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Finstere Gründe

Finstere Gründe

Titel: Finstere Gründe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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aus der Ilias hatten die Brüder und Verwandten von Sarpedon seinen Körper begraben, mit Erdhügel und Säule, in dem reichen, weiten Land Lykien. Ja! Es war schicklich, einen Grabstein zu haben, mit einem Namen darauf. Aber es gab all diese furchteinflößenden Geschichten — Geschichten über Menschen, die verfrüht begraben worden waren und in ungeheurem Entsetzen erzitternd aufwachten, den unbeweglichen Deckel des Sarges nur wenige Zoll über ihnen. Nein! Verbrennen war gewiß besser als Begraben... Morse hatte keine Ahnung, was geschah, wenn die Vorhänge sich über den leichten Holzsärgen in den Krematorien schlossen... wie die Vorhänge am Ende der Götterdämmerung , vom Klatschen natürlich abgesehen. Alles schnell erledigt, und wenn jemand deine vergängliche Asche über der Gedächtnisstätte ausstreuen wollte — nun, das tat vielleicht auch den Rosen gut. Er hätte auch nichts gegen ein oder zwei Hymnen. vielleicht. Eine schöne Melodie. Solange es keine Gebete gab und keine Abweichung von der Bibelübersetzung von 1611... Vielleicht hatte Max es richtig gemacht, die Wahl zwischen Beerdigung und Verbrennung geschickt umgangen: Der clevere alte Junge hatte seinen Körper dem Krankenhaus vermacht, und die Chancen waren groß, daß das eine oder das andere seiner Organe ihnen reichlich zu denken gab. Haha!
    Morse lächelte in sich hinein, und als er plötzlich aufsah, stand Strange in der Tür.
    «Privater Witz, Morse?»
    «Oh, es ist nichts, Sir.»
    «Kommen Sie schon. Das Leben ist hart genug.»
    «Ich dachte gerade an Max’ Leber...»
    «Kein schöner Anblick!»
    «Nein.»
    «Sie nehmen es sich ein bißchen sehr zu Herzen, nicht wahr? Das mit Max, meine ich.»
    «Ein bißchen, vielleicht.»
    «Haben Sie schon das Neueste gesehen?»
    Strange schob ein Exemplar der Times über den Tisch, mit einer kurzen Notiz auf der Titelseite, die die Leser informierte, daß .
    «Irgend etwas, was uns weiterhilft?» fragte Morse zweifelnd und schlug die Zeitung auf.
    «Kaum der Rede wert, wenn Sie mich fragen», erwiderte Strange.
    Morse sah hinunter auf Seite 13:

    Von Mr. Anthony Beaulah

    Sir, wie bei dem Text eines frühgriechischen Liebesgedichts hat man bei den Versen über die schwedische Studentin den Eindruck, es sei so erschöpfend über sie nachgedacht worden, daß vielleicht nicht mehr viel zu sagen bleibt. Und vielleicht ist die Suche bereits beendet. Aber es gibt noch einen wichtigen (doch sicherlich?) Aspekt der Verse, der bisher nur wenig Beachtung gefunden hat. Die Verbindung von dem mit der (Zeilen 9 und 12) ist zwar erwähnt worden, aber in nicht-spezifischem Zusammenhang. Nach meiner Ansicht, Sir, sollte man den Tiger (die Katze) vielleicht interpretieren als auf Autofahrer in der Dunkelheit zurückstarrend. Und die brillant einfache Erfindung, die schon seit langem den von der Dunkelheit überraschten Fahrer durch den oft zitierten Wald der Nacht (William Blake) gesteuert hat? Katzenaugen! (Leuchtnägel)
    Ich selbst lebe zu weit entfernt von Oxford, als daß ich eine solche These überprüfen könnte. Aber könnte die Polizei dies nicht als echten Hinweis betrachten und nach einem Stück Straße suchen (in oder bei Wytham?), wo vor kurzem Leuchtnägel angebracht worden sind?

    Mit freundlichen Grüßen
    ANTHONY BEAULAH
    Felsted School
    Essex

    «Hat es Sinn, Lewis darauf anzusetzen?» fragte Strange, als Morse den Brief gelesen hatte.
    «Nicht heute vormittag, Sir. Wenn Sie sich erinnern, er, äh, macht Ferien.» Morse warf einen Blick auf seine Uhr. «In diesem Augenblick sieht er wahrscheinlich auf Jütland hinunter.»
    «Warum sind Sie nicht geflogen, Morse? All die schwedischen blonden Mädchen und so...»
    «Ich dachte, es sei eine gute Erfahrung für ihn.»
    «Hm.»
    Eine Weile schwiegen sie beide. Dann nahm Strange seine Zeitung an sich und stand auf.
    «Haben Sie schon ein Testament gemacht, Morse?»
    «Ich habe nicht viel zu vererben, eigentlich.»
    «All Ihre Platten zum Beispiel?»
    «Etwas überholt, fürchte ich. Wir kaufen heute alle CDs.»
    «Vielleicht sind die auch bald überholt.»
    Morse nickte. Strange machte selten so scharfsinnige Bemerkungen.

Kapitel achtunddreißig

    Es macht die Menschen stärker, wenn sie

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