noch näher zur Mutter. Einer der beiden packt Albert, zerrt ihn fort, schleudert ihn achtlos wie eine Puppe in die Ecke, wo er wimmernd liegen bleibt. Afra klammert sich an den Beinen des Angreifers fest. Der tritt mit den Füßen nach ihr. Stößt sie weg. Schlägt erneut auf sie ein. Mit letzter Kraft schleppt sich Afra hinüber zum Sofa, krallt sich mit beiden Händen fest und versucht sich hochzuziehen. Blut läuft ihr über das Gesicht.
    Nur noch schemenhaft nimmt sie wahr, wie einer der beiden Angreifer sie auf das Sofa stößt und ein weiteres Mal auf sie einschlägt. Dann wird es ganz schwarz vor ihren Augen.

Aus der Aussage Matthias Karrers, Hausierer und Scherenschleifer, 18 Jahre nach den Ereignissen
    W ie ich gemerkt hab, dass der Wackes den Gendarmen ausgekommen ist und nur der Otto und ich haben dran glauben müssen, da hat mich die ganze Sache schon sakrisch gewurmt. Ich hatte einen Mordsgrant auf den Franzosen. Erst redet er gescheit daher, und dann lässt er uns sitzen. Haut ab, weil er Mores hat, weil er Schiss hat! Und so einer redet Tag und Nacht von der Legion und dass man dort Mumm in den Knochen braucht! Ich hab dem Otto gesagt, was ich von seinem Freund halt, nämlich dass er ein Haderlump ist, ein windiger. Keine Ehre im Leib.
    »Er hat uns im Stich gelassen, wie wir ihn gebraucht hätten, so was macht man nicht. Das ist schofel.«
    Hab ich dem Otto gesagt.
    Erst hat es der Otto es nicht hören wollen und ich »soll mein Maul halten«, doch nach und nach hat auch er seinen Grant auf den Wackes herausgelassen. Er hat angefangen zu erzählen, was er mit dem Franzosen schon alles erlebt hat und dass es nicht das erste Mal war, dass sie wo eingestiegen sind, und wie froh er eigentlich ist, nicht mehr mit ihm zusammen zu sein.
    »Der Wackes ist ein wilder Hund. Weißt, es hat auch sein Gutes, dass sie mich jetzt erwischt haben, sonst hätte es noch schlimm enden können mit mir. Auch wenn er jetzt abgehauen ist, aber bei dem da

Weitere Kostenlose Bücher