Finstere Gründe
abend wieder. Toll!!! Was fürn Heuler was für ne Schönheit. Ich war noch nie so aufgeregt.
Und dann die letzte Eintragung, vierzehn Tage später:
Ende Aus Vorbei! Wir haben es nicht gewollt, keiner von uns nicht. Die Schreie hörten sich an wie die Reifen aber wir haben es nicht gewollt.
Margaret Daley schaute noch einmal auf das Datum, Sonnabend, 18. Juli. Das Herz wurde ihr wieder schwer, und in ihrem Elend wünschte sie, daß sie tot wäre.
Kapitel dreiundvierzig
Es sind nicht die kriminellen Dinge, die am schwersten zu beichten sind, sondern jene Dinge, deren wir uns schämen
(Rousseau, Bekenntnisse)
Mrs. Margaret Daley parkte ihren weißen Mini auf dem Macadamplatz () eben oberhalb von St. Michael and All Angels am nördlichen Ende der Woodstock Road in Oxford, einem weißen, mit Kieselsteinen gesprenkelten Gebäude mit einem spitzwinkligen Dach, dessen höchste Stelle von einem kleinen Steinkreuz überragt wurde. Obwohl sie nicht regelmäßig zur Kirche ging— etwa einmal im Monat und gelegentlich zum Oster-, Pfingst- oder Weihnachtsgottesdienst —, war Margarets Gesicht hier nicht unbekannt, und am Morgen von Sonntag, dem 26. Juli, wechselte sie halblächelnd ein paar Grüße, jedoch nur wenige, denn die Gemeinde war für das erste Hochamt um 8 Uhr dünn vertreten.
Das Auto gehörte eigentlich George, aber er benutzte so oft den Kombiwagen von Blenheim, daß sie den Wagen fast immer benutzen konnte, und besonders an Sonntagvormittagen. Es waren nur sehr wenige Autos unterwegs gewesen, als sie die Schnellstraße zum Pear Tree-Kreisverkehr hinunterfuhr, zutiefst von quälenden Gedanken in Anspruch genommen.
Es hatte vor zwei Jahren begonnen, als George das Videogerät gekauft hatte, überraschend, weil er kein besonderer Fernseh-Fan war und an den meisten Abenden eine Halbe in der Sonne der Seifenoper vorzog. Aber er hatte ein Videogerät gekauft und dann ein paar Videobänder — die Höhepunkte großer Sportereignisse hauptsächlich: Englands Sieg im World-Cup 1966, Bothams Wundertaten gegen die Australier — solche Sachen. Das Gerät war recht kompliziert, und von Anfang an war es für jedermann streng verboten, es ohne seiner Lordschaft Genehmigung und Überwachung zu bedienen. Es war sein Spielzeug. Diese Besitzgier hatte den jungen Philip geärgert, aber das Problem löste sich zufriedenstellend, als der Junge zu seinem fünfzehnten Geburtstag ein kleines eigenes tragbares Fernsehgerät bekam. Doch trotz seiner wachsenden Sammlung von Bändern sah ihr Ehemann diese selten an. Das dachte sie jedenfalls. Nach und nach war ihr jedoch klargeworden, daß er sich die Bänder schon ansah — wenn sie nicht zu Hause war, und im besonderen bei den zwei Abenden in der Woche, an denen sie regelmäßig wegging: Aerobics dienstags und Women’s Institute donnerstags. An einem Dienstagabend hatte sie sich unwohl und fiebrig gefühlt und den Kursus vorzeitig verlassen, und als sie nach Hause kam, sprang ihr Ehemann hastig von seinem Platz auf dem Boden neben dem Bildschirm auf, stellte das Videogerät ab und das ITV-Programm ein und nahm das Band heraus. Am nächsten Tag, als er arbeitete, brachte sie es fertig, zum erstenmal, das elende Ding in Betrieb zu setzen, und sah einige Minuten lang eindeutige und (für sie) scheußliche, abstoßende Pornographie. Aber sie hatte nichts gesagt, hatte noch immer nichts gesagt.
Andere Dinge fügten sich ein. Etwa einmal alle drei Wochen befand sich ein einfacher brauner DIN-A4-Umschlag unter Georges begrenzter Post, der, wie sie vermutete, irgendein Magazin von dreißig bis vierzig Seiten enthielt. Häufig kam die Post, bevor George zur Arbeit ging, aber als sie sich einmal verspätete, benutzte Margaret die Gelegenheit, die Briefklappe über Dampf zu öffnen, und sie entdeckte mehr als genug, um ihren Verdacht zu bestätigen. Aber wieder sagte sie nichts, hatte noch immer nichts gesagt und würde auch nichts sagen. Denn obwohl es die Hälfte ihrer Probleme war, war es die Hälfte, die sie leichter ertragen konnte...
Vielleicht war alles etwas leichter, als sie an jenem frühen Sonntagmorgen der Ordnung der Messe folgte und sich dabei nach den vertrauten Kreuzwegstationen umsah, während sie in einer der hinteren Bänke saß. Sie selbst konnte kaum Latein — nur was sie als junges Mädchen in den katholischen Gottesdiensten in der Douay Martyrs’ Secondary School in Solihull gelernt hatte. Und besonders hatte ihr der Klang von
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