Finsterau
suchen, das wir hätten mitnehmen können. Der Teigaff hat uns gestellt. Wann dir einer eine Schrotflinte unter die Nase hält, dann weißt, dass es jetzt an der Zeit ist, stillzuhalten. Bis wir uns umgeschaut haben, waren schon die Schutzmänner da und haben uns mitgenommen. Der Wackes, der Hund, war weg. So sind nur der Otto und ich in den Hafen einpassiert.
Hetsch
D as Gespräch mit der Afra war alles andere als gut gelaufen. Hetsch stürmte, mit sich selbst lamentierend und hadernd, durch den Wald. Er ärgerte sich, warum wollte sie ihn nicht haben? Sie hatte sich doch auch mit dem Franzosen eingelassen. Nur wegen seines kurzen Beines? Er war einer der größten Bauern am Ort, eine wie die Afra, die konnte sich ihre zehn Finger abschlecken, so einen wie ihn würde die doch nie bekommen. Aber er war selber schuld, er hatte sich auch zu blöd angestellt. Mit jedem Schritt wuchs sein Grant. Was und wer war sie denn schon? Ein Franzosenflitscherl! Eine, die vorn und hinten nichts hatte und sich dann auch noch ein Kind hatte anhängen lassen. Wenn sie schon einen ledigen Bankert hatte, dann halt wenigstens von einem Hiesigen. Aber so? Eine Schnalle war sie, die Afra. Ein ganz ein billiges Weib. Und er war auch noch so dumm gewesen und hatte sich einschüchtern lassen. Eine Gosche hatte er sich anhängen lassen und davongelaufen war er, wie ein kleiner Schulbub. Weil er Schiss hatte vor der Zaunerin. Ein Lapp war er, ein Lalli. Dabei hatte erTheres doch gar nicht zu Gesicht bekommen. Und wenn? Was konnte sie schon dagegen haben? Hungerleider, Häusler, froh müssten sie doch sein, dass er die Afra haben wollte, mitsamt dem Bankerten. Eine Sorge weniger hätte sie dann. Bei denen schaute doch Tag und Nacht die Not zum Fenster heraus.
Hetsch hetzte durch den Wald. Die Luft war drückend, der Schweiß lief ihm den Rücken hinunter. Von Zeit zu Zeit wischte er sich mit dem Taschentuch die Stirn trocken. Er hätte die Sache anders anpacken müssen, ganz anders. Beim nächsten Mal würde er sich nicht so abwimmeln lassen. Da würde er Nägel mit Köpfen machen. Aber wer weiß, wann sich wieder so eine Gelegenheit bot und wann er wieder den Mut dazu hatte. Das konnte dauern, warum noch warten? Er würde gleich noch einmal zurückgehen. Es hatte keinen Aufschub mehr, er wollte es jetzt wissen. Jetzt auf der Stelle.
Hetsch blieb stehen, er wollte zurück nach Finsterau. Er würde die Afra noch einmal zu Rede stellen, würde so lange bleiben, bis sie ja sagte, ja sagen musste. Und wenn nicht, dann sollte sie was erleben. Einer wie er, der würde sich nicht noch ein weiteres Mal vorführen lassen. Was wollte sie überhaupt? Sie konnte froh sein, dass er um sie warb. Er würde ihr schon zeigen, dass man so nicht mit ihm umging. So nicht! Ganz genau so würde er es machen.
Afra
I n der Kammer liegen die Scherben der Vase bis unter das Bett verteilt. Afra bückt sich und kehrt mit dem kleinen Handbesen die Bruchstücke darunter hervor. In Gedanken ist sie bei dem Kind in der Küche, sie hat Angst, es könnte trotz des Verbotes aufstehen und hinüber zum Küchenherd laufen. Mit einem Ohr lauscht sie daher angespannt jedem Geräusch.
Wo der Vater nur bleibt? Es ist schon spät, er müsste auch gleich nach Hause kommen. Sie hört Schritte im Flur, ein kurzes Rascheln, dann wird die Tür zur Küche aufgemacht. Afra ist sich sicher, an den Schritten den Vater zu erkennen. Sie ist erleichtert, Albert ist nun nicht mehr allein in der Küche, der Vater wird ein Auge auf ihn haben.
Mit einem Mal hört sie das Kind weinen. Sie lässt alles stehen und liegen, so schnell als irgend möglich läuft sie hinüber in die Küche. Die Hand noch an der Klinke, die Tür halb offen, sieht sie den Buben in der Ecke gleich neben der Bank am Boden kauern. Rotz und Tränen laufen über sein Gesicht.
»Was ist los, Albert? Hast du dir wehgetan?«
Afra eilt auf ihn zu, sie beugt sich zu dem weinenden Kind hinunter, möchte es trösten. Aus dem Augenwinkel nimmt sie die Person wahr, die noch mit im Raum steht. Es ist nicht der Vater. Sie wendet den Kopf zur Seite, mit dem Rücken zum Büfett steht der andere Wanderbursche, der, der sie gestern noch so an den Vater des Kindes erinnert hat. Afra versteht zuerst nicht, was vorgeht, hat sie doch am Klang der Schritte geglaubt ihren eigenen Vater erkannt zu haben, dann sieht sie die offenen Türen und Schubladen. Sie richtet sich auf, streckt sich, geht einen Schritt auf den Burschen zu.
»Was suchst da?
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